Sprichst Du auch Gurani?


Das wird man gleich zu Anfang gefragt, wenn man hier eine neue Bekanntschaft mit einer/einem ParaguayerIn macht.

Nun leben wir schon 26 Jahre hier und koennen es nicht.

Ich persoenlich stelle fest, dass ich Lieder die ich oft mir anhoere, die auf Gurani gesungen werden mit der Zeit mitsinge.
Die Woerter ohne Musik kommen einfach nicht ueber meine Lippen oder Zunge. Wenn ich aufgefordert werde etwas in Gurani nach zu sprechen, halten sich meine paraguayschen Freunde vor Lachen den Bauch.
Die Paraguayer koennen so ansteckend lachen, dass man einfach mit lachen muss. Doch manchmal wuerde es mich interessieren was letztendlich ich gesagt habe und dieses Lachen ausloeste.

Waehrend in den anderen suedamerikanischen Laendern die Indianersprachen zu Gunsten der Sprache der Eroberer im offiziellen Leben verdraengt wurde, hat sich das Gurani als vollwertige, lebende Sprache erhalten. Ja sie ist in allen Schulen, auch in den privat Schulen, als Pflichtfach vorgeschrieben. So wird neben dem Spanischen, vom ganzen paraguyschen Volk Gurani gesprochen.
Das dies so ist, verdankt man den Jesuiten. Ihre Missionstaetigkeiten hier nach der Eroberung ist eine einmalige Geschichte. Sie haben diese nuancenreiche Sprache schreibbar gemacht.
Im Landesinneren findet man aeltere Menschen die nur Gurani sprechen und kein spanisch koennen.

Davon wussten wir ueberhaupt nichts. Wir machten vor unserer Auswanderung einen spanisch Kurs. Mit diesen wenigen Kenntnissen kamen wir ins Landesinnere. Dass wir ueberhaupt nichts verstanden haben war im ersten Moment total deprimierend.
Doch unsere einheimischen Nachbarn wollten ja mit uns sprechen. So entwickelte sich unter uns eine Zeichensprache. Es gab natuerlich viele Missverstaendnisse was wiederum ein Grund war mit den Nachbarn zusammen zu lachen.

Lachen oder laecheln schliesst die Herzen auf. Auch heute noch, wenn ich nicht das richtige Wort finde, laechel ich halt meinen Gegenueber an. Er ist sofort hilfsbereit mir aus der Patsche zu helfen. Denn, wenn er herausgefunden hat was ich sagen wollte ist er uebergluecklich.

Ueber den sogenannten Jesuiten - Staat in Paraguay
weis auch Google zu berichten. Fuer den der sich dafuer interessiert.

Junge Paraguayer bis ca 30 Jahre sprechen natuerlich inzwischen auch im Landesinneren beide Sprachen.

Mit einem Lachen denke ich oft an unsere sprachliche Anfangszeit hier zurueck.

gruessle
omasigi

Anzeige

Kommentare (24)

