Meine eigene Geschichte und Erfahrungen!
Hallo,
...ja, vor reichlich 30 Jahren sind wir ein Deutschland geworden.
Allerdings muss ich im Nachgang sagen, und das sage ich auch heute noch zu verschiedenen Menschen, wäre es gut gewesen das "GUTE" aus DDR-Zeiten, wie z.B. Kinderbetreuung, Polikliniken u.ä.m, mit zu übernehmen. Genau wie man das "GUTE" aus dem Westen mit zu uns zu bringen wollte.
Wir wollen uns doch nichts vormachen, das einiges heut zu Tage, nur mit anderer Betitelung, wider aktiviert wird, also das Fahrrad sprichwörtlich nochmals erfunden wird bzw. wurde.
Natürlich habe ich mich über die neue Freiheit gefreut und bin auch ins kalte Wasser geschubst worden und habe mich selbstständig gemacht. Mit zwei damals noch kleineren Kindern und einem Mann im durchlaufenden Schichtsystem. Ich wurde von meiner Firma vor die Wahl gestellt entweder ich übernehme den Posten, war Wirtschaftsleiterin der Betriebskantine, als selbstständige oder ich werde entlassen, da man den Bereich ausgliedern wird wegen der Umstrukturierung der Firma. Also hab ich mich blindlings, ohne Erfahrung und Beratung einer Selbstständigkeit, aber mit der Unterstützung meines Mannes und meiner Eltern, in das Abenteuer gestürzt.
Allerdings bin ich dann 2004 gescheitert, konnte über ein halbes Jahr nicht arbeiten wegen einer schlimmen Krankheit, und musste Insolvenz anmelden.
Davon hab ich mich bis dato nicht erholt. Damals ging meine Altersvorsorge u.a.m. zur Begleichung der offenen Rechnung in die Insolvenzmasse mit über. Ich hatte dann auch später falsche Berater, das weiß ich heute, und hatte mich von Der RV freistellen lassen und ging auch in die Private Krankenversicherung.
Durch die lange Selbstständigkeit (24 Jahre) bekam ich auch kein Arbeitslosengeld 1und auch kein 2. Mein Mann verdiente, aber nur durch seine Schichtzuschläge, knapp über der Grenze zum Arbeitslosengeld 2. Naja und Rücklagen waren keine mehr vorhanden. Die Altersvorsorge meines Mannes wurde zum Glück auch durch die Insolvenz nicht angetastet, aber auf Ruhen gestellt, heißt es wurde nichts mehr eingezahlt.
Aber, ich konnte zur gesetzlichen KV über eine Familienversicherung zurück. Das war schon viel wert, da die Kosten rasant gestiegen sind für die Private KV
Nach Genesung (einigermaßen), arbeitet ich weiterhin auf selbstständiger Basis, da ich keine Festanstellung, war dann schon ende der vierziger, bekam.
Es war sehr schwer wieder Aufträge zu bekommen. Ich tingelte dann als Mietkoch bzw. Mietkellner durch die Republik mit einer Arbeitszeit von 10-16 Std. an mind. 3-4 Tagen wöchentlich.
Ich fand dann nach einiger Zeit drei Hotels in der Umgebung zwischen Dresden und Bad Schandau die mit meiner Arbeitsleistung sehr zufrieden waren und von denen ich dann in unregelmäßigen Abständen Aufträge als Mietkoch bekam. Nur eine Festanstellung war bei allen nicht möglich.
Die Bezahlung war auch nicht die Beste. Musste ja auch noch Steuern abführen und die KV und erneut die RV bedienen. Neue Rücklagen aufbauen war nicht möglich.
Dann erkrankte ich 2012 wieder und seither ging nichts mehr. Krank mit mehreren Reha`s und den Kampf um eine EU Rente.
Dank eines Anwalts, bekomme ich nun seit 2015 diese Rente, die aber sehr gering ist, da ich ja jahrelang nicht eingezahlt hatte.
Eine der vielen unzähligen Gutachtern hatte mal gesagt, ich hätte mich Kaputt gearbeitet.
Ich habe meinen Beruf, der für mich auch Berufung war, über alles geliebt. Auch die widrigen Arbeitsbedingungen und die niedrige Bezahlung hat nichts daran geändert.
Das Ende vom Lied, ich kann nicht mehr stehen und nur noch kurze Strecken langsam laufen.
Gehe bzw. werde von meinem Mann zweimal wöchentlich zum Reha-Sport im Wasser gefahren.
