Redselig



Wenn mal auf der Straße
sagt man hallo Leuten
und dass es nun wieder
wärmer kälter wurde
Blumen wenn gegossen
nennt man ihre Namen
fragt wie es so gehe
flüstert Komplimente
In der Küche Freunde
klirren immer wieder
man antwortet gerne
Mund voll das macht gar nichts
Mit dem Radio abends
über alte Lieder
wenn ganz spät im Kopfe
schallen stille Worte








(Titelfoto: Fragment von einem Bild aus dem Internet)


 


Anzeige

Kommentare (11)

Lisan

Guten Morgen, liebe Christine.
Damit man den Redseligen gewachsen ist, muss man vorher einen Kurs für Atemübungen absolvieren. Kannst du in einer Minute nicht so oft Luft holen wie sie, hast du keine so laute Stimme wie sie, dann wirst du sie nicht unterbrechen können. Sie haben keine Ahnung von Satzzeichen, sie wissen aber sonst alles, und sie wissen es besser als du, also wirst du belehrt. Sie können das Recht an Meinungsverschiedenheit vehement kommentieren, aber nicht selbst anwenden. Wehe, du gehörst zu den Schweigsamen!
Dein Gedicht, liebe Christine, erweckt in mir komische Erinnerungen😂. Liebe Grüße von Lisa

P.s: Das Bild, das ich auch im Kopf hatte, hast du gut getroffen.

Christine62laechel

@Lisan  

Ach ja, liebe Lisa, da hast du wunderbar die echt Redseligen beschrieben (die ich in meinem Gedicht nicht gerade meinte, natürlich), ich musste schon lachen. :) Stimmt, die meisten von ihnen sind dazu auch noch Rechthaber. Und am meisten witzig fand ich in deinem Kommentar die Anmerkung vom Atemübungen-Kurs. Das hat mich an meine nette ehemalige Kollegin erinnert, zwar keine Rechthaberin, dafür eine Person, die rund um die Uhr reden konnte, und nämlich ohne richtig dabei zu atmen. Als ob sie fürchten würde, unterbrochen zu werden, sprach sie schnell und laut, bis ihr die Luft fehlte, und dann machte sie so etwas wie: yyyyyaaaahhh - und dann setzte ihr Plappern energisch fort. 😂 Ich wusste, dass sie und ihr Mann alle Räume in ihrem kleinen Haus ihrem Sohn mit Familie zur Verfügung gestellt hatten - selber leben sie nur in einem Zimmer zusammen. Wie der Arme es schafft, von früh bis spät ihre Sendung mitbekommen zu müssen... :)

Mit herzlichen Grüßen
Christine

JuergenS

Lyrik und Erzählkunst vom Feinsten!

Rosi65

Das sind so die kleinen Freuden des Alltags, liebe Christine.

Auf dem Parkplatz des Supermarktes sah ich kürzlich einen großen Netto-LKW mit Anhänger.
Dieser war gerade im Begriff frische Ware anzuliefern.
Dafür musste er aber die gesamte Zufahrt durchqueren, denn die Rampe befand sich ganz am Ende der Strecke. Alles war sehr eng, und überall liefen Kunden mit Einkaufswagen kreuz und quer an dem Lkw vorbei.
Der Fahrer war allein, ganz ohne Hilfe. Er musste, um an die Rampe zu kommen, zum Rückwärtsfahren unglaublich viel rangieren. Gleichzeitig durfte er aber die wuseligen Leute und die geparkten Fahrzeuge nicht aus den Augen lassen. Staunend bewunderte ich den Mann, der neben seinen Fahrkünsten wohl auch noch gute Nerven besaß.

Später, nach meinem Netto-Einkauf, stand ich gerade an der Kasse, als ich den Fahrer plötzlich wiedersah.
Er benötigte von der Kassiererin eine Unterschrift für seine Papiere, die wohl auch gleichzeitig die Marktleiterin war.

