Begegnung mit einer Dohle


Begegnung mit einer Dohle

Es geschah auf dem Weg zum Einkaufen. Eine Dohle hüpfte auf dem Bürgersteig, blieb ein Stückchen vor mir stehen, legte den Kopf schräg und schaute mich an. Ich trat vorsichtig ein bisschen näher, aber sie ging nicht weg und beobachtete mich.

Schließlich nahm ich ein Geldstück aus der Tasche, ging einige Schritte zurück und kullerte es zu der Dohle.. Sie nahm es in ihren Schnabel, legte es vor meine Füße, sprang zurück und wartete ganz offensichtlich, und so nahm das Spiel seinen Lauf. Ich hockte mich hin, warf immer wieder das Geldstück und die Dohle apportierte. Ich weiß nicht mehr, wie lange das so ging, ich vergaß die Welt um mich herum und war in dieses zauberhafte Spiel ganz vertieft. Ich war total erschrocken, als es rund um mich plötzlich Beifall und Klatschen gab. Ich guckte auf, um mich gab es einen Kreis von Menschen, die mir fasziniert zugeschaut hatten, ohne dass ich es merkte. Ein Mann mit einem Pappbecher kam auf mich zu und reichte ihn mir mit gesammeltem Geld. Ich verstand nicht, aber er erklärte mir, dass ich eine tolle Show mit meiner Dohle gemacht habe.

Nun musste ich lachen, ich warf weiterhin Geld zu der Dohle , damit sie nicht fortflog. Dann erklärte ich den Menschen, dass es nicht meine Dohle ist, ich nicht wüsste, woher sie kam und auch nicht weiß, wem sie gehört. Ich nahm schließlich vorsichtig das kleine Tier in meine Hände und sie ließ es geschehen. Sie war sicher irgendwem entflogen, denn sie war sehr zahm.
Eine Frau sagte: “ Sie haben sie gefunden, nehmen sie das Tier mit nach Hause, so eine zahme Dohle verdient ein gutes Zuhause.” Aber das war ganz unmöglich, ich hatte zu Hause 5 Katzen. Eine Frau kam mit einem Karton und meinte, sie würde das Tierchen zu sich nehmen und an den Bäumen Zettel anmachen: “Dohle gefunden, abzuholen unter Tel……”. Ich gab der Frau meine Telefon Nr, und bat sie, mich anzurufen, wenn sich die Besitzerin gemeldet hat. Dann löste sich der Kreis auf. Ich gab den Becher mit dem Geld der Frau für Futter, und setzte den Vogel vorsichtig in den Karton. Ich war einerseits peinlich berührt über soviel Aufmerksamkeit, andererseits aber auch glücklich über das unerwartete schöne Erlebnis. Das Einkaufen hatte ich völlig vergessen.

Eine Woche später rief mich eine Frau an und sagte, sie sei so froh, ihre Dohle wiederzuhaben, sie hätte sie lange dressiert und viel Freude mit ihr gehabt. Sie möchte sich bei mir bedanken und lud mich zu sich zum Kaffee ein. Ich freute mich riesig, damit hatte ich nicht gerechnet. Sie wohnte nur eine Straße weiter, ich ging hin und wir verbrachten eine Stunde miteinander. Sie zeigte mir noch zwei Kunststücke, die sie dem Vogel beigebracht hatte. In dieser Stunde saß die Dohle immer wieder mal auf meiner Schulter oder auf dem Kopf, vorallem, als ich den Kuchen aß, aber den bekam sie nicht, für Vögel nicht gesund.
Bis ich dort weggezogen bin, habe ich Frau S. und die Dohle noch öfter besucht und auch von meinen Katzen erzählt, ein unendliches Thema, wenn Tierfreunde sich treffen.


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Kommentare (3)

indeed

Liebe Malina,

diese deine Geschichte beweist einmal wieder, dass das Leben die besten Geschichten schreibt. Wie schön, dass du dein tolles Erlebnis mit uns teilst. Meinen Dank hast du.

Gerade in diesen Zeiten sind so positive und schöne Begebenheiten besonders ansprechend und man geht mit einem Lächeln weiter.

Liebe Grüße 
indeed

malina

@indeed , es sind die kleinen Dinge, auf die es ankommt, aber man muss sie wahrnehmen. Lieben Dank für deinen Kommentar.

Muscari

Liebe Malina,

was für eine großartige Geschichte erzählst Du uns hier.
Zunächst erschien mir das Verhalten der Dohle wie ein Wunder, weil sie sich auf dieses Spielchen einließ. Vielleicht hatte sie ja auch auf ein Stück Futter gehofft.
Aber nie hätte ich gedacht, dass man eine Dohle dressieren kann. Ein Glück, dass sie an ihr "Frauchen" zurück gegeben werden konnte.
Ich danke Dir für dieses toll beschriebene Erlebnis.
Andrea


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