Wut im Bauch

Am 7. Juni 2011 wurde meine Enkelin Sina brutal zusammengetreten.
Ihr erinnert Euch sicherlich, 3 ausgeschlagene und 4 beschädigte Zähne,
Kiefernsperre, die Augenhöhle gebrochen, es wurde ein Netz in den
Unterboden gelegt, und sie musste vermeiden zu husten, niesen usw.
Gehirnerschütterung, Hämatome am ganzen Körper.

Sie hat ständig Zahnschmerzen, weil die Zahnwurzeln freiliegen, nimmt nicht
mehr am Sportunterricht teil, aus Angst das Auge könnte herausfallen.
Sie war jahrelang im Fußballverein, war Kapitän der Mannschaft und hat
auch die Kleinen trainiert. Alles Vergangenheit.
Sie hat Schlafstörungen, Albträume, ist dadurch in der Schule müde
und schläft sogar ein. Sie hat ständig Druck im Kopf weil ein Muskel eingequetscht ist,
dadurch hat sie Konzentrationsstörungen.
Sie hat Zukunftsängste. Ihr Wesen ist total verändert, heute ist sie anhänglich, morgen
aggressiv, sie fährt nicht mehr mit Bus und Bahn, geht nur in Begleitung
in die Stadt oder einkaufen usw.
Sie war immer ein lebhaftes Mädchen, das ständig mit Freunden unterwegs
war, lebenslustig und aktiv.
Sina hat Selbstmordgedanken, ….ich habe Mordgedanken.
Der Psychologe meint Sina müsste für mindestens 6 Wochen in eine Klinik.
Aber ohne ihre Mama wäre das jetzt undenkbar.
Wenn ich sie ansehe schaue ich in endlos traurige Augen.

Die beiden Schläger wurden zu 4 Wochen Dauerarrest verurteilt und müssen
Sina ein Schmerzensgeld von 20.000 € zahlen, aber sie arbeiten ja nicht,
also wird sie auch niemals einen Cent zu sehen bekommen,
Der Stiefvater des älteren Schlägers hat den Psychologen telefonisch bedroht.
Die Schläger dürfen sich Sina nicht nähern, aber sie schicken Freunde hinterher die
sie bedrohen, sie haben ihr die Mütze vom Kopf geschlagen und sagten:“ Na, hast Du jetzt
Angst?“ Nimm dich in Acht, irgendwann treffen wir dich mal wieder alleine.
Das alles ist auf einer Videokamera aufgenommen und die Staatsanwaltschaft ermittelt. Sinas Freunde werden ebenfalls bedroht:“
Du kannst auch mal ein paar auf die Schnauze kriegen“.
Das ist für Sina sehr schwer, sie hat auch Angst um ihre Freunde.

Die junge Frau (23) die Sina geholfen hat, hat heute noch die brutalen Tritte gegen den
Kopf vor Augen, „es war als wollten sie einen Ball wegschießen“, und kann ganz schlecht damit umgehen. Sie war es die den Busfahrer bat Hilfe zu rufen.
Daraufhin hat dieser nur die Tür geschlossen. Sie hat das schon vor Gericht ausgesagt und
bis heute wissen wir noch nicht ob und wie er bestraft wurde.
Hätten nicht so viele Leute eingegriffen, wer weiß ob der nächste Tritt nicht
tödlich gewesen wäre.

Warum ich das alles schreibe…..
Ich hatte ein Gespräch, das mich sehr aufgewühlt hat. Ein dicker Kloß im Hals
nahm mir die Stimme. Man sagte mir, meine Enkelin ist jung und hat das
sicher schon gut verkraftet und nur ich bin es die ein großes
Problem damit hat.


Zitat:
„Die Schläger sind schlimm dran, sie müssen schließlich ein Leben lang mit
der Schuld leben“

Sie brachte sogar Holocaust als Vergleich. Die Überlebenden wären schließlich auch damit fertig geworden.

Vielen Holocaust-Überlebenden war und ist es zum Teil bis heute nicht möglich, über ihre Erfahrungen in den Todeslagern zu sprechen.

Die beiden 15 und 17jährigen Schläger sind kein unbeschriebenes Blatt.
Sina war nicht die Erste die von ihnen zusammengeschlagen wurde und
auch nicht die Letzte. Die Liste der Straftaten ist lang, von Schlägereien
mit Handyabzocke bis Mißbrauch von Kindern. Die Strafen dafür waren
ein paar Sozialstunden und Verwarnungen. Der ältere der Beiden stand
schon wieder vor Gericht weil er einen Jungen zusammengeschlagen hat.
Er brüstet sich mit seinen Taten, das kann man auf Facebook verfolgen.
Nach der Gerichtsverhandlung hat der den Mittelfinger ausgestreckt.

Die ganze Familie leidet, sollen wir nun mit diesen Schlägern Mitgefühl haben?

Wichtel Carola