Aktiv in Köln - Winterfreuden


Über Nacht war Schnee gefallen, die unerwartete Pracht lockte mich gleich nach dem Frühstück nach draußen. Zwar hatte hier im Kölner Westen schon Tauwetter eingesetzt, doch ein paar Kilometer in Richtung Nordosten, hinter der Kölner Stadtgrenze und in höherer Lage, befindet sich der Bergisch Gladbacher Vorort Bensberg.
In der Stadtbahn ergatterte ich einen Fensterplatz und die Fahrt ging los. Beim Überqueren des Rheins einige Minuten später sah ich, dass sich die Domspitzen im Dunst versteckt hatten. Für einige Stationen verschwand die Bahn im Untergrund, so dass ich mir in Ruhe das mitfahrende Publikum anschauen konnte. Ein Mann, zwei weitere Frauen und ich waren die einzigen Personen, die nicht auf ihr mitgeführtes Smartphone starrten.
Als die Strecke endlich wieder oberirdisch entlang führte, konnte ich zu meiner großen Freude feststellen, dass sich hier im Rechtsrheinischen das prächtige Weiß noch als gut erhalten zeigte. An einer Haltestelle war ein winziger Schneemann von vielleicht 15 Zentimeter Höhe postiert; für ein größeres Objekt hatte die Wartezeit vermutlich nicht gereicht. Die orangefarbenen Schutzwesten dreier Müllmänner sorgten zwischen all dem vielen Weiß für fröhliche Farbkleckse. Kurz darauf neben der Bahnstrecke ein frech grinsender Zwölfjähriger, der mit Wucht dicke Schneebälle gegen die Scheiben warf.
Vor dem Vorort Refrath schlängelte sich entlang der Strecke ein kleines Flüsschen. Die pure Idylle. Das Schönste aber, kurz vor Frankenforst, ein kleines Wäldchen; Äste und Zweige voller Schnee. Ein überaus friedlicher Anblick. Der Gartenbereich einer Kindertagesstätte wurde bevölkert von vielen kleinen Gestalten in bunter Winterkleidung. Für einige der Kinder wird es vielleicht der erste Schnee gewesen sein, den sie zu sehen bekamen. Gefallen haben mir auch die Hunde, die ich im Vorbeifahren entdecken konnte. Mehrere versuchten, in den Schnee zu beißen.
Endlich erreichte die Bahn Bensberg, und nachdem ich die unterirdische Haltestelle verlassen habe, wusste ich, dass sich die fast einstündige Fahrt gelohnt hat. Schnee, wohin ich auch blickte.
Die Bensberger Fußgängerzone war schnell durchwandert, und es zog mich regelrecht die Schloßstraße hoch. Innerlich musste ich regelrecht jubeln beim Anblick der wie mit Zucker bestreuten Bäume und Sträucher. Das große Tor des Bensberger Schlosses war einladend weit geöffnet, und ich betrat den Hofbereich. Der Anblick des schneebedeckten Schlosses war faszinierend. Mein Fotoapparat kam kaum zur Ruhe, meine Finger wurden immer kälter und klammer, aber egal. Außer mir war nur ein junger Mann hier im Bereich; auch er fotografierte.
An vielen Stellen war außer mir noch niemand gegangen und ich bekam fast ein schlechtes Gewissen, weil ich jetzt mit meinen Fußstapfen die schöne Schneedecke zerstörte. Aber ich wollte doch nachsehen, wie meine Stadt in weiter Ferne, bedeckt von Schnee, aussieht, und das ist nur von einer der Balkonterrassen am Rande des Schlosses aus möglich. Doch zu sehen war nichts. Der sonst so tolle Blick Richtung Köln wurde durch weißen Dunst verwehrt. Dann eben nicht.
Nur langsam konnte ich mich von der bezaubernden Umgebung lösen, begab mich wieder Richtung Haltestelle und stellte fest, dass es offenbar auch hier jetzt wärmer geworden war. Jedenfalls verrieten das die vielen dicken Tropfen, die mir von den Bäumen auf den Kopf fielen. Doch auch das gehört zu den Freuden des Winters. Jedenfalls war ich froh, dass ich am frühen Vormittag nicht, wie ursprünglich geplant, das Bügeleisen gezückt habe, um einen Wäscheberg abzutragen, sondern mich auf diese kleine Reise begeben habe. Schnee im Rheinland oder genauer gesagt in Köln, ist doch so selten.

evelyn52

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Kommentare (1)

omasigi Deinen Tagesausflug uns sehr anschaulich beschrieben.

gruss
omasigi

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