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welling .

hat auf das Thema Albert Camus: im Forum Literatur geantwortet
Albert Camus (o7.11.1913 - 04.01.1960) war ein französischer Philosoph und Schriftsteller. 1957 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Walter Jens schrieb über ihn in der "Zeit": "Welch ein Stil! Welche Präzision und Eleganz, Sparsamkeit und visionäre Plastizität! Daß es auch in unserm Jahrhundert noch möglich ist, Wahrheit und Schönheit, Maß und Vision, Eleganz und Unbestechlichkeit zu vereinigen, schenkt uns Vertrauen zum Gewesenen, tröstet uns in der Dunkelheit des Tages, läßt uns hoffen für morgen." Ich lese gerade seine "Gesammelten Erzählungen" (Rowohlt Verlag, Hamburg 1966). Hier eine kleine Textprobe aus "Der Fall": "Denn war nicht eben gerade dies das Paradies, Verehrtester: die Tuchfühlung mit dem Leben? Ich besaß sie. Ich habe es nie nötig gehabt, Lebenskunst zu lernen; dieses Wissen wurde mir in die Wiege gelegt. Es gibt Leute, für die die Schwierigkeit darin besteht, sich die Mitmeinschen vom Leibe zu halten oder zumindest irgendwie mit ihnen zurechtzukommen. Für mich war das kein Problem. Ich war vertraulich zur rechten Zeit, schweigsam, wenn es not tat, der heiteren Ungezwungenheit ebenso fähig wie der würdigen Förmlichkeit, und traf immer den richtigen Ton. Ich war dann auch sehr beliebt und hatte zahllose gesellschaftliche Erfolge. Ich besaß ein angenehmes Äußeres, erwies mich sowohl unermüdlich beim Tanzen als auch unaufdringlich gebildet im Gespräch, ich brachte es fertig, gleichzeitig die Frauen und die Gerechtigkeit zu lieben, was gar nicht einfach ist, ich betrieb Sport und war den schönen Künsten zugetan, kurzum, ich will nicht weiterfahren, sonst könnten Sie mich am Ende der Selbstgefälligkeit zeihen. Stellen Sie sich also einen Mann in den besten Jahren vor, der sich einer ausgezeichneten Gesundheit erfreut und glänzend begabt ist, geschickt in den Übungen des Körpers wie in denen des Geistes, weder arm noch reich, der gut schläft und zutiefst zufrieden ist mit sich selber, ohne dies jedoch anders zu zeigen als durch eine heitere Umgänglichkeit. Dann werden Sie zugeben, daß ich in aller Bescheidenheit von einem geglückten Leben sprechen darf. Welling
hat auf das Thema Re: Autorinnen und Autoren raten - neue Runde im Forum Literatur geantwortet
Hallo Enigma, ich habe mich gefreut, hier wieder etwas über Boyd zu lesen. Wir hatten diesen Thread mal in Runden geordnet. In Runde XIII S. 45 findet sich da was. Ich musste damals gestehen, dass mir die "Enigma-Geschichte" unbekannt war. Wirst deine Freude an "Ruhelos" haben. Aber das Gegenteil wünsche ich dir im Urlaub, für ihn gute Erholung - selbstverständlich bei angemessener Beweglichkeit. Gruß Welling
hat auf das Thema Re: Autorinnen und Autoren raten - neue Runde im Forum Literatur geantwortet
Hallo Enigma, es ist erfreulich, dass du etwas einstellst. Und damit wir dir evtl. etwas mehr entlocken können, dieser Versuch, an den ich selbst nicht glaube: Feridun Zaimoglu. In seinem Roman "Liebesbrand" "rauscht" ein Mann aus den realen Flammen eines Unfalls in die Flammen der Liebe. Er bekam dafür den 2. Preis der Leipziger Buchmesse zuerkannt. Aber da der Roman 2008 erschien, deckt sich das nicht mit deiner Information, das Werk sei "vor einigen Jahren" erschienen. Gruß welling
Reiner Kunze Er wurde am 16. August 1933 in Oelsnitz im Erzgebirge geboren. Sein Prosawerk "Die wunderbaren Jahre" beginnt so: Sechsjähriger Er durchbohrt Spielzeugsoldaten mit Stecknadeln.Er stößt sie ihnen in den Bauch,bis die Spitze aus dem Rücken tritt. Er stößt sie ihnen in den Rücken, bis die Spitze aus der Brust tritt. Sie fallen. "Und warum gerade diese?" "Das sind doch die andern." (Fischer Taschenbuch 2074) welling
hat auf das Thema Re: Autorinnen und Autoren raten - neue Runde im Forum Literatur geantwortet
