Zum 50. Todestag : Hermann Hesses Jahre in Gaienhofen

Autor: ehemaliges Mitglied



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Gaienhofen- Idylle am Untersee


Zum 50. Todestag am 9.August von Hermann Hesse hat sich der kleinen Ort Gaienhofen auf der Bodenseehalbinsel Höri gut vorbereitet. Hier lebte der Dichter vor 108 Jahren jungverheiratet mit seiner ersten Frau Mia, die dieses damals 300 Seelen -Dorf ausgesucht hatte. Das junge Paar zog in eines der beiden Fachwerkhäuser beim Kirchplatz ein, und Hermann Hesse schrieb später noch von der "schönen Zurückgebliebenheit" und war glücklich über die Einfachheit des Lebens ohne Elektrizität und fliessendem Wasser .

Poetisch und idyllisch nannte er den Ort, in dem sich sein Leben ziemlich einsam und ländlich gestaltete. Über den See, der sich hier mit dem durchfließenden Rhein verbunden hatte, bis Steckborn rudern, war für ihn Erholung und Inspiration zugleich.

Er hatte in dieser Zeit schon viel Rastlosigkeit, auch Fluchtversuche , zu bewältigen, hatte als 16jähriger schon die erste verzeifelte Flucht aus der Klosterschule Maulbronn und eine schwere Krise hinter sich - bis hin zur Nervenheilanstalt.

Hier in Gaienhofen wollte er Ruhe in seine Rastlosigkeit bringen. Er versuchte der Zivilisation zu entfliehen, wollte nur seinen eigenen Weg gehen und in seiner Seele nur Natur und Welt spiegeln - wie sein Biograph Gunnar Decker einmal schrieb.

Aber lange hielt er diese Zurückgezogenheit nicht aus. Schreibversuche, Auswanderungswünsche und berufliche Orientierung bestimmten das junge Erwachsenenalter. Sein erstes Buch "Peter Camenzind" ,vom S.Fischer-Verlag 1904 herausgegeben, spiegelte seinen eigenen Weg der Suche nach sich selbst. Mit diesem Roman traf er den Geschmack jener Zeit, und es wurde ein großer Erfolg.
Später richtete sich Hesse in der oberen Etage seines Hauses ein, um ungestört arbeiten zu können, während seine Frau mit den drei Söhnen- in Gaienhofen 1905,1909 und 1911 geboren- die untere Etage bewohnte. Alles schien perfekt.Zu perfekt vielleicht. In ihm brach der Konflikt zwischen Bürgerlichkeit und Künstler aus.Es zog ihn fort.

1912 schloss Hermann Hesse mit Gaienhofen ab und flüchtete einmal mehr vor sich selbst und der Enge, die ihn zu bedrücken begann. Und trotzdem schrieb er: " Diese Landschaft des Untersees wird mir zeitlebens fehlen, es sprechen an wenigen Orten so stark wie hier zu jedem Fenster herein See und Wald,Himmel und Wiese zu mir !"

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Hermann Hesses Bronzebüste in Gaienhofen




Sonderausstellung im Höri- Museum


Zu seinem 50.Todestag ehrt Gaienhofen Hermann Hesse mit einer Sonderausstellung "Hermann Hesse - Vom Wert des Alters" mit Fotografien von Martin Hesse im Höri-Museum . Die Ausstellung dauert bis 28. Oktober 2012 und kann von Dienstag bis Sonntag von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr besichtigt werden. Hermann Hesse starb im hohen Alter von 85 Jahren und hatte so das Glück, alle Stufen eines erfüllten Lebens erfahren zu können. Er rühmte immer wieder "den Schatz an Bildern, die man nach einem langen Leben im Gedächtnis trägt …". Mit charakteristischen Lebenszeugnissen und Schriften sowie zahlreichen Fotos begleitet die Ausstellung Hesses Lebensabschnitt vom 50. Lebensjahr bis zu seinem Tod. Die eindrucksvollen Fotografien, die den Schriftsteller über viele Jahre hinweg zeigen, stammen fast ausschließlich aus der Kamera von Martin Hesse, dem jüngsten Sohn des Schriftstellers. Martin Hesse war Berufsfotograf. Nach seiner Ausbildung, u.a. am Bauhaus in Dessau, entwickelte er die Architekturfotografie zu einem seiner Spezialgebiete. Daneben zeigte er aber auch einen geschulten Blick für das Charakteristische in zahlreichen Portraitaufnahmen - die Ausstellung zeigt frühe, beispielhafte Aufnahmen. Gerühmt als "Poet der Kamera", hat Martin Hesse ebenso Einblicke in den Lebens- und Arbeitsalltag seines Vaters Hermann Hesse festgehalten. Lebensnahe Bilder aus den Tessiner Jahren zeigen den Dichter und Schriftsteller bei seiner Arbeit am Schreibtisch, im Atelier oder in der Bibliothek, beim Malen, im Garten, im Weinberg oder im Dialog mit seiner Familie, seinen Gästen und Freunden. Diese vertrauten Momente erlaubten der Kamera des Sohnes zwanglose und ungestellte Einblicke in das Leben Hermann Hesses und somit auch das Einfangen seiner jeweiligen Stimmungen.

Die Ausstellung im Hermann-Hesse-Höri-Museum belegt in Übereinstimmung von Fotos, Briefen, Texten, Gedichten und Aquarellen die überzeugende und korrespondierende Einheit von Hesses Leben und Werk. Weitere Informationen sind im Hermann-Hesse-Höri-Museum erhältlich, Kapellenstr.8, 78343 Gaienhofen, Tel.: 07735-440949, Fax: 440948, info@hermann-hesse-hoeri-museum, www.hermann-hesse-höri-museum.de.

Luchs35

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