Literatur Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute an: ...
In der neuen Folge des Kalenders mein Vorschlag:
Literaturliebhaber denken heute an 4.8.09:
Hans Christian Andersen
wurde am 2. April 1805 in Odense (Dänemark) geboren als Sohn eines armen Schuhmachers. Als erfolgreicher Märchenerzähler unternahm er Reisen durch Deutschland, Frankreich und Italien, die ihn zu lebhaften kunstgeschichtlichen und impressionistischen Studien anregten.
Der Weltruhm Andersens beruht natürlich auf den insgesamt 168 von ihm geschriebenen Märchen. - Andersen starb am 4.8.1875 in Kopenhagen.
Hans Christian Andersen:
Der Soldat
Deutsche Übersetzung von Adelbert von Chamisso. - Vertont von Robert Schumann. Op. 40.
Es geht bei gedämpfter Trommeln Klang;
Wie weit noch die Stätte! Der Weg wie lang!
O wär’ er zur ruh’ und alles vorbei!
Ich glaub’, es bricht mir das Herz entzwei!
Ich hab’ in der Welt nur ihn geliebt,
Nur ihn, dem jetzt man den Tod doch gibt!
Bei klingendem Spiele wird paradiert,
Dazu, dazu bin auch ich kommandiert.
Nun schaut er auf zum letzten Mal
In Gottes Sonne freudigen Strahl;
Nun binden sie ihm die Augen zu –
Dir schenke Gott die ewige Ruh’!
Es haben dann neun wohl angelegt;
Acht Kugeln haben vorbeigefegt.
Sie zitterten alle vor Jammer und Schmerz –
Ich aber, ich traf ihn mitten in das Herz.
--
longtime
Literaturliebhaber denken heute an 4.8.09:
Hans Christian Andersen
wurde am 2. April 1805 in Odense (Dänemark) geboren als Sohn eines armen Schuhmachers. Als erfolgreicher Märchenerzähler unternahm er Reisen durch Deutschland, Frankreich und Italien, die ihn zu lebhaften kunstgeschichtlichen und impressionistischen Studien anregten.
Der Weltruhm Andersens beruht natürlich auf den insgesamt 168 von ihm geschriebenen Märchen. - Andersen starb am 4.8.1875 in Kopenhagen.
Hans Christian Andersen:
Der Soldat
Deutsche Übersetzung von Adelbert von Chamisso. - Vertont von Robert Schumann. Op. 40.
Es geht bei gedämpfter Trommeln Klang;
Wie weit noch die Stätte! Der Weg wie lang!
O wär’ er zur ruh’ und alles vorbei!
Ich glaub’, es bricht mir das Herz entzwei!
Ich hab’ in der Welt nur ihn geliebt,
Nur ihn, dem jetzt man den Tod doch gibt!
Bei klingendem Spiele wird paradiert,
Dazu, dazu bin auch ich kommandiert.
Nun schaut er auf zum letzten Mal
In Gottes Sonne freudigen Strahl;
Nun binden sie ihm die Augen zu –
Dir schenke Gott die ewige Ruh’!
Es haben dann neun wohl angelegt;
Acht Kugeln haben vorbeigefegt.
Sie zitterten alle vor Jammer und Schmerz –
Ich aber, ich traf ihn mitten in das Herz.
--
longtime
Ja, danke für die Erinnerung an Hans Christian Andersen.
Mein Lieblingsmärchen war immer “Das häßliche junge Entlein”, die Geschichte vom Entlein, das anders war als die anderen Enten und darum verhöhnt und verspottet wurde.
Und aus dem doch ein stolzer und schöner Schwan wurde.
“Es schadet nichts, in einem Entenhofe geboren zu sein, wenn man nur in einem Schwanenei gelegen hat.“ So heißt es in Andersens Märchen.
Und nachlesen kann man es bei Gutenberg, wie von Longtime angegeben, und zwar
hier:
Von Andersen ist ja auch einiges vertont worden.
In „Onlinekunst“ ist auch eine hübsche Vertonung als Midi zu finden zu dem Märchen „Der Rosenelf“ von Andersen. Mit dem ersten Absatz des Märchens (geringfügig verändert gegenüber dem Text bei „Gutenberg“, aber es gibt ja vermutlich einige Übersetzungen) ist die Komposition des spanischen Komponisten und Pianisten Isaak Albéniz zu finden.
