De mortuis nil nisi bene
... Man weiss, dass keiner ewig lebt,
auch wenn er sehr am Leben klebt,
und selbst der schlimmste Missetäter
muss sterben, früher oder später.
Wenn man ihn dann zur Ruhe bettet,
wird, was nicht stimmte, gern geglättet.
So lernten wir´s schon in der Penne:
De mortuis nil nisi bene.
... Spät, aber doch entschläft ein Mann,
ein Meckerfritze und Tyrann.
Der letzte Gang wird gross gefeiert.
Die Witwe, tief unf schwarz verschleiert,
schluchzt in die Welt hinaus ihr Sehnen,
und reichlich fliessen ihre Tränen.
"Ich kann nicht anders, lieber Männe,
de mortuis nil nisi bene."
... Ein Frauenheld, der Herzen brach,
ihm brach nun selbst das Herze, ach.
Die vielen Witwen, die erschienen,
beherrschen mühsam ihre Mienen.
"Er war", spricht eine, "rücksichtslos,
jedoch in einem war er gross.
Ihr wisst genau, warum ich flenne.
De mortuis nil nise bene.
... Im Hühnerhof herrscht grosse Trauer.
Der Hahn jedoch ist furchtbar sauer:
Gerade jenes Haremsweib,
das er zu seinem Zeitvertreib,
sich wollte aus der Menge greifen,
starb unter einem Autoreifen.
"Du blödes Ding - - - geliebte Henne,
de mortuis nil nisi bene.
... Ein Schurke, besser, nur sein Rest,
sofern sich das begreifen lässt,
steht wartend vor dem Höllentor.
Der Satanspförtner tritt hervor.
"Heut ist geschlossen dies Verlies,
ich schicke dich ins Paradies,
auch wenn mein Chef erklärt, ich spänne.
De mortuis nil nisi bene".
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