Vorfreude, Freude, und Hoffnung
Die Adventszeit bedeutete für mich früher nichts mehr, als nur Putzen und Einkaufen. Hier feierte man erst den Heiligabend, und dann natürlich die zwei weiteren Festtage. Und vorher - zur Arbeit und zurück, unterwegs in die Läden, oft lange Schlange gestanden (zur schönen Zeit des schönen Sozialismus), und schliesslich - an die Waschlappen...
Erst während meines Studiums lernte ich, wie man diese wunderschöne Zeit genießen kann, unabhängig davon, inwieweit religiös man auch ist. Zuerst das Wort "Vorfreude". In meiner Muttersprache fehlt so etwas, man muss da mehrere Wörter gebrauchen, um den Zustand des fröhlichen Erwartens auszudrücken. Dann die schönsten deutschen Advents- und Weihnachtslieder, vom "Schneeflöckchen" bis auf "Oh du fröhliche". Wir lernten und sangen gerne diese Lieder im Unterricht.
Als junge Lehrerin hatte ich beschlossen, dass ich meinen Schülern auch jedes Jahr eines von den Liedern beibringen werde. Obwohl sie keine Kinder mehr sind, sondern Jugendliche im Alter von 15 - 19
Jahren, singen sie gern mit. Vor mehreren Jahren hatte sich eine Gruppe unheimlich gefreut, als es mit den ersten Worten des von uns zum zweiten Mal geübten Liedes vom Schneeflöckchen - auch wirklich zu schneien begonnen hatte!
Das beliebteste deutsche Weihnachtslied ist für die meisten Schüler von mir "Alle Jahre wieder", und vor allem - die letzte Strophe davon. Viele von den Jugendlichen stammen aus armen Familien, vielen geht es einfach nicht gut. In den Worten "Ist auch mir zur Seite..." finden sie wirklich eine Hoffnung, Trost, und Kraft...
(Foto aus dem Internet)
Kommentare (6)
Ja, den Menschen wurde es nun das, was auf Erden geschieht, wichtiger, als die Seelenfreude. Kein Wunder eigentlich: Ich finde zum Beispiel die Sprache und die Rituale der katholischen Kirche (hier) unerträglich veraltet. Abgesehen davon, dass hier die Men in Black ganz offen die Regierung unterstützen (und umgekehrt), die mir nicht gefällt. Und so wird man ein wenig nüchtern... Trotzdem möchte ich diese schöne Zeit genießen, einfach das innere Kind Freude haben lassen.
Mit Grüßen
Christine
20 Jahre habe ich in Stockholm gelebt. Dort gibt es eine Königin namens Sylvia, die wei Millionen anderer deutscher Frauen, ihren Ehemann im Ausland gefunden hat. Sie kommt regelmässig in die Christvespern der Dt. St. Gertrudsgemeinden und in die Weihachtsfeiern des Dt. Damenclubs.
Warum? Um die deutschen Weihnachtslieder, die sie seit Kindheit kennt, (mit) zu singen - obwohl es auch in Schweden viele zu Herzen gehenden Lieder gibt.
Silesio
Ich kann die Königin Sylvia sehr gut verstehen. Schwedische Weihnachtslieder kenne ich nicht (danke für die Idee, die mal zu hören), bei den deutschen gefällt mir, dass sie zwar oft ziemlich ernst, oder gar majestätisch sind, immer aber voller Hoffnung und Friede.
Mit Grüßen
Christine
Ach, wie oft lese ich im Internet Abfälliges über Weihnacht und das wie behauptet ewige Gedudel. Es gibt wunderbare deutsche und auch international Weihnachtslieder. Sie müssen den Kindern auf unterhaltsame Weise nahegebracht werden und selbst do macher Erwachsener muss erst bekehrt werden.
Ich bin zwar kein Christ, aber Weihnacht sollte sich Deutschland schon erhalten, wenn auch die Gegenstimmer immer lauter werden.
LG
Willy
Ich glaube, hier feiern sehr viele Leute Weihnachten als eine schöne Tradition, für manche nur ist der religiöse Hintergrund von Bedeutung.
Die polnischen Weihnachtslieder sind zwar auch schön, die meisten aber ziemlich traurig; die Rede ist da über das arme Jesulein, das friert, usw. Eines von den bekanntesten, und nicht traurigen, ist dasjenige hier, "Bóg się rodzi" (Der Gott kommt zur Welt):
https://www.youtube.com/watch?v=xlEhlNNJd9A
Mit Grüßen
Christine
es gibt keine Zeit, auf die Lieder so ausgerichtet sind als die Advents-/Weihnachtszeit. Auf meinem Piano steht ein dickes Heft mit all diesen Liedern und das gibt mir die "Legitimation", in dieser Zedit "drauf los" zu spielen, auch für mich ganz allein und auch wenn ich es nie schaffe, ganz durchzukommen. Da liegt keine große "Themenauswahl" an, und sie sind alle "mitnehmend", auch ohne Text unter der Lupe.
Leider hat sich mit der den vielen Weihnachtsmärkten und ihrer Kommerzionalisierung auch ein oberfläüchlicher Geschenkzwang in dieser Zeit eingebürgert, was ich nicht gut finde und was dem Sinn, dem Zu-sich-selbst-Finden in der Adventszeit, widerspricht.