das Küchenbuffet.............
ein wunderschöner Küchenschrank, so mit Gardinchen hinter den oberen verglasten Türen,
fein gestärkt mit selbstgemachten Kartoffelmehl und Rüschen ganz streng ausgebügelt. Aus hellem Holz, ich glaube es war Birke - nicht zu mächtig eher schlank.
Und der mußte beim Umzug mit.
In der neuen Wohnung beim Bäckermeister wurde festgestellt, daß in der mager eingerichteten Küche ebensolcher Küchenschrank stand. Nicht so fein - eher übermächtig - potthäßlich - wie meine Mutter befand und ich auch.
Da man keine Gefühle verletzen wollte, kam unser Küchenschrank zu mir ins Zimmer, ich hatte nichts dagegen. Ein Paradies für mich, meine Spielsachen dort hinein zu ordnen und vorallem die Schübe für Mehl, Salz und Zucker zu meiner kleinen Speisekammer zu machen.
Auch Maikäfer mußten darin schon übernachten.
Nicht für mich, nein für die Hühner, so als besonderes Geschenk.
Irgendwann wurden sich die beiden einig mit der Küchenumgestaltung.
Ich bekam den kleinen Küchentisch in mein Zimmer, das war mir recht, dort konnte ich wenigstens anständig Schularbeiten machen und der Küchenschrank flog raus. Dafür bekam ich noch den einzigen handgearbeiteten und eintürigen Kleiderschrank von meinem Urgroßvater. Das Ding war mein ganzer Stolz und die kleine grüne Couch aus unserer alten Wohnung. So langsam wurde es gemütlich in meiner kleinen Stube, nur die Gardinen fehlten noch. Mit viel Gerede und allen Mittelm habe ich sie meiner Mutter abgequatscht, genau die, die in unserem kleinen Wohnzimmer hingen, das mit der kleinen grünen Couch.
Jetzt war meine Welt perfekt. Meine Welt hatte ich mir selbst erstellt - es war gemütlich und der kleine Bullerofen in der Ecke, sorgte im Winter für angenehme Wärme.
Im Sommer saß ich bei offenen Fenster und machte meine Schulaufgaben und abends schloß ich die Gardinen und es war so früher, in dem kleinen Wohnzimmer mit dem grünen Kachelofen und der kleinen grünen Couch und den passenden Sesseln.
Es ist mein Reich geworden und man klopfte an.
Mein "Vati" war immer sehr erstaunt, wie ordentlich es bei mir war und immer so gemütlich, auch mit Blumen auf dem Tisch.
Wir saßen oft dort oben bei mir und erzählten, auch er über sich.
Im Sommer sollte er mich wecken, wenn er zur Backstube ging, dafür habe ich nachmittags keine Schularbeiten gemacht und ihm geholfen.
Im Winter sah das anders aus, wir saßen dann bei angenehmer Wärme am Wochenende in der Backstube und er war sehr erpicht darauf, mit mir Schularbeiten machen zu dürfen. Das wurde immer ein Riesenspaß - aber immer ein Test für mich. Test bestanden - ich durfte weiter helfen in der Backstube. Ich brachte ihm dann Russisch bei. Na, das war eine Pleite, er konnte besser russisch als ich. Er war jahrelang in russischer Kriegsgefangenschaft und korrigierte meinen Lehrer, oh Backe, da war der Teufel los. In Wirklichkeit habe ich nie russisch gelernt, denn diese Hausaufgaben hat immer "Vati" für mich gemacht. In der Schule schlurte ich mich so durch, so ein bißchen lilala. Es hat mmich auch nicht interessiert.
Viele Jahre später schrieb ich ihm mal einen Brief, halb russisch, halb französisch und es kam Antwort in halb russisch und halb französisch --------er war ein Sprachgenie.
Wir hätten uns länger kennen sollen - leider -
stand zwischen uns die Grenze der DDR.
Und der Küchenschrank ist irgendwo verendet, das edle Stück.
In memoriam
Euer Finchen
fein gestärkt mit selbstgemachten Kartoffelmehl und Rüschen ganz streng ausgebügelt. Aus hellem Holz, ich glaube es war Birke - nicht zu mächtig eher schlank.
Und der mußte beim Umzug mit.
In der neuen Wohnung beim Bäckermeister wurde festgestellt, daß in der mager eingerichteten Küche ebensolcher Küchenschrank stand. Nicht so fein - eher übermächtig - potthäßlich - wie meine Mutter befand und ich auch.
Da man keine Gefühle verletzen wollte, kam unser Küchenschrank zu mir ins Zimmer, ich hatte nichts dagegen. Ein Paradies für mich, meine Spielsachen dort hinein zu ordnen und vorallem die Schübe für Mehl, Salz und Zucker zu meiner kleinen Speisekammer zu machen.
Auch Maikäfer mußten darin schon übernachten.
Nicht für mich, nein für die Hühner, so als besonderes Geschenk.
Irgendwann wurden sich die beiden einig mit der Küchenumgestaltung.
Ich bekam den kleinen Küchentisch in mein Zimmer, das war mir recht, dort konnte ich wenigstens anständig Schularbeiten machen und der Küchenschrank flog raus. Dafür bekam ich noch den einzigen handgearbeiteten und eintürigen Kleiderschrank von meinem Urgroßvater. Das Ding war mein ganzer Stolz und die kleine grüne Couch aus unserer alten Wohnung. So langsam wurde es gemütlich in meiner kleinen Stube, nur die Gardinen fehlten noch. Mit viel Gerede und allen Mittelm habe ich sie meiner Mutter abgequatscht, genau die, die in unserem kleinen Wohnzimmer hingen, das mit der kleinen grünen Couch.
