Der Wal von Nordstrand

Autor: ehemaliges Mitglied



Nun ist auch der dritte Pottwal an Land gebracht worden. Ein Riese von einem Meeressäuger, zwar nicht der größte, aber immerhin zehn Meter siebzig lang. Ein Jungbulle, der mit elf Artgenossen sich vom Atlantik kommend in die Nordsee verschwommen hatte, die nun mal zu flach ist für die großen Tiere. Sie finden kein Futter in der Nordsee. Ihr Lieblingsfressen, die Riesenkalmare, holen sie sich normalerweise aus über einem Kilometer Tiefe. Und bei Ebbe kann es passieren, dass die Pottwale auf einer Sandbank stranden, wo sie dann verenden. Was tatsächlich mit dieser Gruppe passiert ist, muss erst noch herausgefunden werden.

Nun also hat die "Odin" den dritten toten Pottwal in den Hafen Holmer Siel auf Nordstrand geschleppt. Ein Traktor hat das etliche Tonnen schwere Tier rausgezogen. Nun kann das Fleisch dort nicht einfach verwesen; es muss entsorgt werden. Für das Skelett gibt es vielleicht Museen, die die Knochen, nachdem sie präpariert worden sind, ausstellen. Zum Staunen. Auf jeden Fall ist ein Mensch verglichen mit so einem Meeresriesen ein Winzling. Kaum vorzustellen, dass vor 150 Jahren Wale von kleinen Booten aus gejagt wurden. Sie waren sehr wertvoll: Tran für Straßenlaternen und Medizin, Walrat für Kosmetika, Barten für Korsetts und Regenschirme, Fleisch und Speck zum Essen, Knochen für Seife, Zähne wie Elfenbein für Schmuck, ...

Es sind viele neugierige "Sehleute" gekommen. Manche von weit her.
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Der vordere Teil des Pottwals in Holmer Siel auf der Insel Nordstrand.
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Der hintere Teil mit der Fluke.
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An Land liegt das Tier jetzt auf der Seite. Hier ist der Unterkiefer mit den Zähnen zu sehen. Im Oberkiefer sind keine Zähne, dafür Löcher, in die die Zähne vom Unterkiefer passen.
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Ein Pottwalzahn. (Von einem anderen Tier.) So ein Zahn ist massiv und wiegt ganz schön was.
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Die Spezialisten kommen dazu. Sie haben Messgeräte dabei, Messer, Kisten, Bottiche....
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Zuerst werden auf dem Rücken große Schnitte längs und quer gemacht.
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Es werden auch Löcher gebohrt, damit Gase aus dem Inneren entweichen können. Das hört sich an wie ein überdimensionaler F... und ist noch in über 50 Metern Entfernung zu hören (und zu riechen).
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Das Tier wird vermessen. Man muss sogar eine Leiter anstellen, damit man alle Daten bekommt.
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Dann werden die Speckteile streifenweise abgetrennt. Dazu müssen die Messer immer wieder nachgeschärft werden. Ein Kran muss helfen. Mit einem Draht wird ein Haut- und -speckteil angehoben. Dann wird mit dem Messer nach und nach das Fleisch vom Speck getrennt. Dann zieht der Kran das Teil hoch und weg, und ein zweiter Kran nimmt das Teil auf und entsorgt es in die bereit stehenden Container, die später zur Abdeckerei nach Jagel transportiert werden.
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Die beiden Greiferkräne im Zusammenspiel
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Ein Streifen Speck wird abgetrennt, hochgezogen und abgelegt.
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Inzwischen zieht immer mehr Nebel auf.
Das Fernsehen ist auch dabei. Der NDR braucht die Aufnahmen für den abendlichen Regionalbericht.
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Bei der Arbeit. Später muss die Wirbelsäule angehoben, der ganze Pottwal auf die andere Seite gedreht werden.
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Die Odin, die die drei Kadaver bei auflaufender Flut hierhin geschleppt hat. Vorgestern die ersten beiden.
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Obelix, der Kraftprotz, Symbol der Odin und ihrer Besatzung, und Verzierung am Schiff.
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Eine Reihe Publikumsbetreuer sind auch zur Stelle. Sie passen auf, dass die Schaulustigen hinter der Absperrung bleiben, also die Arbeiten nicht behindern. Sie sind kompetent und können viele Fragen zu Walen allgemein und auch speziell zu diesem Wal beantworten.
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Natürlich müssen die Kaianlagen von den Schleifspuren gesäubert werden. Das Zerlegen eines Wales ist bestimmt keine angenehme Arbeit.
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