Bitte nur auf Musik an klicken.
Gruß
--
enigma
Mein Lieblingsmärchen war immer “Das häßliche junge Entlein”, die Geschichte vom Entlein, das anders war als die anderen Enten und darum verhöhnt und verspottet wurde.
Und aus dem doch ein stolzer und schöner Schwan wurde.
“Es schadet nichts, in einem Entenhofe geboren zu sein, wenn man nur in einem Schwanenei gelegen hat.“ So heißt es in Andersens Märchen.
Und nachlesen kann man es bei Gutenberg, wie von Longtime angegeben, und zwar
hier:
Von Andersen ist ja auch einiges vertont worden.
In „Onlinekunst“ ist auch eine hübsche Vertonung als Midi zu finden zu dem Märchen „Der Rosenelf“ von Andersen. Mit dem ersten Absatz des Märchens (geringfügig verändert gegenüber dem Text bei „Gutenberg“, aber es gibt ja vermutlich einige Übersetzungen) ist die Komposition des spanischen Komponisten und Pianisten Isaak Albéniz zu finden.
Bitte nur auf Musik an klicken.
Gruß
--
enigma
Knut Hamsuns 150. Geburtstag
Knut Hamsun (* 4. 08. 1859 in Lom, Fylke Oppland, Norwegen; † 19.02.1952 in Nørholm bei Grimstad).
Geboren als Knud Pedersen war er der bedeutendste norwegische Schriftsteller seiner Zeit, des frühen 20. Jahrhunderts und erhielt 1920 den Literaturnobelpreis für sein Werk „Segen der Erde“(1917 als „Markens Grøde“ in Norwegen erschien).
Vorstellung des berühmtesten Romans „Hunger“:
Knut Hamsun, Nobelpreisträger und Hitler-Freund:
http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/1920/knut_hamsun_marie.jpg[/img]
[i]Marie und Knut Hamsum
Marie and Knut Hamsun, at Nørholm with their dog Dux, in around 1925.
Photo: A.B. Wilse. Courtesy: Norsk Folkemuseum
--
longtime
Knut Hamsun (* 4. 08. 1859 in Lom, Fylke Oppland, Norwegen; † 19.02.1952 in Nørholm bei Grimstad).
Geboren als Knud Pedersen war er der bedeutendste norwegische Schriftsteller seiner Zeit, des frühen 20. Jahrhunderts und erhielt 1920 den Literaturnobelpreis für sein Werk „Segen der Erde“(1917 als „Markens Grøde“ in Norwegen erschien).
Vorstellung des berühmtesten Romans „Hunger“:
Knut Hamsun, Nobelpreisträger und Hitler-Freund:
http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/1920/knut_hamsun_marie.jpg[/img]
[i]Marie und Knut Hamsum
Marie and Knut Hamsun, at Nørholm with their dog Dux, in around 1925.
Photo: A.B. Wilse. Courtesy: Norsk Folkemuseum
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longtime
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 5.8. - z.B. an Christian Wagner
geschrieben von longtime
Christian Wagner, eigentlich Christian Friedrich Wagner, (* 5. 08.1835 in Warmbronn (Leonberg); † 15. 02.1918 ebendort) war ein deutscher Kleinbauer und lyrischer Dichter.
Wagner über sich: „Ich bin geboren am 5. August 1835 zu Warmbronn als das einzige Kind meiner Eltern, als solches der Gegenstand ihrer zärtlichen Liebe und Sorge. (…)“
*
Wagners „Auskunft für Richard Weitbrecht“ (1892):
"Ich bin geboren am 5. August 1835 zu Warmbronn als das einzige Kind meiner Eltern, als solches der Gegenstand ihrer zärtlichen Liebe und Sorge. Mein Vater war ein geschickter Schreiner und betrieb nebenbei eine kleine Landwirtschaft. Nach seinem Tode (1866) übernahm ich die letztere; zu seinem Handwerk hatte ich weder Neigung noch Geschick. Mein Fabulieren ist rein ein Erbteil meiner seligen Mutter, die dem empfänglichen Knaben viel erzählte.
