Leben in meiner Hand?


Leben in meiner Hand?

 Eigentlich widerstrebt es mir, Geschriebenes noch einmal an die Oberfläche zu holen. Aber durch Syrdals Marginalie Nr.104 drängt es mich, ein persönliches Erlebnis hier zu veröffentlichen. Ich bitte, das zu entschuldigen. Aber nachfolgendes ist so geschehen, zwar schon vor 30 Jahren, dennoch kommt es bei manchen Gegebenheiten immer wieder an die Oberfläche.
~Horst~

Mein abendlicher Spaziergang führte mich am Elbstrom entlang über schilfverwachsene Uferwege. Gewaltige Weiden streiften mit ihren Zweigen über das leicht wogende plätschernde Wasser, ein lauer Abendwind säuselte durch das Schilf, nach dem heißen Julitag eine wohltuende Erfrischung. Die Sonne war längst untergegangen, die abendlichen Schatten verbreiteten einen blauen Dämmerschein.
        Ich fühlte mich wohl, nichts plagte mich an diesem Tag, ein geradezu unbeschwerter Tagesausklang. Im Grunde eine Seltenheit, oft macht sich bei mir doch eine gewisse Unzufriedenheit breit. Dann entdeckte ich sie! Auf einer Buhne, eine dieser schmalen Landzungen, stand sie unbeweglich zwischen Schilfrohr und Büschen, ihre Gestalt hob sich nur schwach vom dunklen Abendhimmel ab. Nur mein zufälliger Blick auf das Ufer hatte es möglich gemacht, dass ich sie dort stehen sah. 
        Tausend Gedanken schossen mir plötzlich gleichzeitig durch den Kopf! Ein unbeschreibbares Angstgefühl machte sich breit. Augenblicklich, in einem Bruchteil einer Sekunde, rannte ich quer über die Lichtung hinunter zum Fluss, der morastige Untergrund spritzte nach allen Seiten.
Im matten Lichtschein des Abends stand ich plötzlich vor einer wunderschönen Frau mittleren Alters, langes blondes Haar umwehte sie wie ein offenes seidenes Kopftuch. Im blauen Dämmerlicht wirkte ihr Gesicht außerordentlich müde, ihre Augen sahen mich ängstlich an, ich spürte ihren Drang zur Flucht! Da die schmale bewachsene Steinbuhne nicht allzu viel Platz ließ, standen wir uns fast auf Tuchfühlung gegenüber. Sie fasste ihren knöchellangen Jeansrock mit einer Hand und versuchte dann, sich an mir vorbei zu drücken. Es gelang ihr nicht, ich wich nicht zur Seite und so musste sie schließlich stehen bleiben. Ich spürte verzweifelten Trotz, die ganze Körperhaltung zeigte Abwehr!

