Der Großvater und der Enkel


Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen musste sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch und die Augen wurden ihm nass. Einmal auch konnten seine zittrigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten,es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte nichts und seufzte nur.Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus musste er nun essen. Wie sie da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. "Was machst du da?" fragte der Vater. "Ich mache ein Tröglein," antwortete das Kind, "daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ichgroß bin." Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an. Fingen endlich an zu weinen, holten alsofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete. Ein Märchen der Brüder Grimm
Sie finden das Märchen zum Beispiel auf dieser Internetseite:
https://www.textlog.de/40116.html aber auch auf vielen weiteren Seiten.


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Kommentare (3)

ehemaliges Mitglied

Diese Geschichte bekam ich als Zehnjährige zu hören. Es war festgestellt worden, dass ich wegen Kurzsichtigkeit eine Brille brauchte. 1954 gab es leider keine Brillengestelle für Kinder. Mir mit meinem runden "Bumskopp" passte nur eine Herrenfassung und die kaufte mein Vater mir dann.

"Nun siehst du aus wie eine Juffer! Kriegst so bestimmt keinen Mann mit. Dann pflegst Du mich eben, wenn ich alt und zittrig bin, wenn ich aus dem Blechnapf essen muss ...!"

Dieses schlimme Szenario als Zehnjährige zu akzeptieren, von einem Vater, der uns Töchtern zuvor immer als ein Mann schien, der die Schönheiten des Lebens bevorzugte, selbst daran täglich als Friseur arbeitete, war schon eine böse Geschichte, die ich mein Leben lang nicht vergessen konnte. War ich doch die einzige Tochter, die eine Brille tragen musste.

Keine schöne Erinnerung denkt

Uschi

ehemaliges Mitglied

Diese Geschichte stand in meinem Lesebuch (etwa 3. oder 4. Schuljahr) und hat mich schon als Kind sehr beeindruckt. Danke, dass ich sie hier gerade noch mal lesen konnte.
LG Marijam

kleiber


Hallo Dehje...

habe dein kleines Märchen mit  Interesse gelesen...ich kannte es eigentlich
schon..........
Aber in jedem Märchen steckt eine Wahrheit ...

Habe immer schon gerne Märchen gelesen ...und immer noch gerne.

Schick dir liebe Grüsse ...Margit


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