Literatur Autorinnen und Autoren raten - neue Runde

Ich eröffne eine neue Runde, da das Suchen alter Threads sehr lästig ist:

Rätsel für heute:

Auf dem Nachttisch

„Mach das Licht aus…“
[Hier folgen erst andere Bücher, die sich der mit seiner Freundin zu Bett Liegende ankuckt. So suggriert er uns.)

Der Hotelnachttisch ist so klein – da liegt noch viel auf dem Boden. Herauf mit dir ...

»Sag mal ... «

Lieschen – wenn du mich noch einmal störst, wirst du ausgestopft! »Ich dich stören? Das ist ja großartig! Du liest hier die halbe Nacht ... «
Gedenkst du noch der schönen Maientage, da die Liebe uns beseligt hat ... ?
»Jetzt singt er auch noch. Weck die Leute hier nicht auf!«
Ja, wickel dich nur in deine Decken ... Also da ist Wera Figner. Es ist die große Ausgabe, in der alle drei Teile des Werkes zusammen enthalten sind. [Hier folgen der Titel und die Angabe der Verlagsausgabe.]
Bekannt – und immer wieder ergreifend. Das sieht denn doch anders aus als unsre nationalistischen Märtyrer, die kaum welche sind. Was riskieren sie denn? Erst werden sie nicht verhaftet; und wenn sie verhaftet werden, reißen sie aus; und wenn sie nicht ausreißen, werden sie nicht verurteilt; und wenn sie verurteilt werden, werden sie begnadigt. Und dann bekommen sie eine Stelle bei irgend welchen Grundbesitzern oder Industriekerlen ... [Die Frau …] war ein ganzer Mann. Das Buch solltet ihr euch alle aufbauen.
»Also, Peter – Ultimatum: Willst du jetzt schlafen?«
Ich will. Ich kann nicht.
»Warum kannst du nicht?«
Weil ich jetzt ein ohnanständiges Buch beim Wickel habe ...
»Ferkel.«

Lieschen, das sind keine Ausdrücke für eine junge Frau. Was weißt du überhaupt, was in mir als Mutter vorgeht ... nein, das mußt du eigentlich sagen. Na, schlaf man. (...)

*

Um welches Buch handelt es sich? Wer war der Autor der Rezension (der nicht nur „Peter“ hieß) – und wer die Autorin, die im 19. Jh. geboren wurde? - Auch, das nächste Buch, das dann besprochen wird, ist nach Peters Meinung kein "unanständiges" Buch...
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longtime

Hallo longtime, ich versuche es mal:

Autor der Rezension ist wohl Kurt Tucholsky, der in der "Weltbühne" unter der Bezeichnung "Auf dem Nachttisch" Rezensionen veröffentlichte. Jemand hat mal geschrieben, seine Kritiken seien oft lesenswerter als die kritisierten Bücher. Er schrieb übrigens unter mehreren Namen, auch als Peter Panter.

In diesem Fall bespricht er wohl ein Buch der Autorin Wera Figler.
Es könnte "Nacht in Rußland" sein.

So longtime, und nun mach das Beste draus.

Gruß
Welling
welling

Prima, gut belesen - lieber Welling!

Es war die Wera Nikolajewna Figner.
Ich komme auf "Nacht über Russland" noch zurück.

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longtime

http://www.textlog.de/tucholsky-nacht-russland.html

Hab sogar ich gefunden als Lesemuffel lach

herzliche Grüße und einen schönen Sonntag, funker

Dieses Rätsel hätte ich tatsächlich ohne Googelei auch geknackt...Und weil K.Tucholsky über eine wunderbare so satirische Schreibweise den Leser fesselte (und immer noch fesselt), lasse ich zum Sonntagsausklang die Mona Lisa lächeln...
Das Lächeln der Mona Lisa von Kurt Tucholsky

Ich kann den Blick nicht von dir wenden,
denn über deinem Mann vom Dienst
hängst du mit sanft verschränkten Händen
...und grienst.

