Das kleine Glück
Darum habe ich mich vor zwei Wochen entschlossen, ein Glückstagebuch zu führen, viele tägliche Momente, die mir das kleine Glück bewusst machen und dabei helfen, dem allgemeinen negativem Sog standzuhalten.
Wenn ich abends ins Bett gehe, überkommt mich jedesmal ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit. Ich habe ein warmes Bett, kann die Heizung andrehen, mein Kühlschrank ist gefüllt, ich habe ein Dach über dem Kopf, ein Telefon und einen PC. Ich muss keine Bombennächte fürchten, nicht frieren, fühle mich in meiner Seele geborgen und gut aufgehoben. Oft sitze ich bei Kerzenschein und meine Gedanken fließen ruhig und ich atme Liebe, Vertrauen und Zuversicht. Entspannt und wohlig einkuschelt strecke ich mich aus, und dann laufen die Bilder.
Mir fällt die Nachbarin ein, die mich lächelnd fragte, wie es mir geht, die Katze, die auf der Straße um meine Beine strich, der Busfahrer, der gewartet hat, bis ich an der Haltestelle war. Ich höre und fühle das Rascheln der Blätter unter meinen Füßen vom Spaziergang unter einem herrlichen Wolkenhimmel, während die herbstlichen Sonnenstrahlen mein Gesicht wärmen. Die Vögel singen, ungeachtet aller Sorgen, die Eichhörnchen spielen in den Bäumen, auch sie lassen sich nicht anstecken. Gestern bekam ich ein Päckchen mit Lebkuchen von einer lieben Freundin. Der Glaube an eine Schöpferkraft trägt mich durch diese kaputte, von Menschen gemachte Zeit.
All das ist tiefes Glück, das ich wahrnehme, mir innere Ruhe gibt und mich tief durchatmen lässt. Und es fließt so reichlich, dass ich davon noch abgeben kann, ohne dass es weiniger wird. Es bedeutet nicht stumpf zu werden, es ist eher ein gelassenes Wahrnehmen der Dinge, die ich nicht ändern kann. Aber es schützt mich vor Ärger, Wut, Resignation, die vergiften und schärft den Blick für das Wesentliche.
Und zu allem Überfluss, - ich habe Zeit -, ich kann, aber ich muss nichts. Kein Hadern über das, was ich gesundheitlich nicht mehr kann, sondern Freude über alles, was noch möglich ist und was ich durch einen wachen Geist noch auf - und annehmen kann.
Dankbare Menschen sind glücklicher, egal, was um uns geschieht. Es entwickelt sich dabei ein Gen, das den besten Schutz bietet für viele Widrigkeiten im Leben und die Immunabwehr stärkt.
Kommentare (5)
ja,
man muss nur mit offenen augen und offenem sinn
durchs leben gehen,
auch wenn jetzt die wege meist kürzer sind
herzliche grüße
hade
Danke
Ich weiß nicht von wem dieser Ausspruch stammt, aber er hat sich in mein Gedächtnis gebrannt:
Glück hängt nicht davon ab,
wer man ist oder was man besitzt,
es hängt nur davon ab,
was man denkt.
Das Wesentliche zu all deinen Sichten, Empfindungen und Beschreibungen ist erfasst in den Worten: „Der Glaube an eine Schöpferkraft trägt mich durch diese kaputte, von Menschen gemachte Zeit.“
Dies ist die immer und ewig alles bestimmende Wahrheit und Kraft !
Abendliche Grüße
Syrdal
Liebe Malina,
Dein "kleines Glück" empfinde ich als "GROSSES GLÜCK",
es war schon ein Glück es zu lesen, ganz besonders jetzt in der Zeit unserer Einschränkungen.
So kann ich ganz viel unterstreichen, von dem,was Du schreibst.
Ich habe es mir während des Lesens bewußt gemacht und spürte ein Lächeln und ein gutes, warmes Gefühl durchfuhr mich.
Das nenne ich auch Dankbarkeit
und Dir danke ich für Deine so wertvolle Erkenntnis, die Du hier mit uns teilst
bleibe weiterhin so positiv und vor allem g e s u n d
herzlichst
ladybird
Liebe Malina,
der Trick mit dem Glückstagebuch ist genial!!! Das sollten wir vielleicht alle mal führen.
Danke für Deinen Eintrag.
LG Jutta