Der schreibende Mitmensch!
Der Mensch ist schon ein seltsames Wesen. Er scheint immer auf der Suche nach Ruhe zu sein und in dieser Suche fällt er in eine Rastlosigkeit, die sehr oft in einer Unzufriedenheit mündet.
Die unzähligen Vorher-und Nachher-Illustrationen kennen wir alle aus entsprechender Werbung. Sie gaukeln uns einen Effekt vor, der dann niemals real werden kann, sie sind ein reines Produkt der Fantasie, mit der uns mitgeteilt werden soll, was alles geschehen könnte, wenn wir nur das entsprechende Produkt erwerben.
Oft kann das auch sehr spannend sein und oft auch inspirierend, auch ich ertappe mich manchmal dabei, einige Einfälle herauszukramen und sie dann in die Tat umzusetzen. Ich denke, daran ist auch gar nichts Merkwürdiges. Haben wir uns nicht auch schon oft gefreut, wenn unsere eigene Kreativität einen Anstoß bekommen hat, die dann in eine Schaffenskraft mündete?
Wir standen dann später vor dem vollendeten Ende dieses Schaffens und waren voll zufrieden mit unserem Tun, oft auch ein bisschen stolz auf das Geschaffene. Ist es nicht so, dass man sich auch ein wenig bestätigt vorkommen darf, wenn etwas gelingt, auch wenn der Anstoß dazu von außen kommt? Alles, was wir mit unseren eigenen Händen schaffen, hat für uns selbst doch einen ganz besonderen Wert. Allerdings wird dies meines Erachtens dann sehr bedenklich, wenn dieses Schaffen - ob nun von außen angefacht oder aus der eigenen Unrast heraus - zu einer zwanghaften Haltung wird, die von Ruhelosigkeit und Unrast gespeist, sich durch alle Bereiche des Lebens bemerkbar macht.
Solch eine unstete Hektik kann ganz schnell die Form einer Dependenz annehmen.
Mir fällt das schon des Öfteren in den Blogs auf. Da findet man bei manchen Bloggern eine Betriebsamkeit, die fast unerklärlich ist. Für so manchen Menschen scheint der Ausspruch »Stillstand ist Rückschritt« die Lebensmaxime zu sein. Immer auf der Suche nach dem Neuesten, immer in Sorge, etwas zu verpassen und unablässig angetrieben von dem Gedanken, aus dem eigenen Leben das Allermöglichste heraus zu holen.
All das, was ›Vorher‹ war, scheint nur noch verbesserungswürdig zu sein, jedes ›Nachher‹ wird zu einer unabdingbaren Anstrengung, in welchem Lebensbereich es auch immer sein mag. Dann jedoch, sobald das gesteckte Ziel erreicht ist, offenbart sich alsbald die nächste Bedingung, die erfüllt werden muss. Der ganze Ablauf wird somit zu einem Zwang, den es stets von Neuem zu erfüllen gilt. Unter diesem Aspekt stellt sich mir dann doch die Frage nach der Ruhe und der Muße, um das Geleistete bzw. das Geschaffene auch genießen zu können.
Wo bleibt dann die Zeit, dass dem Erfolg einer Tätigkeit die Anerkennung zuteil wird, die es verdient hat? Wo die Gelassenheit, sein Leben nach den eigenen Wünschen zu gestalten, auch wenn diese Vorstellungen nicht der landläufigen Meinung oder Mode entsprechen?
Es gibt so manches Mal bei mir den Wunsch, dem Einen oder Anderen mehr Mut zu wünschen, um an das zu glauben, was er tut. Aber auch daran, dass es manches Mal mehr als genug ist, was er geschaffen hat; dass nicht immer wieder zum gleichen Thema etwas Neues hinzugefügt werden muss, weil es dann nämlich keine neue Nachricht mehr ist, sondern nur noch eine bedeutungslose Aussage.