Da platzte es aus mir heraus: “Ganz toll, wie Sie ihren LKW rangieren können! Ich habe Ihnen nämlich vorhin dabei zugeschaut.“
Der Mann strahlte über das ganze Gesicht. Doch bescheiden antwortete er:“ Ach, nur viel geübt.“

Ich finde, das musste mal gesagt werden.

Viele Grüße
   Rosi65
 

Christine62laechel

@Rosi65  

Liebe Rosi, da hast Du dem geschickten Autofahrer den Tag einfach schöner gemacht. :) So eine Aussage, ganz positiv und sogar mit ein wenig Bewunderung - das möchten wohl alle mal gerne hören können. Und schon ganz sicher die Herren, die heutzutage ein wenig kleiner gemacht werden, als es die meisten verdienen. Ich muss schon mal lachen, wenn ich immer wieder im Internet Bildchen sehe, mit Frauen brav bis geht nicht mehr, und Unterschriften, wie: "wir sind besser", "uns gehört die Welt", usw. Glauben sie selber nicht daran, dass sie es überall posten wollen? ;)
Zurück zu den Kurzgesprächen irgendwann mal: da kann man wirklich oft mit paar Worten einer Person sogar die ganze Woche versüßen. Denn vielleicht fühlte sie sich einsam, vielleicht ein Problem im Hinterkopf - und da kommt so eine angenehme, herzhafte Ablenkung.
Sollte ich mal - nicht gerne - einen schlechten Tag haben, wäre ich dann Dir gerne begegnet, liebe Rosi. 🌷

Mit herzlichen Grüßen
Christine

Syrdal


Liebe Christine,
deine poetische Betrachtung animiert mich zur Überlegung, wie ich selbst mit dem Redefluss mancher Leute tatsächlich umgehe. Und ganz spontan gebe ich zu, dass mich das nicht selten lapidare Geplapper der „Alltagskonversation“ oft ziemlich nervt, weil es  so oberflächlich und „geistlos“ daherkommt, dass es mich schmerzt. – Was waren das doch früher für anregende Gespräche mit meinen Vertrauten… mit lieben Freunden und vor allem mit meiner feingebildeten Frau, mit der ich alles, aber wirklich alles besprechen konnte und immer zu einem beidseitig befriedigenden Fazit gelangt bin. Manchmal, wenn auch leider sehr selten, geschieht das heute noch mit jemandem… Selten wohl auch deshalb, weil ich mit den Altersjahren freilich langsamer, sicher auch wählerischer und anspruchsvoller geworden bin.
Hier kommt mir ein Wort meiner Frau in den Sinn, über das wir uns einst intensiv ausgetauscht haben, ein Wort, das sich mir tief eingeschrieben hat. Es lautet: Am wichtigsten ist stets der Mensch, der mir in diesem Moment gegenüber steht. – Das ist einfach so dahin gesagt, hat aber in jeglichem Sinn eine ungeheure Tiefe. Und ja, diese Wichtigkeit will wieder und wieder geübt werden, selbst dann, wenn jemand eben nur oberflächlich „plappert“.

Darin übt sich noch immer mit langsam wachsendem Erfolg
Syrdal

Christine62laechel

@Syrdal  

Glücklich, lieber Syrdal, wer von sich behaupten kann, er oder sie findet oder fand in der Beziehung optimale Bedingungen, eben schön und interessant miteinander zu sprechen. Man kann sich da anfangs sehr irren; mir war es genug, dass ich bei meinem Mann Stille und Ruhe finden konnte, die ich sehr brauchte. Als ich später, Jahre später, entdeckt hatte, dass das nicht unbedingt ganz üblich war, gab es - auch aus anderen Gründen - nicht mehr viel zu retten.
Und vor allem, jetzt allgemein, scheint mir die Möglichkeit, immer wieder Gedanken zu tauschen, und das mit einer Person, von der man weiß: da werde ich richtig verstanden, und bekomme auch noch eine schöne, oder mal eine überraschende, auf jeden Fall eine interessante Antwort - einfach ein "Klebstoff", der jegliche Beziehung fest zusammenhalten kann. Sonst kommt Langeweile gekrochen, Enttäuschung, und was auch immer. Das möchte man von dem Menschen nicht erfahren müssen, der uns, wie in von dir zitierten Worten, in diesem Moment gegenüber steht.
Und ein wenig oberflächliches "Plappern" kann es natürlich ab und zu auch geben, es kommt darauf an wann, mit wem, worüber, und so weiter...

