Mien Jehann, Plattdeutsches Gedicht


Der Autor dieses Gedichts, "Mien Jehann" ist Klaus Groth (1819-1899) Jehann (= Johann) war der Bruder des Dichters Klaus Groth. Er starb im Krieg 1870/71. Zur Erinnerung schrieb Klaus Groth dieses Gedicht, in dem er über die gemeinsame Kindheit nachdachte.
Markante Erlebnisse am Brunnen (Soot) des Nachbarn, der Himmel, der Mond, ein Schäfer auf der Heide. Der Schreiber des Gedichtes wird traurig, wenn er in der Dämmerung (Schummertied) daran zurück denkt. Er erkennt: Alles ist nur ein Rückblick, sein Bruder "Jehann" lebt nicht mehr...

Mien Jehann, von Klaus Groth


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Kommentare (4)

Rosi65

Lieber Horst,

es ist mit Abstand eines der traurigsten und zugleich schönsten Gedichte die es wohl gibt.
Es hat mich richtig ergriffen.

Habe mir erlaubt, ich hoffe mit Deinem freundlichen Einverständnis, es hier mit dem plattdeutschen Text mal einzufügen, denn so hat es eine überzeugendere Tiefe.

Gruß
Rosi65


Ik wull, wi weern noch kleen, Jehann
Do weer de Welt so grot!
Wi seten op den Steen, Jehann
Weest noch? Bi Nawers Sot
An Heben seil de stille Maan
Wi segen, wa he leep
Un snacken, wa de Himmel hoch
Un wa de Sot wul deep
Weest noch, wa still dat weer, Jehann?
Dar röhr keen Blatt an Bom
So is dat nu ni mehr, Jehann
As höchstens noch in Drom
Och ne, wenn do de Scheper sung
Alleen, int wide Feld:
Ni wahr, Jehann? Dat weer en Ton!
De eenzige op de Welt
Mitünner inne Schummerntid
Denn ward mi so to Mod
Denn löppt mi't langs den Rügg so hitt
As domals bi den Sot
Denn dreih ik mi so hasti um
As weer ik nich alleen:
Doch allens, wat ik finn, Jehann
Dat is – ik sta un ween

 

Pan

?
Man muss es sich doch nur anhören?
Daraus ergibt sich doch der Text ...
 

Syrdal


Ungemein ergreifen und wunderbar vorgetragen!
Auch wenn ich den Text kaum verstanden habe, hat mich das Gedicht sehr berührt… und der anschließende Gesangsvortrag von Jochen Wiegandt hat mir „Mien Jehann...“ dann einfühlsam vertiefend nahe gebracht… sehr schön! Danke!


...und liebe Grüße
Syrdal

Pan

Ja, das "Plattdeutsche " hat schon seine romantische Natur. Ich lernte es 1945 innerhalb von drei Monaten - ist mir bis heute geblieben. (Ich lebe ja wieder in dieser Region)
Ich hab das mal frei übersetzt

Ich wollt, wir wär'n noch klein, Johann.
Da war die Welt so groß.
Wir saßen auf dem Stein, ,Johann,
weißt noch, an Nachbars Brunnen?

Am Himmel segelte der stille Mond,
wir sahen, wie er lief,
und redeten - wie der Himmel hoch 
und wie der Brunnen so tief.

Weißt du noch, wie still es war, Johann?
Da rührte sich kein Blatt am Baum.
So ist es nun nicht mehr, Johann,
Höchstens nur im Traum!

Ach nein - wenn dann der Schäfer sang,
Allein, im weiten Feld,
Nicht wahr, Johann? Das war ein Ton,
der schönste von der Welt!

Mitunter in der Dämmerung 
Da wird mir so zumut,
da läuft es mir den Rücken herab -
wie damals am Brunnen.

Dann dreh' ich mich ganz schnell herum
als wär ich nicht allein.
doch alles, was ich find, Johann:
Das ist - ich steh und wein!


Ich lächle nicht darüber - ist mir zu traurig,
sag aber bis nächstens …
Horst


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