        Leise sagte ich zu ihr: »Was soll das?« Sie zuckte zusammen. »Warum, warum wollen Sie das tun?«
Keine Antwort. »Ich glaube, ich weiß Bescheid«, sagte ich dann. »Was wissen Sie?« Sie schrie mich fast an. »Gar nichts wissen Sie, rein gar nichts!«
Sie drehte ihr Gesicht weg und schaute aufs Wasser hinaus. »Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe. Gehen Sie zum Teufel. Ich will allein sein.«
        Ich war völlig ratlos, stand einer Situation gegenüber, die ich so noch nicht erlebt hatte. Was sollte ich tun? Natürlich durfte ich sie nicht belästigen, natürlich konnte ich sie nicht zwingen, das Ufer zu verlassen. Andererseits jedoch wusste ich genau, was sie vorhatte. Und das konnte ich nicht zulassen. Nie und nimmer!
        »Wollen Sie mit mir reden?« fragte ich. Sie schaute nur weiter stumm auf den Strom hinaus. Inzwischen war der Mond aufgegangen, in seinem fahlen Licht konnte ich diese Frau nun näher betrachten. Sie kam mir doch bekannt vor. Nun drehte sie sich völlig zu mir herum und schaute mich voll an.
          »Sind Sie nicht Herr ...?«  Ich fiel ihr ins Wort, »ja, der bin ich!«
»Ich habe Sie früher schon mal gesehen«, meinte sie dann leise. »Vor vier Jahren bei der Konfirmation meiner Tochter. Da wollte ich Sie eigentlich schon zu einem Gespräch bitten. Dann wurde aber nichts daraus und nun war ich schon fast zwei Jahre nicht mehr hier in der Stadt.”
        Inzwischen hatte ich sie sanft vom Ufer fortgezogen, sie wehrte sich nicht mehr dagegen und wir nahmen auf einer Bank am Uferweg Platz. Und dann erzählte sie mir ihre Geschichte! 
Unvermittelt wusste ich nun auch, wer diese Frau war! Ich hatte damals von ihrem Schicksalsschlag gehört. Endloses Leid und eine fast nicht zu bewältigende Lebenskrise hatte sie in einen Abgrund getrieben, der für eine labile Persönlichkeit, wie sie eine war, den Untergang bedeutete. Sie war die Frau einer wohlhabenden Familie, die nach außen hin völlig intakt schien, die aber im Innern schon lange zerbrochen war.
        Die lange Abwesenheit von daheim, die sie erwähnte, rührte von einem über zweijährigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung her! Der Ehemann hatte sich zwischendurch von ihr getrennt, die Tochter völlig von ihr abgewandt.
Ihr ganzes Elend, ihre Nöte und all das, was sie als ihr eigenes Versagen ansah, hatte seine Wurzeln in ihrer frühen Vergangenheit. Jahrelanger Missbrauch in der Familie während ihrer Kinderzeit hatten sie zu einem innerlichen Wrack werden lassen. Nach ihrer Heirat und der Geburt einer Tochter hatte sie bereits aus einer Psychose heraus die ersten Suizidversuche gemacht. Nun öffnete sie sich mir, erzählte aus einem inneren Drang heraus ihre Nöte und Ängste. Wie ein Wasserfall quoll es aus ihr heraus und es war zu spüren, wie gut ihr dies tat.
       

***  
         Später, schon weit nach Mitternacht, begleitete ich sie zu ihrer Wohnung. Vor der Haustür reichte sie mir dann ihre Hand. »Danke«, sagte sie. Nichts weiter. Und noch einmal: »Danke!« Und dann: »Ich heiße Carola«.
Ich sah sie an. »Kann ich Sie allein lassen, Carola?«
»Ja, ja, es ist alles in Ordnung«, lächelte sie mich an. »Sie haben mir sehr geholfen! Sehe ich Sie wieder?«
»Bestimmt«. Ich hatte das Gleiche fragen wollen.
»Sonntag um Vier, dort am Elbufer?«
Sie nickte. »Ich liebe die Elbe, bin sehr oft dort!« 
»Die Tage werden mir lang werden«, sagte sie dann, »mein Leben ist ziemlich trist geworden und eintönig, ich werde auf Sie warten!«
Lächelnd meinte ich: »Und Sie wollten mich zum Teufel schicken!« Noch einmal sah ich sie an. »Und denken Sie bitte daran: Ihr Leben liegt nicht in Ihrer Hand! Versprechen Sie mir, vernünftig zu sein?«
      Ein zweifelnder Blick von ihr, dann nickte sie und fragte leise, fast unhörbar: »Was ist schon vernünftig?« Dann noch eine kleine Handbewegung von ihr und die Tür schloss sich hinter ihr.
Ich sah noch lange zu einem Fenster hinauf, aus dem ein heller Lichtschein die Dunkelheit der Nacht durchdrang. Sehr nachdenklich machte ich mich auf den Weg. Irgendwie war ich wie in einem Traum gefangen. Was geschah da mit mir? Ich konnte darauf keine Antwort finden.
 *** 
        Sonntagnachmittag. Ich fieberte regelrecht dieser Stunde entgegen, da ich Carola treffen würde. Der Gedanke an dieses Wiedersehen hatte die letzten beiden Tage beherrscht und nun war es soweit. Ich war schon eine Stunde vorher am vereinbarten Platz, verbrachte die Zeit mit ungeduldigem Warten. Die Blicke zur Uhr wurden immer häufiger.
        Doch ich wartete vergeblich. Carola kam nicht. 
Gegen sechs Uhr, zwei Stunden nach der vereinbarten Zeit ging ich langsam fort. Ich war sehr bedrückt, wie ein Ring legte sich eine ungewisse Angst um meine Brust. Und immer diese bange Frage: Was war geschehen? Warum war sie nicht gekommen? 
        Ich fand mich dann vor ihrer Haustür wieder, klingelte, zunächst zaghaft, dann stürmischer. Niemand öffnete. Keine Reaktion von drinnen. Etwas später machte ich mich dann auf den Weg nach Hause. Ich versuchte sie dann noch telefonisch zu erreichen, leider erfolglos. Dieser Abend verlief für mich sehr traurig. Voller Unruhe probierte ich mehrmals, sie anzurufen. Erfolgloses Bemühen. Ich bekam keine Verbindung.
Am darauf folgenden Tag setzte ich meine Bemühungen fort, ein Lebenszeichen von dieser Frau zu bekommen, es war vergeblich. Es schien, als hätte sie der Erdboden verschluckt, als hätte es Carola nie gegeben.
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      Am Dienstag fand man die Frau im Uferwasser des Stroms, den sie so sehr liebte, aber an einer anderen Stelle als der, an der wir uns treffen wollten.
Eine Woche später war die Trauerfeier. Es waren genau vier Trauergäste erschienen. Und ich. Es schien der Hauch eines Flüsterns zu sein, den ich an ihrem Sarg zu hören glaubte, als ich meinen Blumengruß niederlegte: »Was ist schon vernünftig?«
***
»Ihr Leben liegt nicht in Ihrer Hand!« hatte ich zu ihr gesagt. Hatte es in meiner Hand gelegen? Hatte ich versagt?
        Es ist schon viele Jahre her, aber so ganz bin ich damit nicht fertig geworden. Wie ergeht es einem Menschen, der ein fremdes Leben in seiner Hand hielt, der sich nun dafür verantwortlich fühlt ...?