Ich ließ mir das Feldgeschäft angelegen sein und war ein sehr fleißiger, recht sparsamer Landwirt, ohne mit all meiner Anstrengung viel anderes zu erreichen, als dass ich älter hierbei worden bin. Ich war stets, namentlich weil ich in kein Wirtshaus kam und auch sonst keine Gemeinheiten mitmachte, der Gegenstand des Spottes meiner Mitbewohner. Hierfür suchte ich anderwärts Trost. Es war mir stets die größte Freude, am Sonntagnachmittag im Walde umherzuschweifen und die Blumen und Vögel mir erzählen zu lassen.
Auch bei meiner Feldarbeit, denn es wurde mir nichts geschenkt, fand ich Trost und Erquickung in ihrem Freundschaftsverkehr.
In freier Winterszeit habe ich die hingeworfenen Gedanken gesichtet und gruppiert. Doch war noch etwas anderes dabei: Ich hatte stets tiefstes Mitleid mit der armen, zertretenen Tierwelt und hielt es für meine heilige Pflicht, mein Talent dem Evangelium der Tierschonung dienstbar zu machen. Dieser Gedanke, weit mehr als der kleine Bruchteil Dichtereitelkeit, gab meinem Streben und meiner Beharrlichkeit den nötigen Untergrund.
Und wer wie ich mit solcher Schonung und Liebe durch die Fluren wandelt, ist auch der Bramine, wie ich ihn mir gedacht. Der macht sich auch die Blumen zu Vertrauten, und die erzählen ihm allerlei seltsame Dinge, aber auch solche, die andere Menschen nicht wissen, und so ist er Märchenerzähler und Seher.
Auch ist dies Gesagte keine Prahlerei oder Luftgespinnst, sondern sie erzählen mir wirklich, und ich darf eine Blume nur ansehen, so habe ich alsbald ein Märchen oder eine Mythe von ihr, d.h. wenn es eine mir sozusagen sympathische ist. So könnte ich tagelang im Walde verweilen, ohne je müde zu werden, mir von ihm erzählen zu lassen; ich habe dabei eine Unterhaltung, wie sie mir reizvoller und schöner keine Menschen gewähren können."
Strahlt nicht auf mitunter, so zu Zeiten
Kunde her von unsern Ewigkeiten?
So urplötzlich und so blitzesschnelle
Wie die blanke Spieglung einer Welle?
Wie die ferne Spieglung eines bunten
Kleinen Scherbchens an dem Kehricht drunten?
Wie die rasche Spieglung einer blinden
Fensterscheibe am Gehöft dahinten?
Die metall'ne Spieglung einer blanken
Pflugschar drüben an der Wiese Schranken?
Augenblicks mit Licht dich übergießend,
Augenblicklich in ein Nichts zerfließend.
*
Wagner-Pfad in Warmbronn
*
Was die „Christian-Wagner-Gesellschaft“ leistet:
*
Bisher unbekannte Geschichten aus Wagners Jugendzeit:
„Eigenbrötler und Kienleute“ u.a.:
http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=2960&kapitel=1#gb_found
--
longtime
Wagner über sich: „Ich bin geboren am 5. August 1835 zu Warmbronn als das einzige Kind meiner Eltern, als solches der Gegenstand ihrer zärtlichen Liebe und Sorge. (…)“
*
Wagners „Auskunft für Richard Weitbrecht“ (1892):
"Ich bin geboren am 5. August 1835 zu Warmbronn als das einzige Kind meiner Eltern, als solches der Gegenstand ihrer zärtlichen Liebe und Sorge. Mein Vater war ein geschickter Schreiner und betrieb nebenbei eine kleine Landwirtschaft. Nach seinem Tode (1866) übernahm ich die letztere; zu seinem Handwerk hatte ich weder Neigung noch Geschick. Mein Fabulieren ist rein ein Erbteil meiner seligen Mutter, die dem empfänglichen Knaben viel erzählte.
