Verworrene Lage


Verworrene Lage


Vor und schon in Kiew? Russische Panzer sind im Anmarsch Kiew, oder bereits in den Vororten - Einsatz von Streubomben, die in den meisten Ländern geächteten unmenschlichen Waffen, ukrainische Zivilisten, die den Invasoren entgegentreten. All das haben wir gesehen.
      Ich bin Jahrgang 1934, geboren vor dem Weltkrieg II. und habe das Leiden der Flucht ebenso wie die 76 Jahre ohne Krieg bei uns erlebt. Es war schon ein Privileg, das ist mir seit gut einer Woche klar geworden! Seit einer Woche nun ist das TV mein zweiter Blickwinkel geworden.
      Ich fresse geradezu die Berichterstattung über den Ukraine-Krieg in mich rein. Das Schicksal der ukrainischen Bürger, die Heimatliebe und der Freiheitswille der Menschen dort und die Entschlossenheit des Präsidenten, der mal TV-Komiker war, gehen mir zu Herzen. Aber was genau in der Ukraine geschieht, weiß ich nicht. Es passiert genau das, was Sigmar Gabriel vor einer Woche in einem Radiointerview sagte: „Als erstes stirbt im Krieg die Wahrheit.“
      Beide Seiten verbreiten Propaganda und Durchhalteparolen. Unabhängige Journalisten gibt es im Land nur wenige. Auch die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender sind, wie diese Woche ein Mediendienst schrieb, „nur bedingt einsatzbereit“. Aufgrund der Gefahren haben sie ihre Korrespondenten abgezogen.
      Die „Bild“ aber hat mehrere Reporter ins Kriegsgebiet geschickt. Zwei von ihnen berichten live aus Kiew. Auch der „Spiegel“ hat fünf Reporter in die Ukraine entsandt. Rechnet man alle deutschen Medien zusammen, sind es vielleicht zwei Dutzend Journalisten, die vor Ort berichten. Das sind viel zu wenige, um wirklich authentische Informationen aus so einem großen Land zu bekommen.
      Nein, es geht bei meinem Bedauern nicht um den modernen Voyeurismus. Es geht darum zu wissen, was tatsächlich passiert! Es geht darum, ob Behauptungen wie( „die russischen Streitkräfte kommen nicht so gut voran, wie Putin erwartete“ oder „es werden verstärkt zivile Einrichtungen mit Raketen beschossen“) stimmen oder Propaganda sind. Es geht tatsächlich um eine realistische Einschätzung der Situation.
Ukraine -2.jpg
 
       Denn vieles, was diverse Ex-Generäle oder sonstige selbsternannte Experten uns mitteilen, beruht wirklich nur auf unbestätigten Meldungen. Was wir aber wissen ist, dass Menschen sterben und Menschen flüchten, und dass wir ihnen helfen müssen.
Das ist sehr viel - und leider doch sehr wenig.

 
~~~Pan~~~

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Kommentare (5)

Ernu

Ich würde auch für ein "Nur die Ruhe" plädieren. Ob einzelne Nachrichten Fake oder Sensationen sind, ist dabei nicht wichtig, denn es fügt sich trotzdem ein aussagekräftiges, umfassendes "Lage"-Bild zusammen.

Federstrich

Vielleicht ist dein Anspruch hier zu  hoch. Stichwort Voyeurismus - du sagst es selbst. Ich erinnere an "Krieg im Frühstücksfernsehen" beim Irak-Krieg, was im Nachhinein verurteilt wurde. Stichwort Wahrheit: Nicht mal die russischen Soldaten wussten/wissen, was man mit ihnen vorhat(te).
Warum der Wissensdurst? Hier ist Geduld und Zurückhaltung gefragt und die Einsicht, dass niemand es genau wissen kann. Auch die Kriegsreporter bleiben Einzelstimmen mit meist unbestätigten Meldungen. Immerhin dringen doch die wichtigsten Nachrichten durch, wie die vom Beschuss des Atomkraftwerkes. Angeblich wird ja vieles dokumentiert, das später von Nutzen sein könnte.
Damit müssen und sollten wir zufrieden sein.
Federstrich

 

Pan

Zufriedensein? Entschuldige, wie kann ich mit Nachrichten zufrieden sein, wenn der "Dritte Weltkrieg" in Nachbars Garten tobt? 
So blauäugig kann doch niemand sein und nicht wissen wollen, was uns droht!
Geduld und Zurückhaltung sind schöne Schlagworte - nur helfen sie dem gequälten Volk in der Ukraine kein bißchen. Wenn ich z.B.dort Angehörige habe, dann darf ich hübsch abwarten.
Toll ...

Federstrich

@Pan  
Du wirst es nicht ändern können.
Federstrich

JuergenS

ich bin schon dabei, die Nachrichten-Betrachtung wieder abzubauen, denn das zerrt an den Nerven. auch im Forum ist ein eigener thread eingerichtet, wo man Meinungen austauschen kann, mehr nicht.

grübel


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