©by H.C.G.Lux 

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Kommentare (12)

ehemaliges Mitglied


Sehr bedrückende Wiedergabe eines Erlebnisses,das mich Unbeteiligte auch traurig macht,
kann gut nach empfinden,dass die Erinnerung und die Frage nach der eigenen Verantwortlichkeit,immer wieder da ist!

Aber,es gibt psychische und physische Verletzungen,die so tief wurzeln,dass sie nie geheilt werden können,
das ist sehr traurig,
aber ich denke,Menschen wie die erwähnte Frau,können nie mehr ein ungestörtes Leben führen.
Da auch  Tochter und Ehemann sich von ihr abwendeten,
sah sie nach dem Klinikaufenthalt keinen Sinn mehr,weiter zu leben .

Niemand hätte sie von ihrer Entscheidung abhalten können.


 

Pan

Ich möchte allen Freunden danken, die meine Worte gelesen und nachempfunden haben.
Man mag es mir glauben - oder nicht - es waren damals Tage, die mich auch privat sehr traurig gemacht haben, obwohl ich seinerzeit beruflich mit diesen Themen sehr vertraut war. Aber das Eine ist das, was wir gelernt haben, das Andere ist die persönliche Empfindung solch einem Erlebnis gegenüber.
Ähnliches, wenn auch anderer Art, musste ich (als kirchlicher Mitarbeiter) des Öfteren erleben, aber nie war ich selbst so involviert in ein Geschehen, weil es mich selbst berührt hat. Ich habe später lange - (in Verbindung mit Carolas Leben) - über Schuld und Schicksal nachgedacht.
Wo fing alles an? Warum wurde sie von niemanden aufgefangen? Warum solch ein Ende?

Zu einem endgültigen Fazit hat es bei mir nie gereicht, kann es wahrscheinlich auch nicht!
Unser menschliches Dasein ist zu vielschichtig, wie beim Schachspiel kann man kaum mehr als vier Züge im Voraus planen, es gibt zu viele Unbekannte.