Ich ließ mir das Feldgeschäft angelegen sein und war ein sehr fleißiger, recht sparsamer Landwirt, ohne mit all meiner Anstrengung viel anderes zu erreichen, als dass ich älter hierbei worden bin. Ich war stets, namentlich weil ich in kein Wirtshaus kam und auch sonst keine Gemeinheiten mitmachte, der Gegenstand des Spottes meiner Mitbewohner. Hierfür suchte ich anderwärts Trost. Es war mir stets die größte Freude, am Sonntagnachmittag im Walde umherzuschweifen und die Blumen und Vögel mir erzählen zu lassen.
Auch bei meiner Feldarbeit, denn es wurde mir nichts geschenkt, fand ich Trost und Erquickung in ihrem Freundschaftsverkehr.
In freier Winterszeit habe ich die hingeworfenen Gedanken gesichtet und gruppiert. Doch war noch etwas anderes dabei: Ich hatte stets tiefstes Mitleid mit der armen, zertretenen Tierwelt und hielt es für meine heilige Pflicht, mein Talent dem Evangelium der Tierschonung dienstbar zu machen. Dieser Gedanke, weit mehr als der kleine Bruchteil Dichtereitelkeit, gab meinem Streben und meiner Beharrlichkeit den nötigen Untergrund.
Und wer wie ich mit solcher Schonung und Liebe durch die Fluren wandelt, ist auch der Bramine, wie ich ihn mir gedacht. Der macht sich auch die Blumen zu Vertrauten, und die erzählen ihm allerlei seltsame Dinge, aber auch solche, die andere Menschen nicht wissen, und so ist er Märchenerzähler und Seher.
Auch ist dies Gesagte keine Prahlerei oder Luftgespinnst, sondern sie erzählen mir wirklich, und ich darf eine Blume nur ansehen, so habe ich alsbald ein Märchen oder eine Mythe von ihr, d.h. wenn es eine mir sozusagen sympathische ist. So könnte ich tagelang im Walde verweilen, ohne je müde zu werden, mir von ihm erzählen zu lassen; ich habe dabei eine Unterhaltung, wie sie mir reizvoller und schöner keine Menschen gewähren können."
Strahlt nicht auf mitunter, so zu Zeiten
Kunde her von unsern Ewigkeiten?
So urplötzlich und so blitzesschnelle
Wie die blanke Spieglung einer Welle?
Wie die ferne Spieglung eines bunten
Kleinen Scherbchens an dem Kehricht drunten?
Wie die rasche Spieglung einer blinden
Fensterscheibe am Gehöft dahinten?
Die metall'ne Spieglung einer blanken
Pflugschar drüben an der Wiese Schranken?
Augenblicks mit Licht dich übergießend,
Augenblicklich in ein Nichts zerfließend.
*
Wagner-Pfad in Warmbronn
*
Was die „Christian-Wagner-Gesellschaft“ leistet:
*
Bisher unbekannte Geschichten aus Wagners Jugendzeit:
„Eigenbrötler und Kienleute“ u.a.:
http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=2960&kapitel=1#gb_found
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longtime
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 5.8. - z.B. an Janusz Korczak
geschrieben von enigma
Heute bin ich etwas in Eile, weil ein kleiner Ausflug geplant ist, aber ich möchte unbedingt auf einen Menschen hinweisen, dessen Leben am 5. August 1942 endete.
An diesem Tage wurde er von den Nationalsozialisten im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Der Kinderarzt, Autor und Pädagoge
Janusz Korczak (eigentlich mit bürgerlichem Namen Henryk Goldszmit) wurde am 22. Juli in Warschau geboren. Das Geburtsjahr steht nicht genau fest, wahrscheinlich war es 1878 oder 1879.
Zunächst studierte er Medizin, fing aber begleitend zu dem Studium bereits zu schreiben an.
Bei einem literarischen Wettbewerb benutzte er erstmals das Pseudonym Janusz Korczak und blieb dabei.
Als Kinderarzt und auch als Schriftsteller engagierte er sich für arme und verwaiste Kinder.
Als Leiter eines neu gegründeten jüdischen Waisenhauses gab er dann seinen Arztberuf auf und betreute in diesem Waisenhaus jüdische Kinder bis zu 14 Jahren.
Hier setzte er auch seine pädagogischen Vorstellungen um, die er in seinen Büchern vertrat und veröffentlichte. Er schrieb auch viele Kinderbücher.
1940 musste auch das Waisenhaus “Dom Sierat” in das Warschauer Ghetto umziehen.
