Runter vom Sockel?
Geschichte kann man nicht dadurch ungeschehen machen, indem man einfach ihre damaligen Idole vom Sockel stösst. Alle negativen Aspekte der Vergangenheit - aber auch die positiven - haben Auswirkungen gehabt auf das Leben der nachfolgenden Generationen. Man kann oft darüber nachdenklich lächeln, welche Situationen des Öfteren als »große Stunden der Geschichte« gefeiert werden; nicht immer aber ist es zum Lachen!
Ich erinnere mich an einen Tag im Jahr 1938, ich war fast fünf Jahre alt: Es wurde ein Gedenktag gefeiert! Ein Tag,an dem Deutschland gesiegt hatte!
Am 1./2.September 1870 nämlich hatte Deutschland die französische Armee bei Sedan besiegt! Zum siegreichen Gedenken wurde am 2.September der SEDANSTAG als ein Gedenktag eingeführt, der im Kaiserreich als Feiertag galt. Später war es dann »nur« noch ein Gedenktag, von dem eigentlich niemand mehr wusste, an was da gedacht werden sollte. Die Hauptsache war, alle winkten mit ihren Fähnchen in der Gegend herum! Und wir kleinen Jungs wussten gar nicht, was eigentlich los war …
Das war dann, so meine ich, eine Glorifizierung der gesamten Situation. Und heute ist es nicht anders:
Heute feiert Frankreich, Russland und viele weitere Staaten den Sieg über Hitler-Deutschland ebenfalls als Tag des Gedenkens. In unzähligen Ansprachen wird dieser ’Gedenktag‹ gefeiert. (Dabei wird auch nicht vergessen, an irgendwelche Reparationszahlungen zu erinnern, die wir angeblich noch zu leisten hätten!) Ich frage mich allerdings immer wieder, wie lange braucht ein Volk, um Feindschaften zu vergessen?
Es wird ja auch nicht vergessen, immer wieder - und auch zu Recht - an die Grausamkeit der Kriege zu erinnern. Dabei aber, und genau das ist das Makabre an der Geschichte, gerät völlig in Vergessenheit, dass seit Ende des 2.Weltkriegs mehr als 20 Kriege dazu führten, dass wir heute die höchsten Flüchtlingszahlen seit Beginn der Menschheit haben!
Gedenktage gleich Feiertage? Welch ein Irrsinn, nicht wahr? Immerhin singen wir heute glücklicherweise nicht mehr als Nationalhymne
»Heil dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands«
Nach 1918 wurde dann der Siegerkranz in die Mülltonne verfrachtet und Deutschland, Deutschland über alles kam mit allen drei Strophen zum Einsatz; danach im 1000jährigen Reich dann diese erste Strophe mit dem Horst-Wessel-Lied als Anhang. Heute sind wir bei Einigkeit und Recht und Freiheit angelangt.
Genauso ist es ja mit der Nationalflagge. Ich kenne kein Land, dass so oft seine dreifarbige Wäsche gewechselt hat, wie Deutschland.
Sind das nun alles Gedenkstelen unseres Volkes? Ich fände das fürchterlich, Marksteine der Geschichte an solchen Symbolen aufzuhängen.
Mein Gedenktag ist der, an dem mein Vater mit 32 Jahren an seiner schweren Verwundung starb, die ihm in einem Krieg zugefügt wurde, den er bestimmt nicht wollte! Er und Millionen anderer Menschen bezahlten mit ihrem Leben für etwas, das sie nicht wollten, sie wurden dazu gezwungen! Die »Ehre und den Ruhm« erhielten die Typen, die ihnen vorgaukelten, dass Deutschlands Größe gottgewollt wäre! Nicht umsonst stand auf dem Koppelschloss der Soldaten der Spruch: GOTT MIT UNS
Ja Freunde, holt sie vom Sockel, diese machthungrigen Menschen, von diesem Sockel, auf dem sie schon zu Lebzeiten stehen, indem sie ständig nur vom Frieden reden, mit einer Hand am Füllhalter, der den Verkaufsvertrag der neuen Waffen unterschreibt!