Mit Grüßen
Christine

werderanerin

Ja, liebe Christine, es gibt wohl solche und solche, ganz klar, besonders schön finde ich es, wenn man so beim Einkaufen, an der Kasse oder nebenbei oder auch an der Tanke oder auf dem Parkplatz durch Zufall ins Gespräch kommt.

Kann ja durchaus passieren...neulich fragte mich eine Kundin an der Kasse, sie war vor mir..., was ich denn mit den Pampelmusen machen würde...erst stutze ich, aber dann kam es zu einem, kurzen Erfahrungsaustausch und weg war sie.

So passiert es mir hin und wieder, merke ich aber, da ist jemand besonders redselig, versuche ich kurzerhand, höflich aber bestimmt die Kurve zu bekommen.

Es ist doch schön, wenn man mit anderen, oft ganz fremden Personen ins Gespräch kommt und vielleicht sogar noch lachen kann.

Kristine

Christine62laechel

@werderanerin  

Mir ist auch ziemlich oft passiert, liebe Kristine, dass ich mit einer wildfremden Person interessant sprechen konnte. Vor Jahren war ich Zug-Pendlerin: zuerst einmal in der Woche als Oberschülerin, dann alle paar Monate als Studentin. Die Züge waren nicht so schnell, wie heutzutage, und die Menschen hatten mehr Vertrauen zueinander. Es war mir nie passiert, dass eine solche kurze Bekanntschaft fortgesetzt wäre, die Reise verlief aber scheller und angenehmer, wenn mal zusammen geplappert. Oft war daran der ganze Abteil beteiligt, man bot sich einander Süßigkeiten, die Atmosphäre war fast schon familiär, ohne die - meiner Meinung nach nötigen - Grenzen zu überschreiten. Und sollte jemand in der Ecke seine Zeitung lesen wollen, oder war im Abteil ein Baby mit Eltern unterwegs, konnten sie ungestört sein. Sonst keine schönen Zeiten, daran erinnere ich mich aber gern.

Mit Grüßen
Christine

Tulpenbluete13

Liebe Christine,

da hast Du aber die wirklich "Redseligen" vergessen..ich meine die Spezies die einen ungebremst mit langen Tiraden überfallen und kein Ende finden. Du findest sie unterwegs am Telefon und im Bekanntenkreis....man kann sich nicht mehr auf das Gesprochene konzentrieren sodern überlegt nur "wann ist er/sie/es endich fertig.

Ich bin mir sicher diese Art von Redselig hast Du nicht gemeint...sndern die absolut harmlose "Art" davon...oder...lach.😉 nämlich höfliches "Blabla" und einfach die tägliche " (angenehme) Berieselung oder??

gut beobachtet übrigens...

mit schmunzelndnen Grüßen
Angelika


 

Christine62laechel

@Tulpenbluete13  

Ja, liebe Angelika, ich meinte die anders Redseligen. :) Egal ob sie das wollen, oder müssen, finden sie Möglichkeiten, Gedanken zu tauschen, einfach überall; und es kommt nicht unbedingt darauf an, eine laute Antwort zu bekommen. Mal mit den Alltagsgegenständen, Mal mit Gott... Natürlich könnte man hier auch noch Tiere erwähnen; in meinem Fall sind das nun Plüschtierchen, und die können so aufmerksam zuhören, bleiben dann auch diskret schweigsam. Na ja, schliesslich kann man ja auch mit sich selbst reden. Wie mit einer jeden anderen Person: mit Respekt, Sympathie, Verständnis... Ein jedes Gespräch kann etwas Interessantes, Schönes bringen, egal mit wem, oder mit was. :)


Mit herzlichen Grüßen
Christine

 


Anzeige