Und 1942 sollten die ca. 200 Kinder des Waisenhauses von der SS abgeholt werden zum Transport nach Treblinka. Aber Korczak ließ “seine Kinder” nicht im Stich. Er ging mit ihnen obwohl er sich der Gefahr für Leib und Leben durchaus bewusst war.
Und dort kam er auch, wie wahrscheinlich die meisten oder alle Kinder, um.
Ich habe leider noch kein Buch von Korczak gelesen.
Aber einen bewegenden Film über sein Leben hat Andrzej Wajda zu Beginn der 90er Jahre gedreht.
Dadurch wurde ich erst auf den Schriftsteller und - das kann man getrost sagen - großen Menschen Janusz Korczak aufmerksam, dem 1972 posthum der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wurde.
Ich habe nachgesehen, dass es die Verfilmung auch auf DVD gibt. Die werde ich mir wahrscheinlich kaufen oder zumindest zu leihen versuchen, weil das so ein großartiger Film war und ich die Filme von Wajda, die ich gesehen habe, für besondere Dokumente halte.
Gruß und einen schönen Tag
--
enigma
An diesem Tage wurde er von den Nationalsozialisten im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Der Kinderarzt, Autor und Pädagoge
Janusz Korczak (eigentlich mit bürgerlichem Namen Henryk Goldszmit) wurde am 22. Juli in Warschau geboren. Das Geburtsjahr steht nicht genau fest, wahrscheinlich war es 1878 oder 1879.
Zunächst studierte er Medizin, fing aber begleitend zu dem Studium bereits zu schreiben an.
Bei einem literarischen Wettbewerb benutzte er erstmals das Pseudonym Janusz Korczak und blieb dabei.
Als Kinderarzt und auch als Schriftsteller engagierte er sich für arme und verwaiste Kinder.
Als Leiter eines neu gegründeten jüdischen Waisenhauses gab er dann seinen Arztberuf auf und betreute in diesem Waisenhaus jüdische Kinder bis zu 14 Jahren.
Hier setzte er auch seine pädagogischen Vorstellungen um, die er in seinen Büchern vertrat und veröffentlichte. Er schrieb auch viele Kinderbücher.
1940 musste auch das Waisenhaus “Dom Sierat” in das Warschauer Ghetto umziehen.
Und 1942 sollten die ca. 200 Kinder des Waisenhauses von der SS abgeholt werden zum Transport nach Treblinka. Aber Korczak ließ “seine Kinder” nicht im Stich. Er ging mit ihnen obwohl er sich der Gefahr für Leib und Leben durchaus bewusst war.
Und dort kam er auch, wie wahrscheinlich die meisten oder alle Kinder, um.
Ich habe leider noch kein Buch von Korczak gelesen.
Aber einen bewegenden Film über sein Leben hat Andrzej Wajda zu Beginn der 90er Jahre gedreht.
Dadurch wurde ich erst auf den Schriftsteller und - das kann man getrost sagen - großen Menschen Janusz Korczak aufmerksam, dem 1972 posthum der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wurde.
Ich habe nachgesehen, dass es die Verfilmung auch auf DVD gibt. Die werde ich mir wahrscheinlich kaufen oder zumindest zu leihen versuchen, weil das so ein großartiger Film war und ich die Filme von Wajda, die ich gesehen habe, für besondere Dokumente halte.
Gruß und einen schönen Tag
--
enigma
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 5.8. - z.B. an Janusz Korczak
geschrieben von longtime
Ja, zu der Nennung des Kinderarztes und Dichter Korczak möchte ich noch einiges nachtragen, da ich ihn in den 80er Jahren als Kinderbuchautor für privates Vorlesen und in der Schule einsetzte; seine Bücher waren zuvor noch nach Westdeutschland gekommen, da man ihn für einen komische, kommunistischen, polnischen Vogel hielt, der von Linken und Studenten bevorzugt wurde.
Seine Bücher sind phantasievolle Einübung in Verständnis und Demokratie.
*
Korczaks Pädagogik der Achtung und Liebe:
*
Elie Wiesel:
"Janusz Korczak war ein Mensch,
körperlich klein und zart, er war
humorvoll und warmherzig,
voll hinreißender Ideen,
witzig und selbstironisch,
eigenwillig und schwierig,
aber auch einsam und traurig.
