Was man bereuen will, was nicht
Wenn ich mal denke an die Leute,
mit denen war ich früher nahe,
muss überlegen: Würd‘ ich heute
gerne in ihre Augen schauen?
Es gab da solche, die ich, Dumme,
nicht recht hochschätzen konnte früher;
nun sagen die Gesichter stumme
nichts mehr zu meinem: Entschuldige…
Doch denen, die mich leiden ließen,
und denen konnt‘ ich nichts bedeuten,
würd‘ meine Tür auch heut‘ verschließen.
Glaube, dass sie‘s verstehen sollten.
Kommentare (8)
@werderanerin
Liebe Kristine,
obwohl es im Moment alles andere als angenehm sein kann, sollte man wirklich "alles mögliche" kennenlernen, auch Niederlagen, Frust, Enttäuschung... Möge das natürlich einen nicht wirklich zusammenbrechen lassen. Neulich habe ich darüber gelesen: Nur wenn Probleme erlebt und versucht, sie zu lösen, kann man sich echt weiterentwickeln. Ich wäre keine ehemalige Lehrerin, wenn ich hier nicht fragen würde: Wie lange wird man noch die Jugendlichen immer nur spielen lassen, ohne immer wieder etwas von ihnen ernst zu fordern? Sonst werden sie mal bedauern müssen, dass sie in ihrer Jugendzeit keine guten Pädagogen um sich herum hatten, sondern nur welche übermäßig gutmütigen, einfach nicht kompetenten. Und es wird auch zu bereuen sein...
Mit Grüßen
Christine
Letzteres möchte ich noch ergänzen, liebe Christine...gerade Kinder/Jugendliche müssen alles dürfen, nur so entwickeln sie sich weiter. Was ich aber immer auch sehe, sie benötigen einen Rahmen, in dem sie sich bewegen können, mit Regeln - ganz wichtig. Sie müssen lernen, dass nur so ein Leben funktionieren wird. Man muss sich auch mal stoßen, auf die Nase fallen u.v.a.m., das alles macht stark.
Ich habe mal..., lange her ... einen guten Beitrag von einem "68 iger" gehört, der noch heute als Erwachsener darunter leidet, antiautoritär erzogen worden zu sein. Er hatte immer Probleme, zu verstehen, dass man nicht alles einfach so machen kann. Das langte bis in sein Erwachsensein hinein.
Kristine
@werderanerin
Ja, das meinte ich auch, liebe Kristine - und das war auch immer wieder betont, als ich junge Lehrerin war: Einen Rahmen muss es geben, das wußte man ja seit Jahrtausenden. Eine junge Person wird nicht von selbst vernüftig; das muss sie schon erlernen. Autoritär - auf keinen Fall. Ich kann aber in einem nicht mit dir übereinstimmen, und schon gar nicht, wenn es ja diesen Rahmen geben sollte: Ich glaube nicht, dass Kinder und Jugendlich alles dürfen müssen. Wo ja selbst die Erwachsenen nicht alles dürfen. Mal muss man lernen, wie man damit zurecht kommen kann. Und es auch muss. :)
Liebe Christine, in den Wallungen des Lebens gibt es viele sehr unterschiedliche Begegnungen, solche und solche… Manche möchte man halten, manchen möchte man fliehen und oft spürt man erst viel später, wer ein „passender Geist“ gewesen ist und wem man gerne die Tür geöffnet hätte, wem man sie aber auch fest verschließen sollte. All dieses gehört zur Vielfalt des Lebens…
...überlegt – mit Abendgrüßen
Syrdal
@Syrdal
Genau so ist es, lieber Syrdal. Egal wie bewusst man werden kann, wird man sowieso oft noch solche Fehler begehen. Tür auf, Tür zu... Man müsste sie ein für allemal verschließen, um ganz sicher zu sein, dass da kein "unpassender Geist" eindringt. Doch es wäre ja schade, denn man könnte so irgendwelche wichtige Begegnungen verpassen. Lieber manches bereuen, als nichts Schönes mal genießen können; ja, das gehört zur Vielfalt des Lebens. :)
Mit Grüßen
Christine
Ein heikles Thema wählst du da heut.
Dich hat im Nachhinein wohl gereut,
das mancher Schein nach „Mies“ dich trog
und Manche(r) drum nicht recht dir wog.
Doch da wo dir bald wurde klar,
dass da viel böser Wille war,
da hast bewusst du reagiert.
Und nicht viel Ausgleich ausprobiert.
Ins Auge kannst du Jeder/m schauen,
Du zählst zu den Bewusstseins-Frauen.
@Manfred36
Wie gewöhnlich enthält mein Gedicht nicht nur meine Gefühle, obwohl diesmal sogar in der ersten Person Singular verfasst. Doch natürlich steckt da auch etwas ganz Persönliches... Ein Impuls dazu war ein Begriff in einem Presseartikel: "Emotional ratlos". Ich glaube, früher trug die manchmal zu strenge Erziehung dazu bei, dass man eben nicht mehr über seine eigenen Gefühle entscheiden konnte, selbst wenn dann erwachsen geworden. Man bereute immer wieder und alles. Heutzutage wird es gewiss immer mehr emotional ratlose Menschen geben - aus einem Grund, der ein Gegenteil wäre: Zu wenig Strenge im besten Sinne des Wortes, zu wenig Aufsicht, zu wenig Vorbilder. Und da handeln sie auch dementsprechend: Nichts wird bereut.
Ich habe es schon immer als gut empfunden, alles mögliche kennenzulernen...weil es wichtig ist für das Leben...man probiert sich aus, lässt zu oder eben nicht, beendet etwas oder nicht...
und dann kommt vielleicht auch so mancher Zweifel - war es richtig, gut, sinnvoll...oder nicht...
Das ist das Leben
Kristine