Ja, Senhora, der "Schöpfer" ist Peter O'Donnell und seine Schöpfung die Madeleine Brent. Von "deren" Romanen habe ich neulich "Die Tochter des Magiers" gelesen, es war eher ein Zufall, habe das Buch zwischen irgendwelchen Nachlässen im Keller gefunden und dann als eine meiner Urlaubslektüren mitgenommen - durchaus kurzweilig. Erfreulich wäre, wenn dieser Thread wieder etwas aktiviert würde. Dir und Enigma danke fürs Mitmachen. Gruß welling
hat auf das Thema Re: Autorinnen und Autoren raten - neue Runde im Forum Literatur geantwortet
Hallo Enigma, den Satz vor dem Aha (-erlebnis) trifft das von mir Gemeinte. Und der Schöpfer ist englischsprachig und Europäer, Ire ist er nicht, aber irre, was der alles bewerkstelligt hat. Neben dem Pseudonym schuf er noch eine "Figur", Liebhaber eines bestimmten Genres werden sie gut kennen, auch im Film war sie zu bestaunen. Gruß welling
hat auf das Thema Re: Autorinnen und Autoren raten - neue Runde im Forum Literatur geantwortet
Hallo Rätselfreundinnen und -freunde, Mitte Juni war hier zum letzten Mal was los, das ist eine lange Zeit. Hier also ein neues Rätsel: Zu finden ist eine englischsprachige Autorin, in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts geboren. Halt!! Denn so darf das nicht gesagt werden, weil sie nicht im herkömmlichen Sinne geboren wurde, also nach "alter Mütter Sitte". Ihre Existenz, quasi unleiblich, hatte keinerlei Einfluss auf die Geburtenrate ihres Landes. Eine Art Kopfgeburt ist sie und der Vater des Gedankens vollzog den "Schöpfungsakt" in recht fortgeschrittenem Alter, in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Und dieses "körperlose" Wesen schrieb munter etliche Romane, abenteuerlich, recht unterhaltsam, gute Urlaubslektüre. Einen habe ich gelesen, in ihm erlebt eine gut beleumdete Familie einen erbarmungslosen Schlag des Schicksals, der fast alles zertrümmert, was bislang stand. Eine mutige Frau, die "filia hospitalis", nimmt den Kampf gegen widrigste Umstände auf. Wie heißt die "Autorin", der "Vater des Gedankens" und der Roman? Viel Freude beim Raten! Gruß welling
Hermann Hesse (Pseudonym: Emil Sinclair; * 2. Juli 1877 in Calw; † 9. August 1962 in Montagnola, Schweiz) Wir hatten am 2. Juli an ihn gedacht, deshalb hier heute nur den Anfang seiner Erzählung "Unterm Rad" "Herr Joseph Giebenrath, Zwischenhändler und Agent, zeichnete sich durch keinerlei Vorzüge oder Eigenheiten vor seinen Mitbürgern aus. Er besaß gleich ihnen eine breite, gesunde Figur, eine leidliche kommerzielle Begabung, verbunden mit einer aufrichtigen, herzlichen Verehrung des Geldes, ferner ein kleines Wohnhaus mit Gärtchen, ein Familiengrab auf dem Friedhof, eine etwas aufgeklärte und fadenscheinig gewordene Kirchlichkeit, angemessenen Respekt vor Gott und der Obrigkeit und blinde Unterwürfigkeit gegen die ehernen Gebote der bürgerlichen Wohlanständigkeit. Er trank manchen Schoppen, war aber niemals betrunken. Er unternahm nebenher manche nicht einwandfreie Geschäfte, aber er führte sie nie über die Grenzen des formell Erlaubten hinaus. Er schimpfte ärmere Leute Hungerleider, reichere Leute Protzen. Er war Mitglied des Bürgervereins und beteiligte sich jeden Freitag am Kegelschieben im "Adler", ferner an jedem Backtag sowie an den Voressen und Metzelsuppen. Er rauchte zur Arbeit billige Zigarren und sonntags eine feinere Sorte. Sein inneres Leben war das des Philisters. Was er etwa an Gemüt besaß, war längst staubig geworden und bestand aus wenig mehr als einem traditionellen, barschen Familiensinn, einem Stolz auf seinen eigenen Sohn und einer gelegentlichen Schenklaune gegen Arme. Seine geistigen Fähigkeiten gingen nicht über eine angeborene, streng abgegrenzte Schlauheit und Rechenkunst hinaus. Seine Lektüre beschränkte sich auf die Zeitung, und um seinen Bedarf an Kunstgenüssen zu