Du bist berühmt wie jener Turm von Pisa,
dein Lächeln gilt für Ironie.
Ja...warum lacht die Mona Lisa?
Lacht sie über uns, wegen uns, trotz uns, mit uns,
... (gegen uns- oder wie- ?

Du lehrst uns still, was zu geschen hat.
Weil uns dein Bildnis, Lieschen, zeigt:
... Wer viel von dieser Welt gesehn hat-
... der lächelt,
.................legt die Hände auf den Bauch
.............................................und schweigt.
indra

Indra, danke für den herrlichen Tucholsky-Text.

Nun ein neues Rätsel:

Gesucht wird ein europäischer Autor, geboren im letzten Dezennium der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, gestorben im vorletzten der zweiten Hälfte. (wer sorgt sich jetzt noch um den Genitiv? Nichts soll ihn töten!)
Er gilt als künstlerisches Talent (Malerei, Musik). Nach seinem Studium (mehrere Studiengänge), Promotion und Habilitation war er Hochschullehrer, arbeitete zudem noch als Feuilletonist.
Sein Leben wurde überschattet von einer Krankheit, die ihm - sehr wahrscheinlich - schließlich zum Verhängnis wurde - tragisch.

Aufsehen erregte er mit seinem Debutroman (vorher schon einige Veröffentlichungen, Gedichte z.B.), der ihm neben staunender Anerkennung auch Feindschaften eintrug, in einem Gemenge von Fiktion und Realität (Authentizität) fühlten sich Bürger seines Landes "vorgeführt".

Beim Lesen dieses Romans - streng genommen ein Monolog - habe ich immer wieder laut gelacht, vor allem wegen der unzähligen skurrilen Einfälle des Autors, manchmal habe ich mir einen Springbrunnen vorgestellt, aus dem statt Wasser Ideen quellen. Für mich war diese Lektüre ein faszinierendes Leseerlebnis, brillant in der Sprache, manchmal landschaftlich beeinflusst, ideenreich, sorgfältig recherchiert, gelegentlich vielleicht wegen der Fiktionalität etwas "korrigiert".

Das mag zunächst reichen, ich hätte gerne noch einige Zitate gegeben, aber die sind oft zu "verräterisch"

Euch beim Raten viel Freude.

Gruß

welling

PS:
Nachdem mir wegen Zeitüberschreitung neulich ein längerer Text verloren gegangen war, habe ich mir angewöhnt, Texte vor dem Einstellen vorsichtshalber zu kopieren. Einmal hat es mir danach schon geholfen. Es ist also empfehlenswert.

Hallo Welling,

einiges würde für Christian Skrzyposzek sprechen, aber einiges auch nicht bzw. ich weiß z.B. nicht, ob er auch Hochschullehrer war, glaube es aber eher nicht.
Sehr musikalisch war er, sogar in früheren Jahren ein außerordentlich guter Pianist.
Und seine Krankheit und sein Freitod waren wirklich tragisch.
Aber insgesamt bin ich doch eher unsicher, ob er es sein könnte, wahrscheinlich, wie gesagt, eher nicht.

Morgen früh gucke ich mal kurz rein, aber dann geht es ab zum Dottore, nix Ernstes, jedenfalls noch nicht, nur Generalcheck. )

Gruß
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enigma

Hallo Enigma,

Christian Skrzyposzek ist der Gesuchte nicht. Beide waren etwa gleich alt, das Leben des Gesuchten war um 10 Jahre kürzer.
Er ist kein Deutscher, lebte auch nicht in Deutschland.

Gruß
welling

Da der Gesuchte nicht der Waliser sein kann, dem Folgendes - "I just had eighteen straight scotches. I think that's the record" - als letzte Worte zugeschrieben werden, bin ich i.A. ratlos.

Könntest du, lieber welling, noch einen Tipp geben und eventuell einen Aphorismmus, ein Titelchen oder eine biografische Einzelheit (ob Ess- oder Trunksucht oder andere Preiswürdigkeiten) verraten....?

Gruß!
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longtime

Es müsste sich um Hermann Burger handeln.
Ich kann mich noch gut an seine Lesung beim Bachmannpreis erinnern. 1985 war das, hab ich grade nachgelesen.