omasigi Bereitschaft zu einem Treffen liebe Cathalina.
Ich melde mich rechtzeitig per PN.
Was die Deutschlaender mit spontanem Treffen hin
bekommen muesste doch hier zu Lande auch
noch zu schaffen sein.
gruessle
Sigrid
omasigi Liebes Marlenchen,
diese Sprache sprechen hier alle, nicht nur die Indegene Bevoelkerung.
Die Gurani - Indianer leben hier im Osten sehr zurueck gezogen in ihrer
Sippengemeinschaft.
Wir haben hier in unmittelbarer Naehe 2 solche Gemeinschaften.
Eine lebt mit ca. 100 Pers. auf einem Grundstueck von 600 ha.
Die andere Gruppe hat 1000 ha, weis aber nicht wieviel Pers. dort leben.
In diese habe ich Zugang durch eine deutsche Krankenschwester. Jedoch nur
im Bereich der Schule/Kirche und der Krankenstation.
Ich war aber schon einige male in Begleitung dieser Krankenschwester dabei, wenn sie Hausbesuche machte. Fotografieren im haeuslichen Bereich lassen die Familien nicht zu, da sie den Glauben haben, dass dann ihre Seele weg geht in den Apparat. Bilder an der Schule/Kirche kann man machen ohne gegen die guten Sitten zu verstossen.
Bei solchen Besuchen war aber ich bis jetzt das Objekt, dass ueber seine Lebensverhaeltnisse ausgefragt wurde. Fuer sie bin ich z.B. zu bedauern, da ich *nur* 3 Kinder geboren habe. Jetzt kann ich nur noch die 10 Enkel anfuehren und das wird mit einem breiten Laecheln und Schulterklopfen honoriert.
Der Anteil der Indegene Bevoelkerung ist landesweit sehr gering. Der Paraguayer ist ein Mestize. Wie das kam waere eine eigene Geschichte.
Jetzt sehe ich, dass ich mal wieder viel zu viel
geschrieben habe.
Ich bitte euch um Entschuldigung auch Dich Marlenchen, da ich Deine Frage nicht richtig beantworten kann. Sage Dir danke, dass Du geschrieben hast.
gruessle
Sigrid
Cathalina läßt sich bestimmt mal einrichten

Gruß

Cath
marlenchen für das lesen deiner geschichte,
der ich überaus großes interesse widmete.
ich glaube von den ureinwohnern könnte man so manchen
lernen, nicht nur ihre sprache!
dir liebe grüße vom marlenchen.
omasigi Liebe Cathalina,
unsere Kinder haben das alles mit der Sprache besser hin bekommen.
Einwenig war auch die Liebe mitschuldig daran.
Alle sind inzwischen mit Suedamerikanern verheiratet.
Dann die Herausforderung im Beruf usw.

Denke, dass es bei mir nicht so klappt liegt auch an meinem
Phlegma. Freitags z.B. gehe in die 5km entfernte mennonitische
Siedlung und kauf dort in dem kleinen Supermarkt ein.
Dort sprechen alle deutsch zusaetzlich zu ihrem plattdeutsch.

So findet man doch immer noch weitere Stege an denen man sich halten kann.
Der Arbeiter meines Mannes auf dem Hof, kennt inzwischen alle Namen der Werkzeuge
und der Werkzeugmaschinen auf deutsch.
Er kommt auch an jedem Arbeitstag mit einem froehlichen * Guten Morgen * an.
Ein Sprachengewirr halt manchmal.

Vielleicht sehen wir uns mal in Asuncion
gruessle
omasigi
omasigi Liebe Tilli,
die Maedchen waren mit meinem Sohn an den Cataratas.
Am Abend davor haben wir untereinander ueber das Gurani unterhalten.
Meine Enkelin ging ja hier 4 Jahre zur Schule.
Und dieses Gespraech brachte mich auf die Idee
auch hier zu schreiben, wie unwissend wir waren
als wir hier ankamen.

Wuensche Dir noch einen schoenen Tag
Sigrid
omasigi genau wie Du es sagst
liebe Ruth,
man wird aufgenommen und angenommen. Vorallen Dingen wenn die Menschen merken, man gibt sich Muehe
ihre Art zu verstehen. Das wird von ihnen honoriert mit Herzlichkeit.

War von Anfang an sehr neugierig wie die Menschen hier ihr Leben gestalten. Was ist ihnen wichtig, worueber freuen sie sich und worueber werden sie traurig.

Es waere doch auch schoen liebe Ruth, wenn Du uns von Peru etwas erzaehlen wuerdest. Dort gibt es ja wie in Bolivien noch mehr Ureinwohner.
Hier sind der ueberwiegende Bevoelkerungsteil Mestizen. Der Anteil der Ureinwohner ist gegenueber Peru und Bolivien sehr gering.

