Das Himbeerbonbon
Im Eingangskörbchen auf ihrem Schreibtisch liegt das neueste Amtsblatt; beim Durchblättern fällt eine Stellenausschreibung in's Auge, die interessant klingt, der oberste Veterinär ihres Bundeslandes, Dr. W., sucht eine qualifizierte Mitarbeiterin, da seine jetzige in den Ruhestand geht. Das Arbeitsgebiet reizt sie und die angebotene Vergütungsgruppe ebenfalls, sie beschließt, sich zu bewerben. Nach ca. 10 Tagen flattert ein Brieflein in's Haus mit der Bitte um ein Vorstellungsgespräch in drei Tagen.
Als sie den Flur betritt, sitzen dort bereits drei Mitbewerberinnen, die vierte wird gerade im Chefzimmer "geprüft".
Das kann ja heiter werden, denkt sie und will sich das letze Himbeerbonbon in den Mund schieben, dieses große rote Bonbon, das so schön säuerlich schmeckt, aber die Zunge intensiv färbt und wenn, zu heftig gelutscht, auch leicht den Gaumen angreift.
Ich weiß nicht, ob es diese Bonbons überhaupt noch gibt, damals waren sie lose in einem großen Glas und wurden grammweise verkauft und in kleine spitze Tütchen verpackt.
Sie entschließt sich, das später zu lutschen und steckt es in die Tasche ihrer Jacke. Nach einiger Zeit wird sie aufgerufen, der gestrenge Dr. W. stellt viele Fragen und zum Schluß diktiert er einen zwei Seiten langen Brief, in dem es nur so von veterinärüblichen Ausdrücken wimmelt, gerichtet an das Bundesernährungsministerium.
Unten steht eine Schreibmaschine, wenn sie fertig sind, bringen Sie mir bitte das Schreiben, sagt er.
Jetzt ist es heiter, geht es ihr durch den Kopf, als sie das Schreiben fertigt, bis auf einen Ausdruck, den sie aus ihrem Stenogramm nicht wiederlesen kann, geht alles glatt - aber: dieses verdammte Wort, wie kann das bloß heißen?
Dr. T., der nette Kreistierarzt, läßt sich den Satz vorlesen und weiß sofort, was da eingesetzt werden muß, sagt es ihr und drückt beide Daumen, als sie mit dem fertigen Brief wieder nach oben geht.
Gute Zeit und gute Arbeit, wird sie oben gelobt.
Sie bekommen in den nächsten Tagen Bescheid, wie ich mich entschieden habe, wird sie von Dr. W. verabschiedet.
Als sie ihm die Hand reichen will, fällt ihr plötzlich das Himbeerbonbon wieder ein. Sie holt es aus ihrer Tasche, legt es dem Allgewaltigen in die ausgestreckte Hand und sagt,
das ist für Sie, leider habe ich das Papier nicht mehr, aber es schmeckt auch so.
Am nächsten Vormittag erhält sie von Dr. W. höchst persönlich einen Anruf, er habe sich für sie entschieden und freue sich auf eine gute gemeinsame Arbeit.
Medea.
Als sie den Flur betritt, sitzen dort bereits drei Mitbewerberinnen, die vierte wird gerade im Chefzimmer "geprüft".
Das kann ja heiter werden, denkt sie und will sich das letze Himbeerbonbon in den Mund schieben, dieses große rote Bonbon, das so schön säuerlich schmeckt, aber die Zunge intensiv färbt und wenn, zu heftig gelutscht, auch leicht den Gaumen angreift.
Ich weiß nicht, ob es diese Bonbons überhaupt noch gibt, damals waren sie lose in einem großen Glas und wurden grammweise verkauft und in kleine spitze Tütchen verpackt.
Sie entschließt sich, das später zu lutschen und steckt es in die Tasche ihrer Jacke. Nach einiger Zeit wird sie aufgerufen, der gestrenge Dr. W. stellt viele Fragen und zum Schluß diktiert er einen zwei Seiten langen Brief, in dem es nur so von veterinärüblichen Ausdrücken wimmelt, gerichtet an das Bundesernährungsministerium.
Unten steht eine Schreibmaschine, wenn sie fertig sind, bringen Sie mir bitte das Schreiben, sagt er.
Jetzt ist es heiter, geht es ihr durch den Kopf, als sie das Schreiben fertigt, bis auf einen Ausdruck, den sie aus ihrem Stenogramm nicht wiederlesen kann, geht alles glatt - aber: dieses verdammte Wort, wie kann das bloß heißen?
Dr. T., der nette Kreistierarzt, läßt sich den Satz vorlesen und weiß sofort, was da eingesetzt werden muß, sagt es ihr und drückt beide Daumen, als sie mit dem fertigen Brief wieder nach oben geht.
Gute Zeit und gute Arbeit, wird sie oben gelobt.
Sie bekommen in den nächsten Tagen Bescheid, wie ich mich entschieden habe, wird sie von Dr. W. verabschiedet.
Als sie ihm die Hand reichen will, fällt ihr plötzlich das Himbeerbonbon wieder ein. Sie holt es aus ihrer Tasche, legt es dem Allgewaltigen in die ausgestreckte Hand und sagt,
das ist für Sie, leider habe ich das Papier nicht mehr, aber es schmeckt auch so.
Am nächsten Vormittag erhält sie von Dr. W. höchst persönlich einen Anruf, er habe sich für sie entschieden und freue sich auf eine gute gemeinsame Arbeit.
Medea.
Kommentare (4)
laura †
Das ist eine hübsche Geschichte und da gehört ja wohl auch viel Mut dazu,
ich hätte Dich auch eingestellt, toll!
Liebe Grüße
Laura
ich hätte Dich auch eingestellt, toll!
Liebe Grüße
Laura
immergruen
Man muss manchmal auch spontan sein. Dass es wirkt , meist nicht erwartet wird und Früchte trägt, bestätigt Deine Geschichte. Meine Mutter hätte Kopf gestanden, wenn ich jemandem ein Bonbon ohne das dazu gehörende Papier angeboten hätte! Eine andere Generation.
Linta †
Wenn ich mich um die nächste Ausstellung bewerbe stecke ich ein Himbeerbonbon ein, vielleicht bringt es auch mir Glück!
Eine reizende Geschichte.
ninna
Wenn ich mich um die nächste Ausstellung bewerbe stecke ich ein Himbeerbonbon ein, vielleicht bringt es auch mir Glück!
Eine reizende Geschichte.
ninna
Der Dr. W. hat aber auch nicht ganz uneigennützig gedacht, vermute ich. Da, wo es einen Bonbon gibt, sind vielleicht auch mehr zu erwarten.