Alle, die nur vom Frieden reden, gleichzeitig aber alles tun, dass die Welt im Streit aufeinander losschlägt, sollten sich fragen lassen, wer sie eigentlich dazu beauftragt hat? Artikel 20,2 unseres GGs sagt eindeutig :
«Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus!«
Das bedeutet: Unser Volk selbst ist Träger der staatlichen Gewalt; und es geht dabei nicht um ein Volk, das der Führung durch "die da oben" bedarf. Es handelt sich im Gegenteil um ein Volk von freien Staatsbürgern.
Sind wir dann nicht allesamt schuld an der Misere?
Ich jedenfalls lese dann aus diesen Worten, dass wir alle daran beteiligt sind, wenn Menschen oder Symbole auf einem Sockel stehen, auf den sie sich selbst hinaufgehievt haben - oder manchmal auch hinaufgehoben wurden!
Dürfen wir sie dann nicht auch herunterholen?
©2020 by H.C.G.Lux
Kommentare (4)
Man kann Geschichte nicht vergessen machen, indem man Symbole, welcher Art auch immer , vernichtet aber viel wichtiger ist doch, danach zu fragen, WER bestimmt eigentlich, was wann umgestoßen/vernichtet werden soll/muss und was eben stehen bleiben sollte...sind es nicht auch immer die politischen Verhältnisse...?
Ich finde es wichtig, wenn so manch Symbole der Vergangenheit stehen bleiben, somit hat Jeder die Möglichkeit, sie zu sehen und ggf. die geschichtlichen Ereignisse "von damals" besser einzuordnen, zu hinterfragen.
Noch heute stehen z.B. die Pyramiden u.a. steinerne Symbole und das ist doch auch gut so, wie es ist !
Auch damals war bei weitem nicht alles toll, im Gegenteil. Wir alle haben zu dieser Zeit nicht gelebt, haben aber heute die Möglichkeit, zu erkunden, wie damals gelebt wurde aber vor allem kann man vielleicht auch verstehen, wie sich so manches bis heute erhalten hat...warum auch immer.
Geschichte gehört zum Menschsein , ob sie nun passt oder nicht !
Kristine
Lieber Pan, tiefgründig hast du dich mit diesem leidigen Thema beschäftigt. Und dein Resümee, „dass wir alle daran beteiligt sind, wenn Menschen oder Symbole auf einem Sockel stehen, auf den sie sich selbst hinaufgehievt haben - oder manchmal auch hinaufgehoben wurden! Dürfen wir sie dann nicht auch herunterholen? – bringt die ganze Diskussion schließlich auf den Punkt, den ich zusammenfasse mit den Worten: „Viel Lärm um nichts!“
...und fröhlich seinen Weg weiter schreitend grüßt
Syrdal
@Syrdal
Womit wir Shakespeare das letzte Wort lassen! So sei es, und:
"Quod licet Jovi, non licet bovi "
mit einem Lächeöln,
Horst
Gedenkstelen, Heldenstatuen, sind nur Steine. Was mit denen geschieht ist
höchstens für mich Geschichte. Ich ärgere mich manchmal darüber,weil
mein Vater in den letzten Kriegstagen in den Ardennen fiel und nicht mal
ein Grab oder Kreuz hat.
Was in meiner berüchtigten Nachbarstadt Gelsebkirchen geschah. Eine Strasse
voller Hakenkreuze bepflastert. Eine Leninstatue aufgestellt. Die MIgrantenzahlen hier sind erschreckend
hoch. Die einen stellen auf, die anderen brechen ab.Komisch auch Lenin / Hakenkreuze.
"Denn sie wissen nicht, was sie tun ".
Was mich einigermaßen versöhnt, habe noch in keiner Stadt soviele
Gedenksteine für jüdische Mitbürger, die ihr Leben lassen musste.
gesehen. Das ist für mich ehrenwert .
Diestel1fink7