Schubladendenken
Überall, wo wir Menschen treffen, schätzen wir uns gegenseitig ab. Wir etikettieren den anderen, stecken ihn sofort in eine Schublade. Und diese Schubladen sind für uns wichtig. Wir brauchen diese Schubladen! Drei große Fächer sind zunächst wichtig: Freund, Feind, Neutral.
Anschließend teilen wir sie dann ein in wichtig, unwichtig, wertvoll, wertlos, interessant, langweilig.
Ja, und wer erst einmal in einer solchen Lade steckt, für den ist es schwierig, dort wieder hinauszukommen. Manchmal fast unmöglich!
Menschen werden ohne ihr Zutun in Reichtum, Armut oder irgendwo dazwischen geboren. Sie kommen im Norden zur Welt oder tief im Süden, in heißen Gegenden oder in Polarkälte.
Sie können eine Schule besuchen oder auch nicht, -weil keine Möglichkeit besteht. Sie sind krank oder kerngesund, unterernährt oder können sich täglich sattessen, oftmals dann sogar im Übermaß!
Menschen sind braun oder gelb, schwarz oder weiß, oft auch eine Mischung von mehrerem.
Sie glauben an Jahwe, Gott oder Allah, sind Hinduisten oder hängen Buddha an. Oftmals wird auch hier eine quirlige Melange geglaubt, wobei dann Fatalisten und Extremisten oft den Eindruck erwecken, alle dieser diversen Gläubigen wären dann auch so! Der Ausspruch Friedrich des II. »Jeder soll nach seiner Façon selig werden.« wird fast nie akzeptiert.
Wie heißt es dann so schön? »Ich toleriere jede Meinung, - aber es muss meine eigene sein!«
Wenn ich auf andere Menschen treffe, würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass auf jeder meiner Schubladen steht:
BESONDERS WERTVOLL
Ob ich das wohl mal schaffe?
Kommentare (16)
Danke, liebe Uschi - mal schauen, wie es hier wieder läuft!
Alte Freunde begrüßt man immer wieder gern,
viele liebe Grüße,
Horst
Lieber Horst!
Ich freue mich, endlich wieder von Dir zu lesen!! Das fehlte viel zu lange.
lichst Uschi
Selbstverständlich 'scannt' man, wie Du es nennst, jedes neue Gegenüber. Daran ist nichts falsch, ich bin nur der Meinung, das zu schnell qualifiziert wird. Darf ich da ein Beispiel nennen:
Ich gehe morgens in eine Bäckerei, um zum Frühstück meine Brötchen zu holen. Eine neue Verkäuferin steht mir gegenüber. Die frühere ist wohl krank, na gut, muss auch mal sein. Die neue Verkäuferin hinter der Ladentheke sieht mich an, schaut fast durch mich hindurch; unpersönlich fragt sie nach meinen Wünschen. Ich denke so im Geheimen: Naja, Frau X... ist viel freundlicher, die begrüßt ihre Kunden mit einem Lächeln.
Ich bin jetzt auch freundlich, die junge Dame bleibt reserviert. Mein Urteil ist gefällt: Unfreundliches Personal!
Am nächsten Tag ist die vorige Verkaufskraft wieder da. Ich schildere die gestrige Situation.
"Oh ja", meint sie, es ist schlimm, ihr Mann ist schwer verunglückt und liegt in der Klinik!"
~~~
Ich werde niemals vorurteilsfrei reagieren können, das ist klar, aber ich kann es versuchen! Und dieser Versuch ist es immerhin wert, den Menschen nicht einzuordnen!
Grüße von Horst
Ja, lieber Horst..., da hast du wohl irgendwo "Recht", was ist schon "urteilsfrei" und gibt es das überhaupt....ich möchte meinen, nein, das gibt es nicht, weil wir alle Gefühle haben und Menschen "scannen"...
Du hast es ja mit deinem "Bäckerbeispiel" wunderbar beschrieben...dabei kann ja auch dein Gegenüber nur mal einen blöden Tag gehabt haben und eigentlich doch garnicht so sein...so ist es !
Kristine
Ich weiß nicht, ob das alles immer ein "Schubladendenken" ist...passiert es nicht auch oft ganz automatisch, dass man Menschen kennenlernt und erstmal "scannt"...?
Es ist doch nicht falsch..., bedeutet doch eigentlich erstmal nur, dass man sich mit dem Gegenüber beschäftigt und das finde ich gut.
"Schubladendenken/handeln" passiert doch nur, wenn ich das auch zulasse und nicht offen für Neues bin, alles eine Tonne schlage, ohne nachzudenken !!!
Ich bin es nicht und daher kommt für mich keine herrkömmliche Schublade infrage.
Kristine
Willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein (Feind).
Der Freund meines Feindes ist mein Feind.
Einmal Feind – immer Feind (Lieblingsfeind).
Feinde helfen Freunde finden (Solidaritätsschema).
Der Feind meines Feindes ist mein potentieller Freund (Klassifikation).
Freundschaft muss sich mir beweisen.
Wer mir dabei nichts bedeutet, kann mir gestohlen bleiben.
Interessant ist für mich, was meine Meinung bestätigt oder meinen Feind beschädigt.
Was ich nicht sehen will, da sehe ich hindurch.
Superb. Genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Man öffnet eine Schublade und befüllt sie mit den Vorurteilen, die man zu erkennen glaubt.