Alleine mit öffentl. Verkehrsmittel funktioniert auch nicht mehr, das ich z.B. im Bus die Stufen nicht hoch komme. Zum Zug sind es 3km Entfernung. Bushaltestelle wäre vorm Haus. Musste auch umsteigen wenn ich zum Reha-Sport fahre.
Das sollte kein JAMMERN, sein. ABER, so kann die erhoffte Freiheit auch Enden!!!
Jetzt verwöhne ich meine Familie zu Hause sehr gern mit hausgemachten Köstlichkeiten und kümmere mich bei Bedarf um unsere drei Enkelkinder (gemeinsam mit meinem Mann).
Genieße die jetzige Wohnsituation in vollen Zügen. Wir musste vor 4 Jahre in eine sanierte Altbauwohnung umziehen, da unser Haus abgerissen wurde. Wohnen direkt am Wald und am Stadtrand. Konnten dadurch auch in der Pandemie immer an die frische Luft. Mit uns wohnt noch eine Frau, mit der ich zehn Jahre die Schulbank gedrückt habe, in dem Haus.
Besser konnten wir es nicht treffen. Alles gleich Altersgerecht umbauen lassen. Hatten bei der Sanierung Mitspracherecht, da es ich um eine Betriebswohnung meines Mannes handelt. Die vorherige gehörte auch dazu und wir mussten ja von der Firma aus raus aus der Wohnung.
Also, jetzt in der trüben Zeit bastle ich sehr oft. Zur Zeit wird es ein Pokemon für meinen größten der drei Enkel, der bald Geburtstag hat. Er sich dieses gewünscht. Es wird ein Pikatchu wo kleine Leckereien rein kommen.
Ich hoffe andere haben eine eine bessere Erfahrung mit der Einheit gemacht!
Wenn mein Mann, und die Familenangehörigen mich nicht so unterstützt hätten, wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr da.
Familie ist das WICHTIGSTE!!!
Kommentare (9)
@Syrdal
Über diesen Bestseller würden sich einige bestimmt freuen.
Ich glaube ich würde ihn mir auch rein ziehen😃.
Dann wünsche ich im doch schon reifen Alter noch viel Spaß bei den neuen Entdeckungen im Heute und Jetzt.
Denn wer rastet der rostet!
Viele sonnige Grüße
aus der sächsischen Schweiz
Hallo "Kantine"!
Es war hüben wie drüben nicht alles Gold, was glänzt. Für mich als Wessi ist immer wieder noch erschütternd, wenn ich von so einigen Schicksalen von Menschen in den östlichen Bundesländern höre. Ich erinnere mich noch gut an meinen Zorn, den ich heftig spürte, als ich von einem Kollegen in den ersten Jahren nach der Vereinigung hörte, wie er sich in Magdeburg oder Erfurt benahm, die Menschen dort "überfuhr", psychisch wie finanziell!! Auch die vielen Gierigen, die nur deswegen in die neuen Bundesländer fuhren, um sich zu bereichern, fand ich sehr schlimm!
Doch was hätte ich als damals noch kleine Büroangestellte im heimischen Niedersachsen tun können - gar nichts. Dem jungen bösen Kollegen die Leviten lesen? Ich wäre aus der Firma geflogen, brauchte aber dringend meinen Job. Ich kann mir vorstellen, dass es vielen Menschen so erging ... Solches Verhalten muss man leider auch den üblichen Versicherungen anlasten, es hätte nicht sein müssen, dass Du so aus dem Raster der Versorgung fallen musstest.
Allerdings habe ich auch erlebt, als meine Tochter 13-jährig und noch Schülerin ihre erste schwere Operation durchmachen musste. Als sie dann in die Lehre ging, wurde ihr stumpf mitgeteilt, dass sie sich aufgrund ihrer Behinderung (WS-Erkrankung + Diabetes Typ 1 durch Blutübertragungen bei der OP) sich keineswegs und überhaupt nicht gegen Berufsunfähigkeit versichern könne. DAS gab und gibt es auch im Westen! Ihr Sohn, 2012 geboren, hatte nach der Geburt natürlich ein diabetisches Aussehen, das sich aber in nur drei Tagen veränderte, er hat ihren Diabetes bis heute nicht! Trotzdem wollte eine Versicherung ihn nicht aufnehmen, weil er ja Diabetiker sei ... Sie hat gleich auch für ihn schwer kämpfen müssen.
Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten versucht, mein väterliches Erbe so vor ihrem gierigen Vater zu schützen, dass ich ihr vergangenes Jahr endlich die Sicherheit für ihr zukünftiges Rentenalter, so sie denn mal eine Rentnerin werden sollte, möglich machen konnte. Seither lebt sie regelrecht auf Eine große Last ist ihr von den Schultern genommen worden.
Du siehst, auch bei mir gab es einige Dinge, die in Angriff genommen werden mussten. Ich habe finanziell nur eine kurzre Notzeit von neun Jahren durchleben müssen, das ist nun zum Glück vorbei. Ich denke, so haben viele ihr eigenes Päckchen zu tragen und hoffentlich kann die Mehrzahl dieser Betroffenen im Alter damit ein wenig Frieden schließen.
Dir alles Gute und noch viel schönes Erleben
nnamttor44
@nnamttor44
Danke für diese ausführliche Schilderung.
Klar, jeder sein Päckchen zu tragen.
Ich habe nun, da ich mit viel Kampf und Dank der familiären Unterstützung, meinen Frieden gefunden habe.
Wir haben nicht viel Vermögen, sind aber glücklich und wissen was wir zusammen haben. Und nur das zählt jetzt.
Ich wünsche alles erdenklich GUTE.
Viele liebe Grüße aus der sächsischen Schweiz
Ich kann dir nicht in allem zustimmen, was du der Vereinigung zu verdanken meinst. Aber es sind Fehler gemacht worden - auf beiden Seiten.
Unschöne Fehler und ich bedaure es auch sehr.
Zur Zeit lese ich gerade die 4 Bände von Iris Krumbiegel Verlorenes Land. Das ist eine Familiensaga einer DDR-Familie. Sicher, es ist Fiktion, die sich aber auf Tatsachen beruhen soll. Ich denke, manches ist dazu geschrieben, aber die Basis soll wohl stimmen.
Es ist aber auch schön zu erfahren, dass du letztendlich aufgefangen wurdest durch deine Familie. Ich habe hier im Westen Familien kennen gelernt, die nach dem frühzeitigen Ableben ihres Mannes Witwenrente bekamen, die so gering war, dass sie ihr Zuhause (Wohnung) aufgeben mussten. Kein Restaurantbesuch denkbar war und vieles mehr.
Dein Weg war schon schwer, ohne Frage und es ist gut, dass du in deiner Familie gut aufgehoben bist. Das ist schon sehr viel Wert.
Ich wünsche dir weiterhin ein positives Denken und es ist auch gut, kritisch zu bleiben, sich aber nicht unterkriegen zu lassen.
Liebe Grüße von
indeed
@indeed
Danke!!!
Ja, des WIR zählt jetzt und ich bin trotz aller Mißstände zufrieden und habe meinen Frieden gefunden.
Alles erdenklich GUTE und
viele Grüße aus der sächsischen Schweiz
Ja, so gab es wohl für viele eben ganz individuelle Erfahrungen mit der Wendezeit und alles, was damit verbunden war. Auch ich habe da meine speziellen Zeiten gehabt aber eines habe ich immer für mich gesagt und auch so gespürt...die DDR musste untergehen, das war nur eine Frage der Zeit.
Die Wende hat viel Gutes gebracht aber eben auch viele Probleme und oft auch Leid..., denke ich. Das schlimmste war wohl, dass hunderttausende ihre Arbeit verloren haben und nicht wussten, wie es weitergehen sollte.
Ich habe sie auch verloren, hatte aber das Glück, recht schnelle Überbrückungen zu finden und dann im Öffentlichen Dienst zu arbeiten. Ich habe mich selbst von Beginn an bemüht, auf keine Hilfe seitens des Arbeitsamtes "gewartet".
Arbeit im Bezirksamt war ja in den Mitte 90 igern fast wie ein hoher Lottogewinn . Gejammert habe ich nie, auch nicht als meine Ehe auseinander ging und ich neu anfangen musste.
Alles hat mich stark gemacht und gezeigt, dass wir DDR Bürger*Innen uns so gar nicht wegducken mussten.
Heute lebe ich im schönen Berliner Speckgürtel, bin froh, Berlin den Rücken gekehrt zu haben. Vielleicht hätte ich noch einiges anders machen können..., wer weiß aber es war alles gut so... und ich bin heute dankbar für diese, damalige friedliche Wende und all das, was ich geschafft habe !
Ich stimme dir voll zu...die Familie ist das wichtigste, sie gibt Halt und die nötige Zuneigung !
