„Aber Max!“ – eine Geschichte vom beobachteten Küssen
Als in Radeberg eine Fülle lustiger Stücke aufgeführt wurden
Das Frühjahr 1894 wurde in Radeberg, aber auch in seiner Umgebung, so in Wachau oder Wallroda, zu einem wahren Eldorado lustiger Bühnenstücke. In der Bierstadt hatten sich neun (!) Dramatische Vereine gebildet, die nun mit ihren Aufführungen auf sich aufmerksam machen wollten. Der „Albertsalon“ in der Fabrikvorstadt und manches Glashüttenrestaurant aber auch der Rathaussaal oder das „Ross“ waren Stätten der Heiterkeit und einer gelebter Volkslust. Mit „Aber Max!“ fing alles an. Eine einfache Wiener Theatergeschichte. Sie gipfelte in dem Sujet, dass eine Frau sich am Sprechtext übt und nicht bemerkt, dass sie von ihrem Mann beobachtet wird. Sie hatte sich einen männlichen Schauspieler zum Üben in die Wohnung geholt. Dieser küsste sie während des Übens zweimal auf den Hals.
Aus heutiger Sicht eher wenig lustig. Doch für damalige Verhältnisse… Erstmals spielte tatsächlich eine Frau im Ensemble, zu dieser Zeit oft noch von den sogenannten Frauendarstellern gespielt. Und dann die Küsserei in der Öffentlichkeit. Das Kolportieren des Inhalts noch vor der Premiere sorgte in allen acht Vorstellungen im April 1894 für volles Haus und klingende Kasse. Der Kuss wurde sogar im Stadtrat besprochen, jedoch das Gesuch zur Absetzung des Stücks blieb erfolglos. Man argumentierte, dass das Ensemble dann eben nach Wachau oder Wallroda ginge und dort spielen würde. So würden die Gewerbeeinnahmen in der Stadt spärlicher.
Im „Roß“ spielte man „Hedwig, die Banditenbraut“. Ursprünglich von Theodor Körner konzipiert, doch nun schon als Klamaukstück aufgeführt. Als im Schlussakkord Hedwig Rudolph erschießen soll, versagt das Gewehr zweimal. Da nimmt sie eben ihren Holzlatsch und haut ihn Rudolph auf den Kopf. Riesiges Lachen im Saal, sogar die Schauspieler lachen mit.
„Halts Maul!“, hieß eine wochenlang gespielte Klamotte, die sich mit den Radeberger Gewohnheiten auseinandersetzte. Ausgangspunkt war, wie sagt man, wenn jemand niest? Dem Chef gegenüber „Zur Genesung“, dem städtischen Wachtmeister „Gesundheit!“, dem normalen Arbeiter „Prosit“ und zum Lehrling „Halt’s Maul!“ Und so wurden Verwechslungsspiele inszeniert, derbe Alltagssprache salonfähig gemacht und mit dem Stück eine Mischung zwischen kabarettähnlichen Szenen und feinen Alltagsbeobachtungen erreicht. Der Erfolg lag darin, dass sich Radebergs Arbeiterschaft und ihre Familien in den Stücken wiederfanden. Und die Darsteller waren ihre Arbeitskollegen, was dann oft in bis nach Mitternacht dauernde „Theaterfeiern“ ausartete.
Es war eben noch in jener Zeit, wo man die Unterhaltung selbst organisieren musste. Wie man sieht, durchaus mit erfolgsversprechenden Ansätzen.
haweger
Das Frühjahr 1894 wurde in Radeberg, aber auch in seiner Umgebung, so in Wachau oder Wallroda, zu einem wahren Eldorado lustiger Bühnenstücke. In der Bierstadt hatten sich neun (!) Dramatische Vereine gebildet, die nun mit ihren Aufführungen auf sich aufmerksam machen wollten. Der „Albertsalon“ in der Fabrikvorstadt und manches Glashüttenrestaurant aber auch der Rathaussaal oder das „Ross“ waren Stätten der Heiterkeit und einer gelebter Volkslust. Mit „Aber Max!“ fing alles an. Eine einfache Wiener Theatergeschichte. Sie gipfelte in dem Sujet, dass eine Frau sich am Sprechtext übt und nicht bemerkt, dass sie von ihrem Mann beobachtet wird. Sie hatte sich einen männlichen Schauspieler zum Üben in die Wohnung geholt. Dieser küsste sie während des Übens zweimal auf den Hals.
Aus heutiger Sicht eher wenig lustig. Doch für damalige Verhältnisse… Erstmals spielte tatsächlich eine Frau im Ensemble, zu dieser Zeit oft noch von den sogenannten Frauendarstellern gespielt. Und dann die Küsserei in der Öffentlichkeit. Das Kolportieren des Inhalts noch vor der Premiere sorgte in allen acht Vorstellungen im April 1894 für volles Haus und klingende Kasse. Der Kuss wurde sogar im Stadtrat besprochen, jedoch das Gesuch zur Absetzung des Stücks blieb erfolglos. Man argumentierte, dass das Ensemble dann eben nach Wachau oder Wallroda ginge und dort spielen würde. So würden die Gewerbeeinnahmen in der Stadt spärlicher.
Im „Roß“ spielte man „Hedwig, die Banditenbraut“. Ursprünglich von Theodor Körner konzipiert, doch nun schon als Klamaukstück aufgeführt. Als im Schlussakkord Hedwig Rudolph erschießen soll, versagt das Gewehr zweimal. Da nimmt sie eben ihren Holzlatsch und haut ihn Rudolph auf den Kopf. Riesiges Lachen im Saal, sogar die Schauspieler lachen mit.
„Halts Maul!“, hieß eine wochenlang gespielte Klamotte, die sich mit den Radeberger Gewohnheiten auseinandersetzte. Ausgangspunkt war, wie sagt man, wenn jemand niest? Dem Chef gegenüber „Zur Genesung“, dem städtischen Wachtmeister „Gesundheit!“, dem normalen Arbeiter „Prosit“ und zum Lehrling „Halt’s Maul!“ Und so wurden Verwechslungsspiele inszeniert, derbe Alltagssprache salonfähig gemacht und mit dem Stück eine Mischung zwischen kabarettähnlichen Szenen und feinen Alltagsbeobachtungen erreicht. Der Erfolg lag darin, dass sich Radebergs Arbeiterschaft und ihre Familien in den Stücken wiederfanden. Und die Darsteller waren ihre Arbeitskollegen, was dann oft in bis nach Mitternacht dauernde „Theaterfeiern“ ausartete.
Es war eben noch in jener Zeit, wo man die Unterhaltung selbst organisieren musste. Wie man sieht, durchaus mit erfolgsversprechenden Ansätzen.
haweger
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