PAULIE

PAULIE

Es ist schon mehr als fuenfzig Jahre her als ich Paulie kennengelernt hatte. Eigentlich hiess sie Frau Martha Paul, etwa mehr als siebzig Jahre alt, von Beruf Krankenschwester aber ich war Untermieter bei ihr waehrend meines Studiums in Heidelberg. Als verheirateter Stipendiat suchte man etwas, das zwar klein aber preismaessig guenstig war und nicht sehr weit von der Uni war. Und so etwas gab es in der Zaehringerstrasse, unweit von der Christuskirche.

Da hatte sie eine Wohnung, eine ziemlich grosse Wohnung mit zwei oder drei Untermietern. Genau das Richtige fuer mich und meine Frau. Mit der Strassenbahn war man in knapp zehn Minuten am Bismarckplatz und von dort ging es schnell zur Uni. Sehr gut geeignet fuer uns beide, die ja Studenten waren.  Als ich meine Frau vom Frankfurter Flughafen abgeholt habe, hat Frau Paul sie wilkommen heissen und zwar mit einem Glas Wein.  Sie war die erste Inderin, die Frau Paul getroffen hatte. Und fuer meine Frau war dies das erste Weinglas ihres Lebens.

Mit mehr als siebzig Jahren war Frau Paul schon pensioniert, aber der Bedarf an Krankenschwestern war sehr gross in Heidelberg mit so vielen Kliniken und sie war eine tuechtige Frau. Es war eine gemeinsame Kueche bei ihr fuer drei oder vier Parteien und nach Ankunft der juengen Inderin war indische Kueche sehr beliebt unter den Einwohnern. Am Wochenende trank man immer ein Glas Wein zusammen und jeder von uns spendierte die Flasche Wein turnusmaessig. Es war eine merkwuerdige Gruppe da, ein indisches Ehepaar, ein deutscher Chemiestudent, eine Daenin die im Krebsforschunginstitut in Heidelberg arbeitete und Frau Paul, unsere liebe Frau Paul, unsere Paulie.

In spaeteren Jahren war ich wieder ein Jahr in Heidelberg, bei der Firma SAP in Waldorf.  Aber Frau Paul gab es nicht mehr. Unsere liebe PAULIE war nicht mehr da.

Mit einem kleinen Strauss und viel Liebe besuchte ich den Friedhof in der Rohrbacherstrasse.