Ich danke Dir sehr, dass Du hier etwas geschrieben hast aus Deiner Erfahrung.
gruessle
Sigrid
Cathalina wir auch. Liegt es daran das wir im Alter nicht mehr so gut alles behalten, liegt es daran, dass man sich nicht Blamieren will? Ich weiß es echt gesagt nicht. Verstehen tu ich fast alles, aber das sprechen...... Mit unseren 'Putzteufel' klappt die Verständigung ganz gut, aber draußen mit Fremden eben nicht

Gruß

von einer leicht gefrustete Cath
omasigi Liebe Beate,
ich habe immer noch Sprachprobleme nicht nur in Gurani.
Aber wie solls denn anders sein, wenn immer alle so nett sind.

Weist Du ich hab schon immer gerne gelacht
deswegen bin ich froh, dass man es mir nicht krumm nimmt hier.

Danke, dass Du hier geschrieben hast.
gruessle
Sigrid
omasigi Liebe Cathalina,
nochmals zu diesem Film.
Natuerlich war er sehr gut gespielt und die Naturaufnahmen einmalig.
Er zeigte auch das die Kirche durchaus in der Lage ist wider besseres
Wissen eine Entscheidung durch zu ziehen.
gruessle
omasigi
tilli und auch alle Kommentare.Das du jetzt liebe Sigrid anfängst uns deine Geschichten zu schreiben ist Klasse.Alles was ein Mensch erlebt,neue Menschen kennlernt,die Kulturen,alles bewegt uns und man lernt immer mehr.
Das du mit deinen Freunden ihre Lieder singst und das du dich sehr gut mit Ihnen verstehst,das ist wichtig. Gut, das du dich wohlfühlst.Bloß so kann man alles Neues akzeptieren,wenn man sich heimisch fühlt.
Ich grüße dich herzlich und schreib weiter.
Tilli
Komet ich muß sagen, dass man in Südamerika fast überall gut aufgenommen wird. Selbst wenn es mit der Sprache nicht so gut klappt, wird so lange diskutiert mit Händen und Füssen, bis man versteht. In den Anden sprechen die Einheimischen noch ihre alte Sprache - Quechua - ,aber in der Schule wird es nicht mehr gelehrt. Es wird immer von den Eltern weitergegeben. Meine Haushaltshilfe kam aus den Anden und hat ihre Freude gehabt, wenn unser Sohn von 3 Jahren es nachgeplappert hat.

Herzliche Grüße Deine Ruth
ehemaliges Mitglied für diese interessante Schilderung Eurer Anfangszeit und der damaligen Sprachprobleme.

Das kann man sich nur schwer vorstellen, wie es ist, wenn man die Sprache gar nicht kennt. Aber wie überall auf der Welt helfen die Gebärden- und Zeichensprache weiter, die Mimik und vor allem das Lachen.

Fröhliche und optimistische Menschen finden überall auf der Welt Anklang und Echo.

Liebe Grüße über den Ozean
Deine Beate
omasigi ich habe diesen Film von einer Freundin hier ausleihen koennen.
Meine Erwartugshaltung wurde nicht befriedigt.
Dachte es wuerde auch die Arbeit in den Reduktionen gezeigt,

Du weist ja selbst, wie vernachlaessigt hier die Reste der Reduktion bis vor Kurzem
behandelt wurden.
Die Reduktionen in Bolivien wurden von einem Schweizer Architekt Restauriert.
Das wuensche ich mir auch das es in Paraguay soweit kommt.

Ein Lieben Gruss
omasigi
omasigi angenommen werde, liegt ganz an einem selbst.
Liebe Senhora
wir Europaeer wirken auf unsere Gastgeber auf jeden Fall exotisch und vieles ist fuer sie recht zum Lachen was wir tun.
Umgekehrt ist es natuerlich genauso.
Also, ich fuehlte mich bis jetzt nicht unwillkommen.
Haengt vielleicht damit zusamen, dass das Land noch sehr viel Platz hat.
Man steht sich also nicht staendig auf den Fuessen.

Vielen dank fuer Deinen Kommendar, ich habe mich sehr gefreut.
gruessle
omasigi
Cathalina Es gibt einen Film über die Zeit der Jesuiten Padres.

