Mein Liedchen
So gegen zwei, zu Mittag kaum gegessen,
wenn Katze schläft, und Nachbarn sind auch still,
bedenke ich, was möchte nicht vergessen,
und danke dran, was ich in Zukunft machen will.
Da könnte man noch manches ja erreichen;
nicht große Tat, nach vorne etwas doch.
Nichts mehr, als ein deutliches Zeichen:
Hallo, da bin ich, und ich kann was noch…
Und solange nehme ich Platz,
und solange möchte mich erholen…
Meine Ruhe, mein kostbarster Schatz,
was würd’ ich sonst noch etwa wollen…
Das junge Zeug, das schaut mal zu mit Lächeln:
Du alter Mensch, was willst du unter uns?
Worüber könnten wir mit sowas einfach sprechen,
die unsre Welt ist für dich einfach zu!
Ach wo, ihr Jungen. Klar, dass nicht zusammen
die Welt erobern werden wir; wir tun getrennt.
Ihr denkt, da fall’ ich langsam aus dem Rahmen.
Und ich: Es ist immer noch auch meine Zeit, die rennt.
Und solange nehme ich Platz...
(Bild aus dem Internet)
Kommentare (6)
@Syrdal
Ja, lieber Syrdal, wir hatten einst schöne Pläne... Was uns auf diese Ideen, oft nicht zu verwirklichen ja, brachte, waren vor allem die Bücher. Natürlich kann man sagen, dass sich die Welt immer wieder verändern muss, dass die jungen Menschen sich nun viele Filme ansehen, oder welche Rollen in ihren Computerspielen lernen - dich brauche ich wohl doch nicht zu überzeugen, dass es im Vergleich mit Büchern einfach ein Nichts ist. :) Ich habe einfach Mitleid mit den jungen Personen, die das nicht kennen: Ein Buch, das über den Alltag vergessen liess. Helden, die man nachahmen wollte, oder sie verehrte. Eine Weisheit, die man sich oft so tief eingeprägt hatte, dass sie zu einem Lebensmotto wurde...
Wir ältere Menschen sind umso reicher. Und welche Pläne noch...? Natürlich, obwohl ja nicht alle realistisch. Wie schön aber dafür. :)
Mit Grüßen
Christine
@Christine62laechel
Liebe Christine, ich antworte nochmal, weil du die wunderbare Welt der Bücher ansprichst. Die misten Jugendlichen lesen heute kaum noch, schon gar nicht wertvolle Weltliteratur… leider. Dadurch aber mangelt es ihnen in gewissem Maße an der Entwicklung der eigenen Fantasie und damit an eigener Kreativität, die sich freilich heute fast ausschließlich auf die Elektronik konzentriert. Wer weiß, wohin das führen wird… ?
Apropos Bücher. Ja, ich würdige durchaus gute (künstlerische) Illustrationen. Aber ich mochte sie eigentlich nie, weil sie mir zum gelesenen Stoff die Bildvorstellung eines Illustratoren vorgeben. Diese entspricht aber zumeist so gar nicht meinen eigenen Vorstellungen, die sich durch das Lesen in mir selbst gebildet haben. Und das ist meines Erachtens das Wichtige, dass sich beim Lesen eine Vision, eine Vorstellung nach eigener Empfindung bildet, die letztlich auch die eigene Kreativität fördert. – Aber darüber könnte man lange sprechen…
Dank dir und liebe Grüße
Syrdal
@Syrdal
Da hast du absolut Recht, lieber Syrdal. Erstens, da lesen die jungen Leute kaum nur noch "Literatur", eher eben Fachbücher, mein Sohn ist leider auch ein Beispiel dafür. Und Gedichte? Für sie ein Kosmos. Wenn ich mal stolz meinem Sohn ein Stück von mir vorlese, sagt er: "Ich kann ein jedes Wort verstehen, keine Ahnung aber, was du damit meinst." :)
Und zweitens, ich finde auch so eine eigene Vorstellung viel besser. Da bildet man ganze Welten! Mit einer Ausnahme: Als Kind hatte ich in vielen Büchern meine beliebten Illustrationen, und ich konnte sie fast schon stundenlang betrachten. Und ich weiß, dass es Kindern ziemlich oft so geht. Vielleicht sind es diejenigen, die später Spaß am Lesen finden, und die dann auch wissen, wie man sich vieles selber so vorstellen kann.
Mit besten Grüßen
Christine
Die Zeit, sie ist kein einfach Instrument.
Wenn wir was machen, denken wir „sie rennt“.
Doch wenn wir warten, fragen was wir wollen, sollen,
gehen die Minuten, manchmal Stunden, in die Vollen.
Dass sich die Auswahl für uns Alte hat vermindert,
besagt nicht, dass jetzt alles ist zugleich verhindert.
Wir dürfen nicht mehr für die großen Ziele starten;
für so was darf man nicht bis hin zum Alter warten.
Die kleinen Ziele sollt man sich vielleicht notieren
und aus der Liste auswahlweise ausprobieren.
Ganz ohne Scheu, dass man sich auch mal selbst düpiert,
wenn es im Ernstfall einfach dann nicht funktioniert.
Die Zeit gibts nicht in der Vergangenheit,
nur für die Zukunft steht sie uns bereit.
Selbst im Moment ist sie ja nur ein Schritt.
Packs an und mach ihrem Sausen mit 😄.
@Manfred36
Ich glaube, lieber Manfred, dass wir nicht nur eine Zukunft haben. Wir ältere Leute, wir haben wohl unsere Vergangenheit sogar besser benutzt, als die jungen Menschen heutzutage es tun, oder: Es tun können. Denn wir lebten in anderen Umständen, wo es von uns mehr verlangt war. Deswegen sind wir ziemlich hart - abgesehen von den Momenten, die ja einem jeden mal passieren können - und wir verfügen über sehr viele Kenntnisse und Fähigkeiten. Wenn ich denke an die Einträge hier im ST, egal ob Gedichte oder Prosatexte, (para)wissenschaftliche Beiträge, dann bin ich mir sicher, dass es nicht viele junge Menschen gäbe, die da alles einfach durchlesen könnten, verstehen, wiedergeben... Und geschweige denn - selber verfassen.
Ich will dadurch nicht sagen, dass sie schlimmer sind, als wir; ich möchte nur behaupten, dass wir, ältere Menschen, wertvoll und interessant sind. Nicht weniger wichtig. :)
Liebe Christine, auch wir hatten, als wir jung waren, schöne und mitunter wohl auch recht hochtrabende Pläne. Haben sie sich erfüllt? Manche ja, manche nicht, einige sind vielleicht noch immer im Sinn. Doch all das, was wir nunmehr im Alter mit unserem großen Schatz der Erfahrung des durchwanderten Lebensweges tun, ist ein wunderbares klares Gestalten. Wir tun es ganz bewusst und mit herzlicher Freude, so lange sich unsere Hände kraftvoll rühren können und unsere Sinne den Lebensatem mit Dankbarkeit spüren...
Mit diesen Gedanken zu deinem Gedicht grüßt zu später Stunde
Syrdal