Manchmal ist das so
Als kleiner Bub hatte ich manchmal die absonderlichsten Wünsche, welchen Beruf ich später - wenn ich gross bin - wählen würde. An erster Stelle stand bei mir der Schornsteinfeger, später löste ihn der Afrikaforscher ab, noch später wollte ich mit Jules Verne 20.000 Meilen unter dem Meer tauchen. Ja, ich sparte sogar meine kleinen Groschenbeträge zusammen für die Ausrüstung zum Südpol als Amundsen-Nachfolger! So sind die Wünsche im Kindesalter. Voller Fantasie, ich weiss immer noch nicht, wer da Pate gestanden hat bei dieser fantasievollen Welt.
Und dann kam doch alles anders. Ich reiste zwar auch in der Welt umher, aber die damaligen Ziele sagten mir nichts mehr. Als Tourist in wohlgeheizten Kabinen die Antarktis zu bestaunen, war nicht mehr mein Interesse. Nur Zuschauen? Das lag mir überhaupt nicht. Ich war stets produktiv bzw. aktiv am Geschehen beteiligt. Vielleicht wurde ich 500 Jahre zu spät geboren?
Wenn ich da an unseren Herrgott denke, komme ich ins Schwitzen. Manchmal denk ich, als Atheist hätte ich es leichter. Aber das ist so ein Gedanke wie »Als Astronaut würde ich noch etwas erleben« oder »Als Arzt würde ich immer eine sichere Arbeitsstelle haben« oder »Im Mittelalter wäre ich gern ein Kreuzritter gewesen.« Einer dieser Gedanken eben, die man manchmal so hat. Wenn man durchspielt, welche anderen Wege das Leben hätte nehmen können.
Aber wenn ich es recht bedenke: Aus mir wäre niemals ein Astronaut geworden, dafür fehlt mir der Sinn für Physik, Mathe und ähnliche Dinge. Und so lobenswert es auch sein mag, BWL zu studieren, es wäre sicher nicht meine Sache.
Psychologie hatte ich tatsächlich einmal erwogen, dann aber letztlich dagegen entschieden. Und Medizin? In Krankenhäusern halte ich mich ungern auf, auch als Besucher, doch verzichte ich jetzt aber drauf, mich in Einzelheiten zu ergehen.
Wir spielen Dinge eben gern mal im Kopf durch. Das ist Fantasie. Es ist uns Menschen gegeben, Vorstellungen von Dingen, die nicht existent sind, zu haben. Sei es nun von dem Leben als Astronaut, Chirurg, Kreuzritter oder Wissenschaftler im 21. Jahrhundert. Auf die gleiche Weise stelle ich mir manchmal vor, Atheist zu sein. Mit dieser Vorstellung geht einher, dass ich vielleicht manche Schwierigkeiten in meinem Leben nicht gehabt hätte. Aber, und das ist der Punkt, als Atheist hätte ich eben andere. Denn Schwierigkeiten hat man immer. Eine alte Weisheit.
Auch als Astronaut oder als Jurist oder gar als Frau hätte ich manche Schwierigkeiten nicht, die ich heute habe - dafür dann aber viele andere. Aber ich bin nun einmal kein Banker, kein Jurist, keine Frau, kein Chirurg, kein mittelalterlicher Kreuzritter - und eben auch kein Atheist. Ich hatte in meinem Leben immer wieder die Möglichkeit, meinen Glauben zu verlieren oder einfach ad acta zu legen und mich nicht mehr damit zu befassen. Manchmal habe ich diese Möglichkeiten bedacht, manchmal ignoriert, aber niemals wahrgenommen.
Ich bin nun einmal ein Christ, evangelisch-lutherischer Prägung - und das aus eigener Entscheidung. Ich kann mir vorstellen, jemand anders zu sein. Aber am Ende bin ich doch ich. So wie jeder andere er selbst ist - als Glaubender oder Atheist, als Chirurg oder Bankkaufmann, als Schriftsteller oder als Astronaut, als Tankwart oder als Handwerker.
Und weil wir das sind, was wir sind - als Folge unserer Persönlichkeit, unserer Geschichte, unserer Neigungen, unserer Erziehung, der Welt, in der wir aufgewachsen sind - sollen wir jeden eben das sein lassen, was er ist, weil er es nicht ohne Grund ist!
Manchmal denke ich, als Atheist hätte ich es leichter gehabt. Aber dann entdecke ich, dass dies nicht stimmt. Und: Ich hätte meinen Gott nicht gehabt! Es wäre einfach nur ein anderes Leben, das ich führen würde. Nicht leichter oder schwerer als mein eigenes.
Wenn ich es mit freundlichen Augen betrachte, ist es jetzt eben alles in Ordnung, so wie es jetzt ist.