Warum ich dieses Thema so ausgiebig beleuchtet habe? Ich weiß es auch nicht. Vielleicht liegt es an den  trüben Tagen des Novembers? Oder an den vielen Gedenktagen?
Jedenfalls wünsche ich Euch allen, dass Ihr diese - und alle weiteren - Tage so verlebt, dass  die Hoffnung keine leeres Wort ist, dass wir alle diese Hoffnung nie verlieren.
Da ist es völlig gleich, ob wir Christen, Muslims oder Atheisten sind. Irgendwo wird täglich eine Kerze für u n s entzündet!
meint mit einem hoffnungsvollen Lächeln
~Horst~

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Manfred36

Ich war dreimal in meinem Leben mit solchen Situationen konfrontiert und habe alles falsch gemacht.
Traumata kann man nicht eliminieren, nur eindämmen, lieber Horst.
Gruß von Manfred

Syrdal


„... aber so ganz bin ich damit nicht fertig geworden.“
 
Lieber Pan, deinen Fazit-Satz habe ich ganz bewusst hier zitiert, vor allem auch, weil es weiter oben in deiner Geschichte --- nein, es ist keine „Geschichte“, es ist ein zutiefst ergreifender Bericht --- also, weiter oben ist geschrieben: „Ich war völlig ratlos...“ Aber wer bitte hat in solch einer Situation den erlösenden Rat? Wer könnte einer schwer gebrannten, unsäglich verzweifelten Person in ihrer Ausweglosigkeit wirklich raten.
In allen schon hier eingestellten Kommentaren ist so viel Richtiges gesagt und doch hat auch da niemand die lebenserhaltende Lösung, wie auch...! – Dass du alles richtig gemacht hast, wurde dir ja doch in eindeutigster Weise bestätigt: Carola hat – wie du schreibst – zweimal (herzehrlichst) „Danke“ gesagt. Das ist in solch einer Situation die höchstmögliche Form dessen, was man als Außenstehender bewirken kann!
Mehr kann und will ich hier nicht dazu schreiben, vielleicht auch, weil ich vor einigen Jahren in einem mir sehr nahestehenden Fall versagt habe... Und „damit werde ich nie fertig werden!“
 
Syrdal
 
...und gerade heute hat mich diese fatale Problematik im engsten Familienkreis erneut erreicht!
 

werderanerin

Das ist ein trauriger Ausgang eines Lebens. Wäre es anders verlaufen, würde dieser letzte Schritt von Carola dich noch heute nicht so sehr belasten.

Ich finde es immer so unglaublich tragisch, wenn beispielsweise Missbrauchsfälle das weitere Leben derart negativ beeinflussen, dass einem fast die Tränen kommen.
Selbst eine Partnerschaft und ein Kind konnte letztlich nichts aber auch Garnichts verhindern, nur hinaus zögern...zu sehr war wohl die Seele und alles in ihr kaputt.

Du..., lieber Horst hast all das getan, was möglich war, mehr ging nicht.

Sieh es einmal so..., Carola hatte zumindest noch die Möglichkeit, ihr ganzes Herz auszuschütten und war dir sicherlich sehr , sehr dankbar...erst dann konnte sie vielleicht "ruhiger" gehen...es wird wohl wirklich keinen, anderen Weg für sie gegeben haben...


Kristine 

Monalie

hallo Pan auch ich versuchte meinen Schwager zu helfen,er war in unserer Familie willkommen. Einige zeit ging es gut,bis die Polizei uns die nachricht brachte,das er sich vor einen Zug geworfen hatte,!! Ich war so entsetzt und fragte mich nur warum,habe bis heute keine Anrwort. Man kann in einen Menschen nicht rein gucken und die Wahrheit ist oft unerträglich.danke für deine Geschichte,lieben Gruß Mona

Muscari

Lieber Pan,

Deine Geschichte hat mich tief berührt und macht mich fast sprachlos.
Auf jeden Fall hast Du Carola Gutes getan, indem Du ihr zugehört hast. Mehr sollte und konnte nicht möglich sein.
Ich glaube Dir gerne, dass Dich dieses Erlebnis noch immer beschäftigt und danke Dir, dass Du es uns erzählt hast.

Mit herzlichem Gruß
Andrea


 

ehemaliges Mitglied

Lieber Pan! Das Lesen Deiner Erinnerung an Carola hat mich noch einmal ziemlich aufgewühlt.

Wie ich schon im Kommentar bei Syrdal schrieb, sah ich mich als 17-Jährige mit der Situation konfrontiert, dass meine zukünftige Schwiegermutter sich das Leben hatte nehmen wollen. Ich konnte sehr schnell Hilfe herbeirufen - aber es hat mich mein Leben lang nicht wirklich losgelassen, ob ich ihr damit einen Dienst erwiesen hätte.