Er lebte sein Leben bis zur letzten Konsequenz!
Der polnische Arzt, Erzieher, Reformpädagoge lebte und starb für die Kinder.
Janusz Korczak schrieb für Kinder,
lebte mit den Kindern,
starb mit den Kindern.
Sein Leben und sein Tod sind heute Teile der jüdischen Legende."
So hymnisch beschrieb der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel den Arzt und Dichter Janusz Korczaks 100. Geburtsjahr 1978.
*
Korczaks 1923 veröffentlichter Kinderroman „König Hänschen I.“ wurde als Comic verfilmt; u.a. mit diesen Synchronsprechern: Peer Augustinski, Otto Sander, Hans-Peter Korff...
„Der kleine König Macius“: s. TIPP!
--
longtime
Seine Bücher sind phantasievolle Einübung in Verständnis und Demokratie.
*
Korczaks Pädagogik der Achtung und Liebe:
*
Elie Wiesel:
"Janusz Korczak war ein Mensch,
körperlich klein und zart, er war
humorvoll und warmherzig,
voll hinreißender Ideen,
witzig und selbstironisch,
eigenwillig und schwierig,
aber auch einsam und traurig.
Er lebte sein Leben bis zur letzten Konsequenz!
Der polnische Arzt, Erzieher, Reformpädagoge lebte und starb für die Kinder.
Janusz Korczak schrieb für Kinder,
lebte mit den Kindern,
starb mit den Kindern.
Sein Leben und sein Tod sind heute Teile der jüdischen Legende."
So hymnisch beschrieb der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel den Arzt und Dichter Janusz Korczaks 100. Geburtsjahr 1978.
*
Korczaks 1923 veröffentlichter Kinderroman „König Hänschen I.“ wurde als Comic verfilmt; u.a. mit diesen Synchronsprechern: Peer Augustinski, Otto Sander, Hans-Peter Korff...
„Der kleine König Macius“: s. TIPP!
--
longtime
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 5.8. - z.B. an Janusz Korczak
geschrieben von enigma
Hallo Longtime,
danke für die Ergänzungen und die Schilderung der Erfahrungen aus der Schulpraxis.
Das macht mir innerlich die Person, den Schriftsteller und Pädagogen Korczak noch lebendiger, besonders durch das wunderbare verbale Denkmal, das Elie Wiesel ihm geschenkt hat.
Gruß
--
enigma
danke für die Ergänzungen und die Schilderung der Erfahrungen aus der Schulpraxis.
Das macht mir innerlich die Person, den Schriftsteller und Pädagogen Korczak noch lebendiger, besonders durch das wunderbare verbale Denkmal, das Elie Wiesel ihm geschenkt hat.
Gruß
--
enigma
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am7.8. - z.B. an Joachim Ringelnatz
geschrieben von welling
Joachim Ringelnatz
Er lebte vom 7. August 1883 bis zum 17. November 1934.
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.
(Joachim Ringelnatz)
welling
Er lebte vom 7. August 1883 bis zum 17. November 1934.
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.
(Joachim Ringelnatz)
welling
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 7.8. - z.B. an Hermann Paul
geschrieben von longtime
Neben anderen Dichtern, an die man heute erinnern kann, möchte ich des Germanisten Hermann Paul gedenken:
Hermann Otto Theodor Paul (* 7. 08.1846 - 29. 12.1921)
Er war ein deutscher Sprachwissenschaftler, Wörterbuchsammler und Germanist und gehört zur Gruppe der Junggrammatiker.
