Der geblümte Himmel
Wer sagt denn, dass der Himmel nicht bunt geblümt ist?
Mein Schatz behauptet dies jedenfalls manchmal! Ich gehe vor die Tür, schaue nach und bin doch enttäuscht.
Blumen sehe ich nur im Vorgarten der Nachbarin, die gerade verreisen will. Aber die kann ja nichts dafür. Während ich kopfschüttelnd den Himmel betrachte, hinterlässt unser Hund seine Duftmarke am Reifen ihres vollgepackten SUVs.
Der trägt diese Botschaft nun in die Welt hinaus, in Luzern erfährt morgen eine Hundedame, dass unser »Rex« gerade von einem verdorbenen Magen genesen ist. Macht sie sich nun Sorgen?
Ich denke eher: nein. Er hat sie ja nicht angerufen, der Akku des Mobils war leer.
Er jault leise. Der Hund, nicht der Akku.
Sicher sucht er auch den geblümten Himmel, nun wälzt er sich auf unserer Wiese. Ist doch schön, sich auf solch einer Wiese zu wälzen, denke ich.
Ich werde meinen Schatz fragen, ob sie die Blumen am Himmel wirklich gesehen hat und wenn ja, welche. Im Oktober blühen bei uns jedenfalls keine Tulpen, wir wohnen ja auch nicht in einem Gewächshaus in Noordwijkerhout, sondern in der Heide! Und da ist es auch schön, auch wenn die Tulpen bei uns Erika heißen und violett im August blühen. Aber auch nicht am Himmel, meine Liebste muss sich geirrt haben.
Hab' ich eigentlich die Flasche mit dem Apfelkorn weggestellt? Ich bin da mir nicht sicher. Vielleicht hat der Rex sie ja gefunden und deshalb war er krank?
Egal. Aber das gibt es doch nicht: der Himmel ist da hinten gewölbt. Warum denke ich jetzt an »Christa Wolf«?
Ah ja: Der geteilte Himmel ... War ganz gut, der Roman.
Geteilt, aber nicht geblümt. Ist doch schade, hätte das so gern gesehen.
Vielleicht ist er ja in Luzern bunt gemustert? In der Schweiz ist alles möglich.
Hat das denn noch niemand erforscht? Möglich, dass es ja darüber auch eine Doktorarbeit gibt? Muss doch mal googeln. Dann schreibe ich auch eine. Eine Doktorarbeit, meine ich. Über Nachrichten am Autoreifen, aus himmlischer Sicht!
Hat doch was.
»Rex, komm endlich rein!«
Da wälzt er sich zwischen den Rosen im Nachbargarten.
Kann ja sein - wer weiß das schon - das wäre sein Himmel? Schön bunt geblümt?
©by H.C.G.Lux
Kommentare (6)
diese geschicjte gefällt mir ganz besonders
und ich glaube dein sachatz hat recht
wenn ich im garten liege und in den himmel sehe
begegnen mit die herrlichsten dinge der natur
sogar elefanten
wieso soll es da keine blumen geben?
einen fröhlichen gruß hade
Ich komme gerade vom Himmel, d.h. vom 3. Stock meines Hauses, wo ich hinter meinen "Sonnenfenstern" im Herbst und Frühling die Wolken am Himmel beobachte, ideal von meiner verschiebbaren Liege aus. Ich habe früher mal eine ganze Serie von Blogs darüber geschrieben, über die Gestalten und Erscheinungen am Himmel, bis jemand meinte "Hör doch endlich auf mit deinen Wolkengespenstern". Seither genieße ich es still, es sei denn der Flugverkehr drängt sich dazwischen, dann fluche ich laut oder schreibe auch mal über das Kerosin, das da tonnenweise abgelassen wird.
Was einem nicht alles durch den Kopf gehen kann und wie Gedanken Sprünge machen können, das erzählst du wunderbar in dieser Geschichte, Horst. Mit Fantasie kann man im Himmel so manches entdecken. Schau mal, ich habe da irgendwann im Sommer zweie gesehen, die haben sich sogar geküsst. Kannst du sie sehen 😉?
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
Brigitte
Lieber Pan, wer hat nicht irgendwann im Leben mit unbeschreiblicher Freude erlebt, dass der „Himmel voller Geigen“ hängt und niemand würde wohl daran zweifeln, dass der verzückte „Seher“ ihre liebliche Melodie nicht hört... Ebenso kann so manch Verzückter ganz sicher auch wunderbare Blumen im Wallen der duftigen Wolken am Himmel sehen. – Und wer sie nicht sieht, bedarf nur noch der rechten Verzückung, gleich wes Grund diese auch sein könnte...
...zum wunderbar blauen, unendlich weiten Himmel schauend grüßt mit bunten Blumen im Sinn
Syrdal
Lieber Syrdal, ---
der Himmel, wie auch immer , kann immer voller Geigen und sonstigen Utensilien hängen. Es kommt nur auf die Aussicht an, finde ich.
Und immer - und das sage ich bewusst - schweben nach grauen Wolken ganz sicher auch Blümchen durch das Blau!
Auch ich weiß, wovon ich rede,
sagt Dir mit leisen Worten
Horst
Der Himmel wurde geschaffen, um darin Träume zu rekonstruieren!
Wehet der Sterne
heiliger Sinn
leis durch die Ferne
bis zu mir hin!
schrieb einst Clemens Brentano
Und damit grüße ich alle Rezensenten herzlich
mit einem Lächeln - Horst