decken, war die jährliche Liebhaberaufführung des Bürgervereins und zwischenhinein der Besuch eines Zirkus hinreichend. Er hätte mit jedem beliebigen Nachbarn Namen und Wohnung vertauschen können, ohne daß irgend etwas anders geworden wäre. Auch das Tiefste seiner Seele, das schlummerlose Mißtrauen gegen jede überlegene Kraft und Persönlichkeit und die instinktive aus Neid erwachsene Feindseligkeit gegen alles Unalltägliche, Freiere, Feinere, Geistige teilte er mit sämtlichen übrigen Hausvätern der Stadt. Genug von ihm. Nur ein tiefer Ironiker wäre der Darstellung dieses flachen Lebens und seiner unbewußten Tragik gewachsen. Aber dieser Mann hatte einen Knaben, und von dem ist zu reden." (zitiert nach Hermann Hesse, Unterm Rad, suhrkamp Taschenbuch 52, S.7f.) welling
Ulrich Plenzdorf (* 26. Oktober 1934 in Berlin; † 9. August 2007 bei Berlin) Textprobe aus "Die neuen Leiden des jungen W." "Der Sand knirschte, aber ich wollte nur folgendes loswerden: Wie wohl ist mir's, daß mein Herz die simple harmlose Wonne des Menschen fühlen kann, der ein Krauthaupt auf seinen Tisch bringt, das er selbst gezogen. Natürlich hatte ich das von diesem Werther! Ich glaube, ich hatte an dem Tag so viel Charme wie nie. Charlie sagte bloß: Du Spinner! Bis dahin hatte sie das noch nie gesagt. Sie war immer auf die Palme gegangen, wenn ich mit diesem Werther kam. Ich wollte sofort meine Chance nutzen und meinen Kopf wieder bei ihr unterbringen, und es hätte garantiert auch geklappt, wenn mir in dem Moment nicht dieses blöde Werther-Heft aus dem Hemd gerutscht wär. Ich hatte mir angewöhnt, es immer im Hemd zu haben, ich wußte eigentlich selbst nicht, warum. Charlie hatte es sofort in der Hand. Sie blätterte drin, ohne zu lesen. Ich sah ziemlich alt aus. Ich wäre mir reichlich blöd vorgekommen, wenn sie alles mitgekriegt hätte. Sie fragte, was das ist. Ich nuschelte: Klopapier. Eine Sekunde später hatte ich das Ding wieder. Ich steckte es weg. Schätzungsweise zitterte mir leicht die Hand dabei. Seit dem Tag ließ ich es in der Laube, Leute. Danach wollte ich wieder weitermachen mit Charmantsein und dem, bloß da kam die Kindergartenchefin in den Auslauf getobt. Ich dachte erst, sie hat vielleicht was gegen meine geschätzte Anwesenheit. Aber sie sah mich gar nicht. Sie sah nur Charlie an, irgendwie komisch. Sie sagte: Mach Schluß für heute. Ich mach weiter für dich. Charlie verstand überhaupt nichts. Die Chefin: Dieter ist da. Charlie wurde käseweiß, dann knallrot. Dann sah sie mich wie einen Schwerverbrecher an oder was, und dann fegte sie ab. Ich sah nicht mehr durch. Die Chefin erklärte mir: Dieter ist ihr Verlobter." (zitiert aus: Ulrich Plenzdorf, Die neuen Leiden des jungen W., Suhrkamp Verlag, Ffm 1973, S. 69ff.) welling
Hallo Enigma, er, der Berggeist, hat mich eher behütet, unfrei war ich nicht. (oder vielleicht doch ein bisschen besessen?) Als ich einmal morgens gegen fünf, "als das Dämmerlicht tagte", losging und im Laufe des Vormittags am Gipfelkreuz bei 2800 m stand, glaubte ich in der Tat, "Ewigkeit zu schauen". Dein Text von Alexander Blok trifft da einiges. Ich dachte dort oben u.a. auch an meinen alten Bergkameraden, er war ein Urgestein des Pinzgaus im Salzburger Land. Seine letzte Tour vor seinem Tod haben wir beide auf eben diesen Berg gemacht. Einige Monate darauf ist er gestorben, ich konnte ihn vorher noch einmal im Altenheim besuchen, er hat sich über den Besuch gefreut, mich aber nicht mehr gekannt. Das war besonders erschütternd. Auf der Rückfahrt habe ich wieder mal einige herrliche Gebiete der neuen Bundesländer besucht. Da ich am 28. August wohl nicht in Weimar sein werde, war ich also auch dort. ) Gruß welling Inzwischen habe ich vieles gelesen, was ihr alle hier zusammengetragen habe, es ist beeindruckend. Danke dafür!

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