Nur ein Augenblick
hatten plötzlich das Bedürfnis, sie zu besuchen. Der Ablauf war streng
vorgeschrieben und zwar unter Schutzbekleidung. Intensiv.
Da lag sie, eine junge Frau. Sie sah verändert aus, konnte nur flüstern.
Sie schaute uns an. Ihre Augen waren groß, blau, wunderschön.
Fragend auf Antwort wartend ?
Sie wartete ..................
und ER kam in der Nacht,wo sie allein war.
Distel1fink7
Mir fehlen die Worte
Kommentare (5)
Dein Beitrag, liebe Distel1fink7
erinnert mich so sehr an das Geschehen, das ich Ende Juli 1951 erleben durfte ...
Auch meine Mutter war sehr hübsch, hatte große strahlend blaue Augen und war mit ihren 34 Jahren noch viel zu jung, um Gevatter Tod zu folgen. Aber er war unerbittlich.
Unser Vater hatte meine kleine Schwester (3) und mich (damals seit ein paar Tagen 7) zu seinem Bruder ins Sauerland geschickt, wo wir drei vergnügte Wochen erleben durften. In dieser Zeit verstarb unsere todkranke Mutti, was sich zuvor wohl abzeichnete und wir Kleinen deshalb fortgeschickt wurden.
Für den Rückweg ein paar Wochen später bekamen wir Zwei jede eine dicke Navelapfelsine als Wegzehrung auf der Zugfahrt mit. Aber wir verkniffen uns den Verzehr, wollten den Saft unserer todkranken Mutti schenken, von der wir wussten, dass sie nichts mehr essen, aber noch trinken konnte.
Doch zuhause gab es keine Mutti mehr. Anfangs dachte ich, sie sei wieder im Krankenhaus, aber unser Vater verneinte das. Auch die Stelle im Wohnzimmer, wo zuvor ihr Krankenbett gestanden hatte, zeigte nun mit einem Sofa, dass dieses Zimmer kein Krankenzimmer mehr war.
Auf die Frage nach Mutti durften wir uns wieder unsere Jacken überziehen und Vati ging mit uns zum Zentralfriedhof am münsterschen Aasee. Und dort zeigte er uns das schon frisch eingeebnete Grab, wo wir zukünftig unsere Mami "besuchen" könnten. Und um keine zu traurige Stimmung aufkommen zu lassen, mussten wir uns nun überlegen, wie Mami geschrieben würde: mit einem "m" in der Mitte oder mit zwei? Ich war ja gerade I-Männchen ... Das Wort sollte doch auf dem Grabstein richtig stehen. Und dann durften wir ihr unsere Blümensträußchen in die Vasen auf dem Grab geben.
Wie unserem Vater dabei zumute gewesen sein muss - ich kann es nur ahnen ...
Dieses Erleben hat in mir den festen Wunsch wachsen lassen, für mich kein Erdgrab zu akzeptieren. Ich habe das Geschehen um mein "Gehen" schon geregelt. Wenn es einmal soweit ist, gibt es nach der Feuerbestattung für meine Asche ein Seemannsgrab, das niemand pflegen muss ... Wer an mich denken will, kann das jederzeit und überall tun. Und meine Kinder sind jetzt schon in ihren Fünfzigern, mein Enkel ist auch schon elf. Das ist dann doch schon etwas anderes als wenn noch Kleinkinder das Ableben der Oma ertragen müssten ...
Im Übrigen hatte mich vor zwei Jahren "der Brustkrebs" auch besucht. Aber heute ist die Medizin soweit, dass es nicht zwingend ein Todesurteil ist. Meine Schwestern sind bislang von ihm verschont geblieben, nur ich durfte ihn "überwinden". Aber ich nehme täglich mein Medikament, das mich vor ihm schützt.
Bleib gesund!!!
@nnamttor44 Danke für Deine Berührende Geschichte.
Deine Gedankengänge bezüglich der Bestattung kenn ich gut.
Dass Du gesund bleibst, hoffe ich von ganzen Herzen. Jeder Tag
ist wertvoll.
Distel1fink7
liebe @ Distel1fink7,
wir haben dich gelesen.
auch uns fehlen die worte.
taralenja und familie
Immer wieder in diesen trübdunklen Herbsttagen kommt uns das herzliche Gedenken an die vorausgegangenen Lieben nahe. So schmerzlich der Verlust uns Weiterwandernde auch trifft, so gewiss dürfen wir aber auch darauf bauen, dass sich alle Seelen einst wieder einen – ganz ohne alle irdischen Sorgen, die im Reich der strahlenden Ewigkeit unbekannt sind.
Mit dieser frohen Aussicht grüßt all die irdisch Betrübten
Syrdal