The Mission mit Robert de Niro (Die Eroberung Paraguays)

Sehr interessant und lehrreich.

Gruss

Cath
indeed ja, ja das "Manana" erfordert sehr viel Geduld. Wenn man manches mal keinen Galgenhumor hat, ist man schlecht dran. Nur die Ruhe bringt es.
Bei deiner Ton- und Zeichensprache wäre ich gerne Mäuschen gewesen - lach. Es ist aber eine sehr schöne
und wohltuende Eigenschaft, wenn man auch über sich selbst lachen kann. Du weißt ja auch sicherlich, optimistische Menschen leben länger....
Ganz herzliche Grüße zu dir rüber.
Ingrid
omasigi ich kann Dich verstehen.
Da ich auch faul bin, habe ich diesen Vorschlag gemacht. Denn ich wollte nicht den ganzen geschichtlichen Hintergrund dazu schreiben.

Ich wuensche Dir einen schoenen Tag. Hoffentlich ist es im Moment nicht zu kalt bei Dir.
Bis demnaechst mal wieder
gruessle
Sigrid
omasigi es war halt fuer uns recht ueberraschend .......... obwohl wir darueber gelesen haben, wie es kam, dass diese Sprache in dieser Form erhalten blieb .........dass es hier Menschen gibt, die kein spanisch koennen.

Aber irgendwie mussten wir da durch. Mein Optimismus erhielt bald wieder oberhand. Und so kam es zu der Zeichen und Tonlautsprache.

Und da ich ueber mich selbst lachen kann wenn was schief ging hats sogar Spass gemacht. Diese Zeit gibt heute noch Gespraechstoff.

Was mir am schwersten gefallen ist, Geduld zu ueben, warten koennen auf das *Manana*

gruessle
Sigrid
senhora eine sehr interessante Geschichte lese ich da wieder einmal von Dir. Wenn ich in Deutschland so manche Diskussion verfolge, dann frage ich mich immer, wie werden und wurden die deutschen Auswanderer eigentlich in der neuen Heimat aufgenommen?
Schmunzeln musste ich über Deine Erfahrungen hinsichtlich der Gurani-Sprache, habe mich dabei an aktuellen Diskussionen in Deutschland erinnert, auch wenn es nicht völlig vergleichbar ist.

Viele Grüße
Senhora
P.S. Auch wenn ich nicht oft schreibe, Deine Geschichten lese ich immer gern.
koala ich lese es nicht nach bei Goggle. Ich habe schon zuviel hirnverbrante Sachen gelesen.
Da bleibe ich lieber bei der guten Erinnerung, die Du geschildert hast.
Anita/Australien
indeed ich kann mir vorstellen, dass die erst Zeit dort im Landesinnern besonders schwer war. Sich nur mit Gesten und in der Hoffnung, dass der eine oder andere ein wenig Spanisch versteht. Da habt ihr gleich zu Anfang euch in Geduld üben müssen - oder?
Ich finde es aber toll, dass die Sprache der Ureinwohner lesbar und damit auch leichter zu erlernen gemacht wurde.

Ein sehr interessanter Blog und für dich mag es heute alles alltäglich sein. Ich freue mich über jede Geschichte aus deiner neuen Heimat.
Lieben Gruß
Ingrid
omasigi Liebe Anita,
les nach was passierte. Diese Jesuiten -Patres wurden in Ketten abgefuehrt
auf Befehl.
Von wem?...........
Nunja, jeder moege dieses nachlesen bei Google.
Aber........... es blieb noch was eigenes uebrig.
Weist Du das faziniert mich
Bedauere es sehr, dass es in den anderen Laender nicht auch moeglich war.

Danke Anita fuer Deine Antwort
Sigrid
koala Ich bin die Erste, die Deine Geschichte lesen kann. Mir wurde ganz eigenartig zumute, als ich von der Sprache der Ureinwohner las.
Die Kirche hat viel zerstoert. Wie schoen, dass es die Jesuiten gab, die den Menschen ihre Sprache liessen.
Anita/Australien

Anzeige