Der Germanist Hermann Paul
Pauls wichtigste Werke:
• 1880 Prinzipien der Sprachgeschichte
• 1881 Mittelhochdeutsche Grammatik
• 1897 Deutsches Wörterbuch
• 1916-20 Deutsche Grammatik (5 Bände)
*
Einleitung zu „Prinzipien der Sprachgeschichte“:
§ 1. Die Sprache ist wie jedes Erzeugnis menschlicher Kultur ein Gegenstand der geschichtlichen Betrachtung; aber wie jedem Zweige der Geschichtswissenschaft so muss auch der Sprachgeschichte eine Wissenschaft zur Seite stehen, welche sich mit den allgemeinen Lebensbedingungen des geschichtlich sich entwickelnden Objektes beschäftigt, welche die in allem Wechsel gleichmässig vorhandenen Faktoren nach ihrer Natur und Wirksamkeit untersucht. Es fehlt für diese Wissenschaft eine allgemein gültige und passende Bezeichnung. Unter Sprachphilosophie versteht man in der Regel doch etwas anderes. Und ausserdem durfte es vielleicht aus einem Grunde geraten sein diesen Ausdruck lieber zu vermeiden. Unser unphilosophisches Zeitalter wittert darunter leicht metaphysische Spekulationen, von denen die historische Sprachforschung keine Notiz zu nehmen brauche. In Wahrheit aber ist das, was wir im Sinne haben, nicht mehr und nicht minder Philosophie als etwa die Physik oder die Physiologie. Am allerwenigsten darf man diesem allgemeinen Teile der Sprachwissenschaft den historischen als den empirischen gegenüberstellen. Der eine ist gerade so empirisch wie der andere.
(…)
TIPP: Fortsetzung:
--
longtime
Hermann Otto Theodor Paul (* 7. 08.1846 - 29. 12.1921)
Er war ein deutscher Sprachwissenschaftler, Wörterbuchsammler und Germanist und gehört zur Gruppe der Junggrammatiker.
Der Germanist Hermann Paul
Pauls wichtigste Werke:
• 1880 Prinzipien der Sprachgeschichte
• 1881 Mittelhochdeutsche Grammatik
• 1897 Deutsches Wörterbuch
• 1916-20 Deutsche Grammatik (5 Bände)
*
Einleitung zu „Prinzipien der Sprachgeschichte“:
§ 1. Die Sprache ist wie jedes Erzeugnis menschlicher Kultur ein Gegenstand der geschichtlichen Betrachtung; aber wie jedem Zweige der Geschichtswissenschaft so muss auch der Sprachgeschichte eine Wissenschaft zur Seite stehen, welche sich mit den allgemeinen Lebensbedingungen des geschichtlich sich entwickelnden Objektes beschäftigt, welche die in allem Wechsel gleichmässig vorhandenen Faktoren nach ihrer Natur und Wirksamkeit untersucht. Es fehlt für diese Wissenschaft eine allgemein gültige und passende Bezeichnung. Unter Sprachphilosophie versteht man in der Regel doch etwas anderes. Und ausserdem durfte es vielleicht aus einem Grunde geraten sein diesen Ausdruck lieber zu vermeiden. Unser unphilosophisches Zeitalter wittert darunter leicht metaphysische Spekulationen, von denen die historische Sprachforschung keine Notiz zu nehmen brauche. In Wahrheit aber ist das, was wir im Sinne haben, nicht mehr und nicht minder Philosophie als etwa die Physik oder die Physiologie. Am allerwenigsten darf man diesem allgemeinen Teile der Sprachwissenschaft den historischen als den empirischen gegenüberstellen. Der eine ist gerade so empirisch wie der andere.
(…)
TIPP: Fortsetzung:
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longtime
Re: Neue Folge: Literaturliebhaber denken heute - am 7.8. - z.B. an Alexander Blok
geschrieben von enigma
Hello Welling,
da hat der “Berggeist” Dich ja wieder freigelassen, wie man sieht.
Schön!
Hallo Longtime,
da hast Du was Neues für mich gebracht. Hermann Paul kannte ich überhaupt nicht.
Danke!
Heute möchte ich erinnern an Alexander Blok, der einer der einflußreichsten Dichter der russischen Moderne und bekannter Symbolist war.
Er starb am 7. August 1921 im Alter von nur 40 Jahren.
Geboren wurde Blok am 28.11.1880 als Sohn eines Juraprofessors und einer literarischen Übesetzerin.
Er studierte Philologie und Rechtswissenschaften an der Universität von St. Petersburg und schloss das Studium 1906 erfolgreich ab.
Bereits ab 1902 veröffentlichte er erste Gedichte.
Während seine frühen Werke unter dem Einfluss der Romantik standen, wurde diese Einstellung bereits in seinem zweiten Gedichtband abgelöst von sozialkritischen Themen.
