VOLL DIE RUHR

VOLL DIE RUHR

Lange noch vor der Zeit, als eine Pandemie die Menschheit dieser Erde geißelte, und man solche Szenarien höchstens aus abendliche Science-Fiction-Filmen kannte, luden mich Freunde zu sich nach Mülheim ein. 
Gerne denke ich an diesen herrlichen Bilderbuch-Sonntag zurück. Ach, wie fröhlich und unbekümmert wir doch alle waren.

Es war der Tag der Mülheimer Jugendfestspiel "Voll die Ruhr". Neben einem bunten Veranstaltungsangebot wurde auch ein Quietsche-Enten-Rennen auf der Ruhr angeboten.
Für einen guten Zweck konnte jeder eine eigene Ente erwerben. Für die schnellsten Entchen winkten sogar ein paar Preise. Ich war sofort begeistert und sagte spontan zu.

Wir trafen uns an der Ruhr, direkt am Startpunkt, zu Füßen der Florabrücke. So konnten wir das quirlige Treiben gut beobachten.
"Deine Ente hat übrigens die Nummer 371" verriet mir Helga schnell. Sie musste es ja wissen, denn sie hatte vier Enten frühzeitig auf unsere Namen angemeldet.

Die Strecke von der Brücke bis zum Ziel  war nicht wirklich weit,  doch für eine kleine Ente schon eine beachtliche Herausforderung. Und obwohl die leichte Strömung die sportlichen Ambitionen der kleinen Schwimmer dabei positiv unterstützte, lauerten unterwegs doch einige Gefahren auf sie.
An den Uferrändern wucherte nämlich meterhohes Gestrüpp, dass mit seinen Ästen weit in das Wasser hineinragte. Offensichtlich lag das Gehölz nur auf der Lauer, um kleine unschuldige Entchen einzufangen. Würde meine Ente, so ganz ohne Training überhaupt eine Chance haben? Hoffentlich ging sie nicht sofort wie ein Stein unter, um dann jämmerlich zu ertrinken, überlegte ich. Außerdem war die Konkurrenz auch noch da.

Oben auf der Brücke tat sich was. Viele gefüllte Entensäcke wurden jetzt geöffnet und zum Start bereit gehalten. "Zehn, neun, acht", der Countdown lief! "Sieben, sechs, fünf", riefen die Zuschauer jetzt im Chor. "Vier, drei, zwei, eins", stimmten auch wir mit ein. Dann stürzten massenhaft Enten von der Brücke und purzelten platschend in die Ruhr. Fast wie ein Niagarawasserfall...ein herrlicher Anblick!


Alle Leute klatschten begeistert. Die gute Laune war ansteckend, denn man sah nur lachende Gesichter. Auf der Wasseroberfläche hatte sich jetzt ein dichter gelber Teppich gebildet, der sich aber nun langsam auseinanderzog.


Groß und klein setzte sich jetzt in Bewegung, um die Entenschar auf den Uferwegen zu begleiten.
Was für ein schönes Ereignis! Ein älterer Herr saß auf einem Baumstumpf und beobachtete mit seinem Fernglas interessiert das muntere Treiben auf dem Wasser. Da hatte er sich ja gut vorbereitet, denn an ein Fernglas hatte von uns keiner gedacht.


An einem Eiswagen gönnten wir uns eine erfrischende Eisportion und schauten dabei einer Rettungsaktion des Kanuvereins zu. Freiwillige Helfer versuchten gerade zwei Entchen aus ihrer Seenot zu befreien. Sie hatten sich in den Zweigen des Ufergehölzes verfangen.

Jetzt ertönte eine Megafondurchsage: "Die erste Ente ist jetzt im Ziel angekommen...herzlichen Glückwunsch der Ente mit der Nummer *#§*&$+*???" Der Rest war nicht zu verstehen, denn er ging im Lärm des lauten Applauses unter.



Im Zielbereich konnten wir endlich unsere Entchen in Empfang nehmen, wir ließen sie mal ordentlich quietschen und freuten uns dabei wie die Kinder. Gewonnen hatte zwar keine von ihnen, aber alle waren heil ins Ziel gekommen. Und nur das zählt, denn mitmachen ist alles.

Rosi65