Ich schaue nach vorne, kaum zurück, es war meine Vergangenheit , wird sie bleiben - heute lebe ich im Jetzt und das ist gut so !
Für dich alles Gute !
Kristine
@werderanerin
Vielen Dank!
...ja, da ich aus dem "TAL der AHNUNGSLOSEN" komme und wir in unserem Tal unterhalb der Festung Königsteinen, eingebettet von viel Wald und Bergen, manchmal nicht mal Ostfernsehen hatten, hatten wir anfänglich fast alles geglaubt, was man uns auftischte.
Es gab auch keine Westverwandschaft.
Aber durch meinen beruflichen Werdegang bin ich mit vielen Missständen konfrontiert worden.
Die Betriebskantine die ich damals leitete war in einem Sicherheitsbetrieb integriert und da gabs die Möglichkeit im damaligen Großlager persönlich die Einkäufe für bestimmte LM durchführen zu können. Und was da alles verscharret wurde, war jenseits von Gut und Böse.
Eine bestimmte Gruppe an Menschen lebten schon bei uns in Saus & Braus.
Allerdings kam ich auch damals nicht an alles ran, aber das Staasiheim im Nachbarort. Die dortigen beschäftigten bekamen immer was extra, damit diese den Mund hielten.
Auch ich hatte Schweigepflicht damals, da ich ja in einem Sicherheitsbetrieb arbeitete. Dennoch konnte
ich meiner Familie und auch meinen Mitarbeitern ab und an was extra geben. Auch der damals angegliederte Betriebskindergarten konnte davon profitieren, indem es dann doch ab und mal ne Banane extra gab oder zu Weihnachten ne Orange.
Das diese und andere Missstände nicht weiter gehen konnten, war mir dadurch auch klar geworden. Früher oder später musste die DDR von der Landkarte verschwinden. Wir hatten das große Glück, das alles so friedlich verlaufen ist.
Ich wußte z.B., das auch die Mitglieder der Kampfgruppe des Betriebes in Alarmbereitschaft standen und auch einige nicht davor gescheut hätten auf friedlich demonstrierende Menschen zu beschießen. Das gaben auch einige ganz unverholhen zu.
Mein Mann war damals Leiter der betriebl. Feuerwehr. Auch ihn und seine Kameraden wollte man in Alarmbereitschaft stellen. Er weigerte sich damals und bekam natürlich die Quittung. Auch ich weigerte mich die Kampfgruppe zu beköstigen. Natürlich mit Folgen. Aber das war es uns Wert.
Die Folgen hielten nur nicht lange an, da sich der damalige Betriebsleiter auch gegen die Kampfgruppe und deren Befehle stellte.
Somit verlief es auch ruhig und besonnen bei uns mit der Revolution!!!
Dafür bin ich und meine Familie bis heute unendlich Dankbar.
Alles erdenklich Gute und viele
liebe Grüße aus der sächsischen Schweiz
Ja, "das Tal der Ahnungslosen" um Dresden herum..., im Tal gelegen...das kannte man. Ich liebe heute noch die Sächsische Schweiz mit alle ihren Schönheiten..., radeln hin und wieder dort entlang (Dresden- Bad Schandau), super schöne Gegend.
Dresden sowieso - hat sich ja ungemein rausgemacht und allein das finde ich gut.
Ja, sehen wir es so...es war eben unser Land, egal was man heute denkt..., lange her und das ist gut so. Heute geht es den meisten besser oder zumindest haben wir Freiheit. Jeder ist seines Glückes Schmied , im Rahmen der Möglichkeiten !
Du lebst in einem wunderschönen Landstrich, genieß das.
Alles Gute wünscht
Kristine
Ach ja, so gibt es manche Schicksalsverläufe... Doch haben wir nicht alle unsere Erfahrungen gemacht, solche und solche… mit dem „organisierten“ Leben in der DDR, dann mit dem plötzlichen Mauerfall und der Grenzöffnung, der Arbeitslosigkeit und freilich mit der gesetzlos chaotischen Umbruchzeit überhaupt… und dann mit der Suche nach dem neuen Leben, dem erneuten „Laufen lernen“ und dem „Sich-zurecht-finden“. - Irgendwann wenn ich mal alt bin, schreibe ich das alles auf, aber jetzt bin ich gerade erst um die 80 und habe noch viel anderes zu tun. Dann aber schreibe ich einen Bestseller… ganz bestimmt!
...sagt mit herzlich nachsichtigem Schmunzeln über die ganzen Umbruchgeschichten
Syrdal