Durch eine Italienreise 1909 versuchte Blok sich Abstand zu verschaffen von den sozialen Problemen seines Landes und auch zu eigenen Konflikten.
Sein von 1909 bis 1916 entstandener Gedichtband “’Schreckliche Welt” ist ein Zeugnis dieser Zeit.
Nach fast 2 Jahren Pause erschienen dann die Gedichtzyklen "Zwölf" und “Skythen”.
Besonders seine Revolutionsgedichte "Die Zwölf" erregten in seiner Heimat Aufsehen und führten zu einer großen Kontroverse.
1903 hatte Blok L.D. Mendeleeva geheiratet.
Ein Foto des Paares ist hier zu sehen.
Ohne Probleme war diese Ehe jedoch wahrscheinlich auch nicht, weil L.D. Mendeleeva-Blok auch mit Andrej Bely, dem Freund (und Rivalen) von Alexander Blok eine komplizierte Beziehung unterhielt.
Ich stelle ein eines seiner "frühen" Gedsichte, das er 1901 in St. Petersburg geschrieben hat:
„Ich ging hinaus. Ganz langsam tagte
Winters Dämmerlicht auf Erden.
Vergangener Tage junge Sagen
Aus dem Dunkel treten werden …
Kamen, stiegen auf im Rücken,
Sangen mit dem Frühlingswind,
Und ich ging mit leisen Schritten,
Ewigkeit zu schaun gesinnt …
O besserer Tage lebendige Sagen!
Bei euren Liedern aus den Tiefen
Begann auf Erden es zu tagen,
Der Traum der Ewigkeit erschien! …“
Alexander Blok
Gruß
--
enigma
da hat der “Berggeist” Dich ja wieder freigelassen, wie man sieht.
Schön!
Hallo Longtime,
da hast Du was Neues für mich gebracht. Hermann Paul kannte ich überhaupt nicht.
Danke!
Heute möchte ich erinnern an Alexander Blok, der einer der einflußreichsten Dichter der russischen Moderne und bekannter Symbolist war.
Er starb am 7. August 1921 im Alter von nur 40 Jahren.
Geboren wurde Blok am 28.11.1880 als Sohn eines Juraprofessors und einer literarischen Übesetzerin.
Er studierte Philologie und Rechtswissenschaften an der Universität von St. Petersburg und schloss das Studium 1906 erfolgreich ab.
Bereits ab 1902 veröffentlichte er erste Gedichte.
Während seine frühen Werke unter dem Einfluss der Romantik standen, wurde diese Einstellung bereits in seinem zweiten Gedichtband abgelöst von sozialkritischen Themen.
Durch eine Italienreise 1909 versuchte Blok sich Abstand zu verschaffen von den sozialen Problemen seines Landes und auch zu eigenen Konflikten.
Sein von 1909 bis 1916 entstandener Gedichtband “’Schreckliche Welt” ist ein Zeugnis dieser Zeit.
Nach fast 2 Jahren Pause erschienen dann die Gedichtzyklen "Zwölf" und “Skythen”.
Besonders seine Revolutionsgedichte "Die Zwölf" erregten in seiner Heimat Aufsehen und führten zu einer großen Kontroverse.
1903 hatte Blok L.D. Mendeleeva geheiratet.
Ein Foto des Paares ist hier zu sehen.
Ohne Probleme war diese Ehe jedoch wahrscheinlich auch nicht, weil L.D. Mendeleeva-Blok auch mit Andrej Bely, dem Freund (und Rivalen) von Alexander Blok eine komplizierte Beziehung unterhielt.
Ich stelle ein eines seiner "frühen" Gedsichte, das er 1901 in St. Petersburg geschrieben hat:
„Ich ging hinaus. Ganz langsam tagte
Winters Dämmerlicht auf Erden.
Vergangener Tage junge Sagen
Aus dem Dunkel treten werden …
Kamen, stiegen auf im Rücken,
Sangen mit dem Frühlingswind,
Und ich ging mit leisen Schritten,
Ewigkeit zu schaun gesinnt …
O besserer Tage lebendige Sagen!
Bei euren Liedern aus den Tiefen
Begann auf Erden es zu tagen,
Der Traum der Ewigkeit erschien! …“
Alexander Blok
Gruß
--
enigma