Wer sprach denn von einer besseren Welt? Wohl wissend, dass dieser Zustand nur ein Gedanke der Träumer und Weltverbesserer sein kann, würde ich nie so etwas formulieren.
Ich habe dieses Thema zur Diskussion gestellt, als ich feststellte, wie es in den Foren manchmal abläuft. Beileibe nicht erst heute. Ich bin seit 1998 online, habe dabei auch das eine oder andere Forum kennengelernt. Nirgendwo - ich betone es - nirgendwo gab es das, was Andrea in ihrem Beitrag erwähnte: Toleranz. Und das ist schade. Selbstverständlich erfolgt ständig Gruppenbildung, Gleichgesinnte finden sich, das ist normal und gut!
Muss deswegen aber der »Nichtgleichgesinnte« dann bekämpft werden?
Müssen wir überall Parteien haben, Rote, Blaue,Violette?
Ach Freunde,lasst uns doch das erkennen, was Carola schrieb:
›Wir sind einfach unzulänglich ...‹
Ich grüße Euch alle,
Horst~
Ohne Toleranz können wir kein Mitgefühl entwickeln!
sagte einmal der Dalai Lama
@Pan
Ich muss gestehen, lieber Pan, dass diese Gruppenbildung nicht nur in den Foren auswuchert.
Auch in dem Schiffsmodellbauklub, dem ich über 20 Jahre lang mit angehörte, bildeten sich kleine Gruppen. Quertreiber gibt es immer, hatte auch einen an meiner Seite, bis fast der ganze Klub auseinanderbrach.
Schrecklich, wenn es darunter auch noch Herrschsüchtige gibt, die alle anderen manipulieren, zu zerstreiten suchen ...
Man wird extrem vorsichtig diesbezüglich ...
Lieben Gruß von Uschi
Lieber Horst,
es ist nicht immer leicht, Menschen mal NICHT in eine Schublade zu schieben.
Aber je älter und einsichtiger man wird, geht das immer besser.
Jeder Mensch ist eben anders, hat eine andere Hautfarbe, eine andere Herkunft, einen anderen Glauben. Und das muss toleriert werden.
Das jedenfalls ist meine Erfahrung.
In diesem Sinne grüßt Dich herzlich
Andrea
Liebe Horst
Du beschreibst einen idealen Zustand. Die Welt und wir darin wie es sein sollte. Ein Ideal ist aber etwas, das zwar erstrebenswert ist aber leider nicht erreicht werden kann. Wir sind einfach zu unzulänglich.
Aber durch Beiträge wie Dieser, werden wir dazu angeregt, unser Verhalten zu überdenken und in Frage zu stellen. Das ist schon viel.
Liebe Grüße, Carola
Man müsste sehr über sich hinauswachsen, lieber Horst, dass die "eingegrabenen" Muster, Vorurteile, Prägungen usw. in der Begegnung mit anderen Menschen nicht zum Tragen kommen. Ich könnte mir vorstellen, dass es zumindest möglich ist, ein Stück weit dorthinzuwachsen, denke aber, dass immer wieder mal etwas aus dem eigenen Innenleben in die Quere kommt. Das zu erkennen und es zu schaffen, anders damit umzugehen, das wäre schon sehr fortgeschritten. Ich denke aber, dass mit "Rückfällen" gerechnet werden muss und man sich, je nachdem, was in einem angetriggert wird, doch immer wieder mal "verwickelt". Erstrebenswert ist es auf jeden Fall und wir hätten eine ganz andere Welt.
Deinen "Denkanstoss" habe ich sehr gerne gelesen und grüße dich herzlich
Brigitte
@Roxanna
Ich glaube eher das wir eine bessere Welt hätten, wenn nicht so viel von sich meinen würden, sie wären die klügsten, schönsten und wichtigsten. Wer meint Perfection anstreben zu müssen, muss wissen; Erfolg und Lohn sind nicht garantiert. Er bereitet sich ein schweres Leben. Das ist nicht erstrebenswert.
Wie sagt doch der große Altmeister: Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. Muss also nicht sein.
Arni
@Arni
Hierbei "wenn nicht so viel von sich meinen würden, sie wären die klügsten, schönsten und wichtigsten" stimme ich dir vollkommen zu, Arni. Ich glaube diese Haltung, die Horst meint, er möge mich verbessern, wenn es nicht stimmt, hat sehr viel mit Demut zu tun und andere lassen zu können. Dieser Satz des Altmeisters ist mir auch in den Sinn gekommen . An sich "arbeiten" finde ich grundsätzlich positiv, es sollte aber nicht etwas Verkrampftes, Erwungenes sein, mit dem man sich vielleicht sogar die Lebensfreude nimmt.
Herzlichen Gruß an dich von
Brigitte
Ist nicht zu schaffen, und vielleicht auch gar nicht erstrebenswert. Stell ich mir vor, alle und alles wäre gleich, gut und edel, dann weiß ich auch; ohne schlecht und gewöhnlich gäbe es gut und edel gar nicht. Vielfalt, (aber nicht nur durch Hautfarbe),
macht das Leben interessant.
LG
Arni
Das ist ein hoher Anspruch den du an dich stellst.
Ich weiss nicht, ob ich das für mich schaffen könnte.
Mein Versuch, die Menschen neutral einzustufen,
gelingt mir, trotz Bemühungen, in den wenigsten Fällen.
Lieben Gruss, Agathe
Ist es nicht etwas vom Schwierigsten, die andern mit Würde zu behandeln und dabei seine eigene Würde nicht zu verlieren? Delia