Traum vom Märchenland
Können Regentropfen reden, während sie zur Erde fallen? Kann es sein, dass sie es nur eilig haben hinunterzukommen? Hätte vielleicht jeder seine eigene Sprache um die Geschichte seines Bruders zu empfinden und zu hören? Oder ist es so, dass alle gleich sind ohne Sinn und eigene Bedeutung und sie hätten sich nichts zu sagen?
Kommt, Freunde, lasst uns doch die Welt einfach mit Märchenaugen sehen, lasst die Hoffnung den Schmerz außer Kraft setzen und Freude die Oberhand gewinnen. Seht doch, wie viel Licht dort hinter dem Schatten ist! Und bitte sprecht leiser, damit die Träume sich nicht fürchten, sie sind doch sehr schreckhaft.
Das Negativum in der Welt versucht immer wieder, lauter zu reden oder sogar zu schreien, damit es sich hinter dem Schleier des »Nicht-verstanden-Werden« verstecken kann. Lassen wir es nicht zum Führer durch unser Leben werden und unsere Sinne gefangen nehmen.
Hört ihr den Wind stöhnen und voller Wehmut dahinziehen? Er weht bis zum Gespinst unserer Traumbilder, gleitet weiter in die Unendlichkeit und lässt uns zurück, wenn wir nicht darauf achten. Dann aber ist es zu spät, denn wer nur noch Rückschau hält, verliert den Kontakt zur Gegenwart.
Die dann davon hervorgerufene Wirklichkeitsebene wird von unseren Traumschleiern verdeckt, öffnet eine Tür ins Unendliche mit einem Blick auf das Nichts! Wer will das?
Franz Kafka sagt: »Das Glück begreifen, dass der Boden, auf dem Du stehst, nicht größer sein kann, als die zwei Füße ihn bedecken.«
Dieses Glück zu haben, zu vervollkommnen, ist eigentlich das Glück überhaupt. Was wissen wir, was erinnern wir noch von dem, das für uns einst selbstverständlich war? Wir wussten doch schon als Kinder, dass Schneeflocken, diese einzigartigen unverwechselbaren Gebilde, weinen können! Wir vergaßen es. Natürlich, die Realität des täglichen Lebens macht es keinem Menschen leicht, in den lichten Höhen der Märchen zu leben.
Aber gerade dieses Nichtwissen und dennoch erinnern macht uns zu einzigartigen Geschöpfen. Wir dürfen das Wunderbare des Lebens erkennen, wenn wir es nur zulassen. Wir schauen bis zum Horizont, der so fern scheint, doch ein kleiner Schritt reicht, dass er uns gehört.
Das geht nicht? Hast du es mal versucht? Als Kind konntest du es, dir gehörte die ganze Welt. Dann holte die Realität dich ein, von diesem Moment an sprachen die Regentropfen kein Wort mehr, die Schneeflocken weinten nie wieder.
Still! Hörst du sie wieder? Wenn sie schweigen, bist du noch nicht wieder im Märchenland angekommen. Aber du bist auf dem richtigen Weg. Ganz gewiss, denn du träumst wieder.
Kommentare (8)
Lieber Pan,
wie recht Du hast.. Wenn man den Kindern - vor allem den kleineren- aufmerksam zuschaut kann man es noch erleben- diesen Blick ins Märchenland...
Dabei ist es auch für uns Erwachsene einfach diese Momente zu (er)-leben- man muß es nur zulassen und sich ein wenig Zeit nehmen.
Deinem "Denkanstoß" kann ich voll und ganz zustimmen.
Gerade im Alter wenn man doch Muse hat und man weiß daß nicht mir soo viel Zeit hat- sollte man (wieder) damit anfangen.
Danke für Deinen Artikel-
übrigens schön, daß Du wieder hier bist.
Es grüßt Dich
Angelika
Deinen gut gewählten Worten kann ich nur voll und ganz zustimmen. Hat mir sehr gefallen.
Lieben Gruß Klaus
Wenn man nur einmal daran denkt, lieber Horst, dass es soviele Unterschiede bei Regentropfen gibt...man muss nur mal zuhören...und ja, sie können davon erzählen, wieviel Regen runter kommt und wie heftig dieser sein kann.
Das Bild, lieber Horst gefällt mir am meisten...ich liebe solche Motive immer schon. Sie versetzen mich in eine Landschaft, die unglaubliche Ruhe und Schönheit ausstrahlt !
Kristine
Womit wieder einmal bewiesen wäre, dass ein visueller Eindruck mehr bewirkt, als man gemeinhin annimmt.
Für mich behalten die Worte die Oberhand, die Optik ist nur schmückendes Beiwerk
meint mit Grüßen
Horst
Ja, lieber Horst, da kannst du mal sehen, wie unteschiedlich Wahrnehmungen halt sind...auch für mich sind Worte sehr wichtig, vor allem WIE sie geschrieben werden aber Bilder/Fotos o.ä. haben einen erheblichen Einfluß auf die Psyche !
Kristine
So ein wenig hast Du es angestoßen, lieber Horst,
dass ich die Emnpfindungen meines jetzt siebenjährigen Enkels wieder besser begreife! Wenn ich ihm Märchen oder auch Geschichten des Lebens erzähle, bekomme ich immer zu hören: " Oma, erzähle nochmal die Geschichte ...!" Er findet es wunderbar, ein Gewitter oder das Wachsen der Pflanzen, das Leben der Vögel erklärt zu bekommen.
Gestern klopften die Regentropfen ganz stark ans Fenster, auch aufs Flachdach und weckten viele Gefühle ... Sie sind durchaus imstande, zu erzählen, wir haben es nur vergessen. Das reale Leben drängt sich so oft in den Vordergrund.
Herzlichen Dank für Deine Geschichte
Uschi
@nnamttor44
Solange Kinder noch nicht 'verbildet' sind, spüren sie auch die Macht der Träume.Irgendwann gehört das dann der Vergangenheit an und wird nur noch milde belächelt. Schade eigentlich - wenn Wissen und Fantasie sich später die Waage halte, ist alles in Ordnung.
Leider geht meist eines Tages das große Geheimnis verloren ...
Danke, und Grüße von
Horst
ja, Angelika, es wäre einfach, wenn wir uns ein wenig mehr Zeit nehmen würden (könnten?) Es gibt auch real mehr zu erleben, als wir es uns eigentlich gönnen - ein bißchen mehr Zeit für die schönen Dinge in der Natur z.B., sol lange sie noch ansehenswert ist!
Wer weiß schon, was morgen ist? Vielleicht hat uns die Technik so fest im Griff, dass wir dieser Umklammerung gar nicht mehr entkommen können. Und das alles unter dem Vorwand, es sei alles für den Menschen, damit er es leichter habe ...
Wir Senioren kennen ihn noch, den Blick in die frühere Traumwelt. Möge sie uns erhalten bleiben - und nicht in einer futuristischen Zeit enden!
Das wünscht sich - mit liebem Gruß -
Horst~~~