Sie hat es nie wieder versucht. Doch über 25 Jahre hinweg kam sie einmal jährlich in meine eigene kleine Familie, um ein wenig Abstand von der geschlossenen Station einer Geriatrie bzw. der Psychiatrie zu gewinnen. Es dauerte meist keine vier Wochen, bis ihr - trotz von mir streng kontrollierter Einnahmen ihrer Medikamente - Gesundheitszustand sich wieder derart verändert hatte, dass wir Schlimmeres befürchten mussten, meine ganze kleine Familie auf den Kopf gestellt war. Uns war die Belastung für meine KInder zu heftig, sollte sie Schlimmeres versuchen. Nicht nur einmal blieb sie mit meiner damals grad neunjährigen Tochter über Stunden unauffindbar ...

Es hat mir ungeheuer Erleichterung verschafft, als ich meinen Mann vor ein paar Jahren dazu bewegen konnte, seine kleine Waffe doch bei der Polizei wieder abzugeben. Die Ansicht, wenn er nicht mehr leben wolle, einfach Schluss machen wolle, würde er zuerst mich erschießen und dann sich sein Leben nehmen. DAS mochte ich ihm nicht zugestehen, denn ihm gehörte ja nicht mein Leben ...

Aber die Verantwortung für die anvertrauten Menschen hat man schon. Insofern bin ich heute sehr erleichtert, dass sich so etwas Schlimmes nicht für mich ergab.

Ob man die Verantwortung für etwas, für einen anderen Menschen hat, ich weiß es nicht. Aber man fühlt sich eben verantwortlich und das ist oft nur sehr schwer zu ertragen.

Lieben Gruß von Uschi

 

mondie

Hallo Pan,

das ist eine sehr bewegende Geschichte mit leider keinem guten Ausgang.
Wichtig war, dass Du dieser Frau zugehört und Dir Deine Hilfe angeboten hattest.
Es gehört schon sehr viel Sensibilität dazu, einem anderen zuzuhören ohne gleich Empfehlungen auszusprechen. Leider sind nicht viele imstande, nur zuzuhören.

Nach meiner Meinung kann keiner die Verantwortung eines anderen Menschen übernehmen und oft müssen wir es hinnehmen, wie über das Weiterleben entschieden wurde.

Lieber Gruß
Monika
 

ehemaliges Mitglied

Hallo Horst,
du hattest ihr Leben nicht in der Hand!
Du hast ihr deine Hand gereicht und ihr zugehört. Sie konnte dir ihr ganzes Leid erzählen. Wir Menschen brauchen manchmal einen anderen, der "Zeuge" unseres Leides wird, wenigstens Einen, der diese Bitternis zumindest einmal zur Kenntnis nimmt. Das hat dieser Frau sehr gut getan und sie hat dich das auch wissen lassen. Vielleicht kannst du es als letztes Geschenk an einen Menschen begreifen, der entschieden hatte, dass es reicht.
Sehr nachdenklich und bewegte Grüße
WurzelFlügel

Via

Deine Geschichte, lieber Pan, hat alte Wunden aufgerissen.
Wie sehr viele andere kenne auch ich dieses quälende Gefühl der Mitverantwortung und dadurch Mitschuld nur zu genau.
Dennoch: jeder hat das Recht, über sein Leben selbst zu bestimmen, davon bin ich zutiefst überzeugt.
LG - Via

Roxanna

Kein Mensch, lieber Horst kann die Verantwortung für das Leben eines anderen Menschen übernehmen oder tragen. Ich muss an ein Gedicht von Eichendorff denken, das endet ...."alles liegt in Gottes Hand". Wir stoßen an Grenzen und haben keine "Macht" über das Schicksal. Wir müssen uns fügen und es einer höheren Kraft überlassen und nicht immer geht es gut aus in dem Sinne wie wir es uns wünschen. Ich weiß wirklich wovon ich rede, gerade in meiner jetzigen Situation.

Das Gefühl sich verantwortlich zu fühlen und eventuell versagt zu haben, dass kenne ich auch sehr gut. Das gehört zum Menschen dazu und wer schon Schweres erlebt hat, wird es auch kennen. Ich denke, da müssen wir mit uns selber "gnädig" sein.

Die Geschichte ist mir sehr nahegegangen.

Herzlichen Gruß
Brigitte

 


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