Jetzt war meine Welt perfekt. Meine Welt hatte ich mir selbst erstellt - es war gemütlich und der kleine Bullerofen in der Ecke, sorgte im Winter für angenehme Wärme.
Im Sommer saß ich bei offenen Fenster und machte meine Schulaufgaben und abends schloß ich die Gardinen und es war so früher, in dem kleinen Wohnzimmer mit dem grünen Kachelofen und der kleinen grünen Couch und den passenden Sesseln.
Es ist mein Reich geworden und man klopfte an.
Mein "Vati" war immer sehr erstaunt, wie ordentlich es bei mir war und immer so gemütlich, auch mit Blumen auf dem Tisch.
Wir saßen oft dort oben bei mir und erzählten, auch er über sich.
Im Sommer sollte er mich wecken, wenn er zur Backstube ging, dafür habe ich nachmittags keine Schularbeiten gemacht und ihm geholfen.
Im Winter sah das anders aus, wir saßen dann bei angenehmer Wärme am Wochenende in der Backstube und er war sehr erpicht darauf, mit mir Schularbeiten machen zu dürfen. Das wurde immer ein Riesenspaß - aber immer ein Test für mich. Test bestanden - ich durfte weiter helfen in der Backstube. Ich brachte ihm dann Russisch bei. Na, das war eine Pleite, er konnte besser russisch als ich. Er war jahrelang in russischer Kriegsgefangenschaft und korrigierte meinen Lehrer, oh Backe, da war der Teufel los. In Wirklichkeit habe ich nie russisch gelernt, denn diese Hausaufgaben hat immer "Vati" für mich gemacht. In der Schule schlurte ich mich so durch, so ein bißchen lilala. Es hat mmich auch nicht interessiert.
Viele Jahre später schrieb ich ihm mal einen Brief, halb russisch, halb französisch und es kam Antwort in halb russisch und halb französisch --------er war ein Sprachgenie.
Wir hätten uns länger kennen sollen - leider -
stand zwischen uns die Grenze der DDR.
Und der Küchenschrank ist irgendwo verendet, das edle Stück.
In memoriam
Euer Finchen
Kommentare (4)
anjeli
Du hast so schöne Erinnerungen aus deinem Schatzkästchen herausgeholt. Damit hast du mir
einen Denkanstoss gegeben und meine Erinnerungen wieder aufpoliert.
Wer hatte ihn nicht, den alten Küchenschrank. Ich habe noch einen kleinen Tisch, der
erste Tisch in meinem Jungmädchezimmer. Ich habe ihn immer noch und er steht im Keller.
Im Sommer darf er mal nach draussen, wenn ich auf meiner Sonnenliege, dann funktioniert
der als Ablage für Zeitschriften und Kaffeetasse und...
Er ist ja nun schon über 45 Jahre alt, aber ich finde ihn immer noch schön.
Du hast so schöne Erinnerungen an deinen "Vati" und ich lese sehr gerne, wenn du aus dem Nähkästchen plauderst.Du schreibst mit Witz und Charme und ich schwimme gerne mit
dir auf der Nostalgiewelle.
anjeli
einen Denkanstoss gegeben und meine Erinnerungen wieder aufpoliert.
Wer hatte ihn nicht, den alten Küchenschrank. Ich habe noch einen kleinen Tisch, der
erste Tisch in meinem Jungmädchezimmer. Ich habe ihn immer noch und er steht im Keller.
Im Sommer darf er mal nach draussen, wenn ich auf meiner Sonnenliege, dann funktioniert
der als Ablage für Zeitschriften und Kaffeetasse und...
Er ist ja nun schon über 45 Jahre alt, aber ich finde ihn immer noch schön.
Du hast so schöne Erinnerungen an deinen "Vati" und ich lese sehr gerne, wenn du aus dem Nähkästchen plauderst.Du schreibst mit Witz und Charme und ich schwimme gerne mit
dir auf der Nostalgiewelle.
anjeli
Traute
Ja die guten alten handgearbeiteten Möbel, heute schmeißt man alles nach Saison in den Sperrmüll. Früher hat man die Möbel vererbt.
Nur wenige haben ihre guten Stücke bewahrt und die sind nun wertvoller denn je.
Das eigene Stübchen kann ich Dir nachfühlen. Schön wenn die meisten Kinder jetzt ein Zimmer für sich haben dürfen.
Wir sollten uns viel öfter in der Vergangenheit umsehen um einschätzen zu können wie sich die Menschen(und wir) verändert haben und ob das zum Vorteil ist.
Ganz freundliche Grüße
Traute
Nur wenige haben ihre guten Stücke bewahrt und die sind nun wertvoller denn je.
Das eigene Stübchen kann ich Dir nachfühlen. Schön wenn die meisten Kinder jetzt ein Zimmer für sich haben dürfen.
Wir sollten uns viel öfter in der Vergangenheit umsehen um einschätzen zu können wie sich die Menschen(und wir) verändert haben und ob das zum Vorteil ist.
Ganz freundliche Grüße
Traute
salchen35
Wunderschöne Erinnerung,ich mochte di alten verglasten und mit Spitzen verschönten Küchenschränke, lang, lang ist das schon her. Danke für die Geschichte.LG Salchen
ähnlicher Art:Mein Opa hatte einen Privatwald und als seine drei Töchter geboren wurden
(meine Mutter und Tanten) pflanzte er bei jeder Geburt eine Eiche mit dem Satz:Daraus wird ihr Schlafzimmer geschreinert. Und so kam es auch. In unserm Besitz befindet sich noch ein Schrank und ein Bett,weit über 100 Jahre alt und stabil!!
stefanie