Damals ...

Vor langer Zeit machte ich mit 47 Jahren
eine Langzeittherapie wegen meiner
Alkoholabhängigkeit. 4 Monate dauerte sie
und ich war bzw. bin stolz darauf sie gemacht
zu haben. Vorher als Trinker gebückte Haltung,
das Blickfeld schwarzweiß kleinkariert und danach
aufrechter Gang, dabei Blick erhoben das Blickfeld
war Breitwand und knallbunt.

In meiner Therapie entschloss ich mich zu etwas
das ich vorher mit meiner Vertrauensperson bzw.
Therapeuten besprach. Da er mich dafür für ideal
befand musste ich noch etwas unterschreiben für
meine Reise in meine Vergangenheit.
Ich glaubte erst das es sich nur um das Thema
Alkohol dreht und wie ich abhängig wurde.
Jetzt kann ich sagen ... nein Albrecht
es betraf dein ganze Leben.

Meine Kindheit, Geschwister, Eltern, Einschulung,
Lehre und das Leben bis zur Therapie.
Ich fand zwei Gründe für meine Abhängigkeit
und eine zeige ich hier gern.
Schaut Euch einmal meine Bilder an, wo wir
in der Pionier-Republik Werbelinsee waren.
Links unten das bin ich mit meinen Problem
nämlich meinen Kopf.
Ich war damals sehr klein und heute auch noch (161cm)
und mit einer Hutgröße 61 --- normal 55 – 56
damit war ich schon ein Hingucker.

Bei der Einschulung wurde ich gehänselt und ausgelacht
dabei halfen meine Geschwister auch noch mit.
Auf Schleichwegen zu hause angekommen erzählte ich
es meinen Eltern was passiert war.
Ich erhielt damals immer die gleiche Antwort:
na Albrecht so schlimm ist das auch wieder nicht
und das geht wieder vorbei.
Ich zog mich seitdem langsam in mich zurück
und wurde zum Einzelgänger.
Unbewusst wurde ich nach vielen Jahren durch
den Genuss vom ersten Alkohol davon befreit.
Ich getraute mir wieder Dinge die ich mir vorher
lieber verkniff wie zum Beispiel:
zu einer Tanzveranstaltung zu gehen.

Damals reichte ein kleines Glas Bier 0,25l
und ich war startklar. Das ich dadurch langsam
alkoholabhängig wurde wusste ich damals nicht.
Der Gebrauch von Ausreden wegen den sich
ständig steigenden Alkoholkonsum wurde zudem
auch noch zum Problem.
Nun gut ... es begann mit 16 Jahren und endete
mit 47 Jahren durch die Therapie.

Dieses entrümpeln meiner Seele schaffte Platz
um Dinge in einen ganz anderen Blickwinkel
zu sehen, zu fühlen und zu erleben.
Anfangs war es für mich sehr verwirrend
denn was früher funktionierte ging jetzt nicht mehr
und umgekehrt. Ich musste mit 47 Jahren wieder lernen
mein Feingefühl neu zu finden und zu erlernen
zum Beispiel als Koch das richtige Fingerspitzengefühl
wieder zu finden, des weiteren meine Gefühle richtig
zu deuten was mir anfangs auch Ohrfeigen einbrachte.
Manchmal stellte ich mich wie ein 14jähriger.
Manche Damen mochten das und manche wiederum
nicht, sie wollten ihre „harten Männer“.

Ich behielt meine neu entdeckten Gefühle und entschloss
mich mit 58 Jahren allein zu bleiben und trotzdem
nicht einsam zu sein. Meine Leidenschaft half mir sehr
dabei denn ohne sie hätte mich der Alkohol besiegt.
Also lasst Gefühle erblühen in dieser mittlerweilen
grauen Welt und manchmal werden sie auch erwidert.

danke für´s lesen

Albrecht