Dieses Phänomen stelle ich mehr und mehr in den sozialen Netzwerken fest, wie z.B. bei »Twitter«. Viele der Schreiber machen sich nicht mehr frei von all den Faktoren, nach denen wir alle zu gern unsere Umwelt einstufen und oft auch nach Gesichtspunkten kritisieren und zensieren, weil sie nicht den unsrigen entsprechen. Es geschieht immer weniger, dass ein Mensch als selbstständige wertvolle Persönlichkeit wahrgenommen wird; leider immer öfter nur als ein Objekt, an dem man den eigenen Frust loswerden kann!
Stillstand muss doch kein Rückschritt sein! Wenn der Geist, der den Schreiber beseelt, wach und frei bleibt und sich nicht dem unterordnet, das man den Zeitgeschmack nennt. Dann kann man auch innovativ sein, zielstrebig dem Thema nachgehen, ohne sich ständig wiederholen zu müssen. Innovation heißt doch auch »Erneuerung« und kann durchaus bedeuten, dass man eigene Wege gehen kann, ohne auf den Zeitgeschmack oder dem modebewussten Trend folgen zu müssen.
Das ist schwer, sicherlich, aber durchaus machbar. Bewusste Schreib - und auch Veröffentlichungspausen sollte man einhalten und nicht immer nur schreiben, um ja nicht vergessen zu werden, das wäre das Nonplusultra der Blogger!
Keiner muss sich durch fremdbestimmte Maßstäbe gängeln lassen. Dabei sein um des Dabeiseins willen? Wenn das die neue Wertschätzung ist, bleibe ich gern außen vor!
Peter Ustinov sagte einmal: "Schreiben ist hart; man kommt leider nur schwer dahinter, wann man aufhören muss."
©hcglux
Kommentare (9)
Liebe Brigitte -
natürlich, Einsamkeit kann für ältere Menschen ein Problem sein, zugegeben. Ich denke dennoch, dass dies nicht der Hauptgrund ist, sich mitzuteilen.
Viele der Großeltern-Generation haben nur noch wenige Zuhörer für ihre Erlebnisse. Wen z.B. interessieren die Fakten, Leiden und Freuden noch, die ihre Vorfahren einst erlebten? Erst die Kindes- Kinder zeigen wieder, dass die Vergangenheit interessant sein kann!
Wem also soll ein alter Mensch noch etwas mitteilen? Da ist es doch von Vorteil, dass es die Möglichkeit gibt, sich so einfach mitzuteilen. Vor 50 Jahren war es bedeutend schwieriger für die Alten, ihre Erfahrungen jemanden zu übermitteln.
Es gab Brieffreundschaften, gewiss, (und diese waren fester als heute die sogenannten Freundschaften sind.) aber es lief doch alles viel langsamer und gemütlicher ab als heute.
Und dann: Wenn man älter wird als manch andere frühere Bekannte, wird man automatisch einsamer! Es ist niemand mehr da, den noch interessiert, was man fühlt! Ist denn jeder, der allein ist, automatisch einsam? Das bezweifle ich.
Und- zum Schluss - manchmal ist es auch von Vorteil, die Klappe zu halten,
oder???😉
Ich grüße Dich
Horst
@Pan
Man soll ja nicht immer sagen, lieber Horst, früher war alles besser. Aber mich beschleicht doch ein leises Bedauern, dass es hier nicht mehr wie früher ist. Es gab nur einen einzigen Störenfried 😁 und das, was eingestellt wurde, war meistens lesenswert. Manchmal möchte man heute sagen: Da wendet sich der Gast mit Grausen.
Lieben Gruß
Brigitte
@Roxanna
du weisst es sicher von mir, es gibt Zeiten, da könnte ich ständig was beitragen, dann wieder Stillstände, es pendelt. Ich denke anderen könnte es genauso gehen. Aber die Gedanken von Pan sind immer interessant.
@JuergenS
Regelmäßig, lieber Juergen haben wir dieses Problem, dass man in den Blogs sozusagen verdrängt wird mit seinem Beitrag, weil jemand danach mehrere hintereinander einstellt. Es wird immer wieder thematisiert, aber wenn es nicht als Regel festgehalten wird, nur ein Blog pro Tag aus Rücksicht auf die anderen sich hier Beteiligenden, wird sich das immer wiederholen, sobald sich auch neue User hier anmelden, denen die Gepflogenheiten hier noch nicht bekannt sind.
