Marktidylle
Der Linde ist das Kleid entglitten.
Jetzt liegt es, wie ein Teppich rund
auf rauem Stein, in dessen Mitten
die Marktfrau`n streiten, Stund um Stund.
Ein einzeln Blatt schmückt nun die Fülle
von Haar, das unterm Tüchlein sitzt.
Bei allem Schwarz der Bronzehülle
erscheint der Tupfer recht gewitzt.
Die andren Weiber tratschen, keifen,
des Hundes Maul im Korbe steckt.
Und noch bevor sie es begreifen
Hat er schnell von der Wurst geschleckt.
Mit dem Genuss von zwei, drei Scheiben
hat er das leck`re Ziel erreicht.
Der Streit der Frauen, er wird bleiben
bis zu St. Nimmerlein, vielleicht.
(AW2018)
Kommentare (7)
Ein beliebtes Motiv auf Märkten hast du eingefangen und betextet.
Interessant, dass du die Figuren als streitend ansiehst. Passen ihre Posen dazu? Ich sehe sie eher als Informationen austauschend, evtl. tratschend, aber streitend? Die Frau mit der Kiepe noch auf dem Rücken scheint mir gerade angekommen zu sein und bringt Neuigkeiten mit, die die Frau links mit etwas Bestürzung aufnimmt, während die Frau in der Mitte noch überlegt, was sie davon halten soll. Zumindest scheint sie weniger betroffen.
Schöne Detailbeobachtung mit dem Hund, mit dem du es offensichtlich gut meinst, denn allzu oft waren Würste nicht für Hunde und wurden damals nicht in Scheiben transportiert. Meine Sari hätte es ihm wohl aber gleichgetan. Es ist das Erste, was sie tut, wenn ich die Einkäufe absetze, extra auf den Boden, denn sonst kommt sie ja nicht ran.
Grüße von Federstrich
Lieber Federstrich!
Es ist interessant, wie unterschiedlich sich die Betrachtungsweisen darstellen. Ich habe die Frauen auch als tratschend gesehen, aber auch als keifend und besserwisserisch, was mir der erhobene Zeigefinger der Frau mit dem Hund vermittelte. Die stämmige Person mit den in die Hüften gestützten Händen steht dabei und wartet ab, wie sich der Disput der beiden anderen entwickelt, um gegebenefalls einzugreifen.
Dass ein Hund zur damaligen Zeit nicht mit Wurstscheibchen verwöhnt wurde ist mir klar. Bekam ich als Kind doch erst nach langem Bitten und Betteln eine Jagdwurst zum Geburtstag geschenkt.
Das Bild mit den Wurstscheiben ist wohl dem Reim geschuldet, der sich so für mich besser erschließen ließ.
Ich freue mich, dass meine Marktszene Interesse geweckt hat und Dir einen Kommentar entlockte.
Danke sagt
das immergruen
das hat mir gut gefallen
und ein lächeln hat sich über mein gesicht
ausgebreitet
ja,ja die frauen
hast du schön beschrieben
vielleicht tratschen sie ja auch nur
ich schicke dir fröhliche
und liebe grüße
hade
Lieber hade!
Sie tratschen ganz gewiss! Ob über die Nachbarn, oder die gestiegenen Preise, über ihre Männer daheim, die ohne eine volle Flasche nicht auskommen oder über die weiten Wege, die sich sommers wie winters über Land gehen müssen, um zu kaufen und zu verkaufen, das ist der Phantasie überlassen.
Mich hat der Anblick der drei mit dem Hund sehr amüsiert, und da ich sehr oft an ihnen vorüber gehe, sehe ich immer etwas Neues.
Vielen Dank und liebe Grüße
vom immergruen
Marktidylle zum wahrhaftigen Miterleben, als stände man gleich nebenbei und würde die Szene der sich über mehrere Armlängen hin ankeifenden Marktweiber schmunzelnd beobachten... Macht Spaß, es mitzuhören... pardon: zu lesen.
Höchlichst amüsiert grüßt
Syrdal
Lieber Syrdal!
Mir geht es wie Dir. Ich mag sie, die drei Grazien, die zeitlos auf dem Markt ihre Meinungen austauschen.
In der Pose erstarrt und doch aussagekräftig und anregend für die Phantasie. Ich gehe gern an ihnen vorüber. Niemals ohne stehen zu bleiben und ihnen in die Gesichter zu schauen.
Liebe Grüße
vom immergruen
Danke auch an alle, die mein kleines Verslein mit einem freundlichen Herzchen bedacht haben.
das immergruen
Liebes Immergrün
wenn zwei sich streiten.... dann freut sich der Hund.
Ja es ist interessant, was jeder in diese Szene hineininterpretiert.
Es mag stimmen, daß sie streiten oder auch tratschen- oder die eine erzählt von einer Neuigkeit, die die andere noch nicht kennt und vor Überraschung die Hand an die Wange legt- und hat sie nicht auch einen aufgerissenen Mund?.
Die Dritte, die noch weiter weg ist, will in jedem Fall auch mitmischen.
Auf jeden Fall kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen.
Wie auch immer- Dein Gedicht hat mir sehr gefallen und ich habe es gern gelesen.
Herzlichen Gruß
Angelika