Und dann kam doch alles anders. Ich reiste zwar auch in der Welt umher, aber die damaligen Ziele sagten mir nichts mehr. Als Tourist in wohlgeheizten Kabinen die Antarktis zu bestaunen, war nicht mehr mein Interesse. Nur Zuschauen? Das lag mir überhaupt nicht. Ich war stets produktiv bzw. aktiv am Geschehen beteiligt. Vielleicht wurde ich 500 Jahre zu spät geboren?
Wenn ich da an unseren Herrgott denke, komme ich ins Schwitzen. Manchmal denk ich, als Atheist hätte ich es leichter. Aber das ist so ein Gedanke wie »Als Astronaut würde ich noch etwas erleben« oder »Als Arzt würde ich immer eine sichere Arbeitsstelle haben« oder »Im Mittelalter wäre ich gern ein Kreuzritter gewesen.« Einer dieser Gedanken eben, die man manchmal so hat. Wenn man durchspielt, welche anderen Wege das Leben hätte nehmen können.
Aber wenn ich es recht bedenke: Aus mir wäre niemals ein Astronaut geworden, dafür fehlt mir der Sinn für Physik, Mathe und ähnliche Dinge. Und so lobenswert es auch sein mag, BWL zu studieren, es wäre sicher nicht meine Sache.
Psychologie hatte ich tatsächlich einmal erwogen, dann aber letztlich dagegen entschieden. Und Medizin? In Krankenhäusern halte ich mich ungern auf, auch als Besucher, doch verzichte ich jetzt aber drauf, mich in Einzelheiten zu ergehen.
Wir spielen Dinge eben gern mal im Kopf durch. Das ist Fantasie. Es ist uns Menschen gegeben, Vorstellungen von Dingen, die nicht existent sind, zu haben. Sei es nun von dem Leben als Astronaut, Chirurg, Kreuzritter oder Wissenschaftler im 21. Jahrhundert. Auf die gleiche Weise stelle ich mir manchmal vor, Atheist zu sein. Mit dieser Vorstellung geht einher, dass ich vielleicht manche Schwierigkeiten in meinem Leben nicht gehabt hätte. Aber, und das ist der Punkt, als Atheist hätte ich eben andere. Denn Schwierigkeiten hat man immer. Eine alte Weisheit.
Auch als Astronaut oder als Jurist oder gar als Frau hätte ich manche Schwierigkeiten nicht, die ich heute habe - dafür dann aber viele andere. Aber ich bin nun einmal kein Banker, kein Jurist, keine Frau, kein Chirurg, kein mittelalterlicher Kreuzritter - und eben auch kein Atheist. Ich hatte in meinem Leben immer wieder die Möglichkeit, meinen Glauben zu verlieren oder einfach ad acta zu legen und mich nicht mehr damit zu befassen. Manchmal habe ich diese Möglichkeiten bedacht, manchmal ignoriert, aber niemals wahrgenommen.
Ich bin nun einmal ein Christ, evangelisch-lutherischer Prägung - und das aus eigener Entscheidung. Ich kann mir vorstellen, jemand anders zu sein. Aber am Ende bin ich doch ich. So wie jeder andere er selbst ist - als Glaubender oder Atheist, als Chirurg oder Bankkaufmann, als Schriftsteller oder als Astronaut, als Tankwart oder als Handwerker.
Und weil wir das sind, was wir sind - als Folge unserer Persönlichkeit, unserer Geschichte, unserer Neigungen, unserer Erziehung, der Welt, in der wir aufgewachsen sind - sollen wir jeden eben das sein lassen, was er ist, weil er es nicht ohne Grund ist!
Manchmal denke ich, als Atheist hätte ich es leichter gehabt. Aber dann entdecke ich, dass dies nicht stimmt. Und: Ich hätte meinen Gott nicht gehabt! Es wäre einfach nur ein anderes Leben, das ich führen würde. Nicht leichter oder schwerer als mein eigenes.
Wenn ich es mit freundlichen Augen betrachte, ist es jetzt eben alles in Ordnung, so wie es jetzt ist.
Kommentare (3)
Pan
@Syrdal ---
vollkommen Deiner Meinung.
Nur nehme ich mir nichts mehr vor!
Es lohnt sich nicht mehr, und von aussen
betrachtet, sieht man auch vieles geruhsamer ...
mit einem Lächeln
Horst
Syrdal
@Pan
Oh doch, lieber Horst, nimmst Du Dir etwas vor… und sei es unausgesprochen, diesen heutigen Tag in leiser Freude und mit der Würde des Alters in Dankbarkeit zu begehen.
...und dazu grüßt Dich herzlich
Syrdal
Lieber Horst,
in dem kleinen Büchlein „365 Tagesimpulse“ schreibt Anselm Grün unter dem heutigen Datum:
„Lass dich los. Du darfst so sein, wie du bist. Ruhe dich erst einmal aus. Dann kannst du wieder ein Stück des Weges gehen, den du dir vorgenommen hast.“
Dies passt ziemlich gut zu Deiner etwas nachdenklichen Lebensbetrachtung, meint
Syrdal