Gruß
Brigitte
Guten Abend Pan,
Ich bin neu hier und wusele mich gerade so in den Themen und
Chats durch. Schade, dass in den Chats kaum Jemand zu sehen
ist. Es kann natürlich sein, dass die Chats sich erst am späteren
Abend füllen.
Ich zitiere Dich mal: " Stillstand muss doch kein Rückschritt sein! Wenn der Geist, der den Schreiber beseelt, wach und frei bleibt und sich nicht dem unterordnet, das man den Zeitgeschmack nennt. Dann kann man auch innovativ sein, zielstrebig dem Thema nachgehen, ohne sich ständig wiederholen zu müssen." Zitat Ende!
Gut, dass ich Deinen Beitrag gleich gelesen habe, dann kann ich mich
danach richten! Was meinst Du, wie viele Beiträge ich wöchentlich
schreiben darf, ohne in Ungnade zu fallen?
"Seniorentreff" bedeutet für mich: Dass ich, sicher wie viele Andere
nicht mehr an Allem teilnehmen kann! Krankheiten und die dazu-
gehörigen Medikamente hemmen oft den Tagesablauf!
Denke bitte nicht, dass ich Dir jetzt meine Krankengeschichten
erzählen will, ganz gewiss nicht! Aber vielleicht hast Du doch noch
ein bißchen Verständnis für die Mitglieder, die nicht mehr so fit
sind.
Mein Profil werde ich ausfüllen, wenn ich mich entschieden habe,
länger hier zu bleiben.
Herzlichen Gruß
Friedel
@Pan, leider habe ich Deinen Beitrag erst jetzt gelesen (ich muss noch viel lernen)! Vielen Dank für Dein "Willkommen" und Deine Zeilen!
Eins habe ich tatsächlich gleich gelernt: Nicht nur den vermeintlichen "letzten
Beitrag" zu lesen, sondern auch weiter schauen.
Denn es passiert auch "alten Hasen" (womit ich nicht das Alter meine! Bitte nicht falsch verstehen!) gleich mehrere Beiträge hintereinander zu schreiben!
Kann ja mal passieren!👋👌
Gruß Friedel1900
@Friedel1900 Herzlich willkommen!
Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Jeder darf so viel posten, wie er mag! Es ist halt so, dass Beiträge, die täglich eingesetzt werden, alle vorherigen sofort nach hinten schieben. wenn Du also 6 davon hintereinander postest, sind alle anderen sofort aus dem Blickfeld verschwunden!
Schreib so viel Du magst - nur möglichst nicht alles hintereinander an einem Tag, das wäre mein Rat ...
Auif gutes Gelingen und dass Du viel Freude bei uns hast -
es grüßt Dich
Pan
PS: Chats sind nicht so mein Ding -
vielleicht fragst Du jemand, der sich auskennt?
Immer wieder, lieber Horst, hättest du mich beim Lesen deiner Ausführungen zustimmend nicken sehen können.
Möglicherweise, diesen Aspekt möchte ich noch hinzufügen, geht es auch um das gesehen werden. Ich hatte mal einen Blog eingestellt mit dem Titel "Ich sehe dich". Ist es nicht so, dass jeder Mensch wahrgenommen und gesehen werden will, was auch wichtig ist für das soziale Miteinander, ja sogar für die seelische Gesundheit eines jeden. Bleiben Reaktion auf Eingestelltes aus, entsteht vielleicht manchmal der Druck immer mehr zu machen, damit man doch endlich gesehen werden möge.
Ich denke, dass gerade in diesen Zeiten viele Menschen auch unter Einsamkeit leiden, mehr oder weniger bewusst oder zugegeben. Wer gibt schon gerne zu, dass er/sie einsam ist. Heutzutage hat doch jeder einen riesigen Bekannten- und Freundeskreis oder Familie oder mindestens eine(n) Partner(in). Wer einsam ist, mit dem stimmt doch etwas nicht 😌, wird vielleicht häufig gedacht.
Es gibt sicher noch viele andere Gründe, aber das könnte doch auch einer davon sein, meinst du nicht, fragt
Brigitte