Es ist ein gern geübter Brauch,
der früher galt und heute auch,
dass viele Männer sich beweiben,
damit sie nicht alleine bleiben.
Wer nämlich eine Frau vermisst,
fühlt sich verlassen, leer und trist.
Er gammelt ohne Lebenssinn
und ohne Freude vor sich hin.
   Er ist wie Frühling ohne Flieder,
ein Vogel ohne sein Gefieder,
wie Schinken ohne leck´ren Duft,
ein Kriminalfilm ohne Schuft,
der Imker Ohne Honigbienen,
ein Eisenbahnzug ohne Schienen,
wie eine Rose ohne Stiel,
der Filmstar ohne Sex-Appeal,
Mallorca ohne seine Sonne,
Diogenes ganz ohne Tonne.
   Der Mann ist einfach unvollständig,
es fehlt, was unbedingt notwendig:
Dem Wiener Schnitzel die Gewürze,
dem Meisterkoch die weiße Schürze,
dem Haifisch seine spitzen Zähne,
dem Lehnstuhl die bequeme Lehne,
dem Bauern Pferde, Kühe, Schweine,
dem Millionär die großen Scheine,
dem Neugebor´nen die Mama
und Romeo die Julia.
   Die Ehe aber gibt dem Mann,
wodurch er sich entfalten kann:
Dem Kapitän den Hochseekutter,
dem Butterbrot Aufstrich und Butter,
dem Oberleitungsbus den Strom,
den Glanz des Papstbesuchs dem Dom,
den Heil´genschein der Katharina
und Pectoris für die Angina.
   Noch ist es leider, wie es ist,
eintönig, öde, leer und trist.

 


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Kommentare (6)

silesio

   HI, hi, hi, über ein so ernstes Thema so frivole Witze machen? Diogenes brauchte keine Frau, sie hätte ihn nur beim Denken gestört. Er sass stillvergnügt vor seiner Tonne und schaute den weissen Wolken nach.
   Wenn ich mit meiner zweiten identischen Hälfte zusammenhausen müsste,
würde ich schon am ersten Tage verrückt.
                  Silesio

pippa

Silesio, Du weißt gewiss wie schwer es ist, bei all den umherschwirrenden Hälften die richtige rauszufinden.

Könnte ich so herrlich schreiben, würde ich die andere Hälfte mit mir selber füllen (so etwa wie Diogenes?) Hahaha
Pippa

silesio

   Liebe Angelika, dass Mann und Frau ursprünglich in einer Kugel verbunden waren und später durch eine Art Sündenfall getrennt wurden, so dass beide dazu verurteilt sind, die passende Hälfte zu finden, ist kein Gack einer Ehevermittlung, sondern ein uralter Mythos.
   Mögest du deine Hälfte gefunden haben so wie alle anderen !!!

Tulpenbluete13

Lieber Silesio
Irgendwo habe ich mal gelesem daß es für jeden die "Hälfte" gibt, die genau zu einem passt- (wahrscheinlich in der Reklame für ein "Kennenlern"-Institut)
im Alter ist man bloß zu träge sie noch zu suchen.....??!!
Denn Alleinsein muß ja nicht unbedingt Einsamkeit bedeuten...

Jedenfalls toll, was Dir alles so eingefallen ist..
LG Agelika

silesio

   Platon berichtet folgenden Mythos: Mann und Frau lebten ursprünglich vereint in einer Kugel, dem Symbol der Vollkommenheit. Da kam eine böse Macht, die spaltete die Kugel in zwei Hälften.
   Seitdem sucht jede und jeder nach der zu ihm passenden Hälfte, um wieder ein Ganzes zu werden.
   Silesio

Roxanna

Wie recht du hast, lieber Silesio. Da hilft nur eines, sich eben auf die Suche zu machen. Den Frauen geht es ja auch nichts anders. Was ist eine Frau ohne Mann, der einfach für sie alles tun kann ...., an dessen Schulter sie sich lehnt und in diesem Moment nichts anderes ersehnt ....Könnte ich so gut dichten wie du, würde ich es aus der Sicht einer Frau schreiben emoji_wink. Es steht ja schon in der Bibel, dass es nicht gut ist, wenn der Mensch alleine bleibt. Mann und Frau brauchen sich gegenseitig und im besten Falle ergänzen sie sich. So ist es doch gedacht oder nicht?

Herzlichen Gruß
Roxanna


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