Es gibt so einige Dinge, die einem Menschen die Freude am Kochen gänzlich vergällen können.

Zu wenig Arbeitsfläche zum Beispiel oder eine Küche, in der erst mal alles Mögliche beiseite geräumt werden muss, bis minimale Freiräume zum Arbeiten entstanden sind.

Wenn man die Butter aus dem Kühlschrank nimmt und bei der Gelegenheit fällt eine Flasche klebrigen Apfelsaftes heraus und ergießt sich über den ganzen Küchenboden.

Wenn man voller Freude ein neues Rezept ausprobieren möchte, das Wasser kocht, die Pfanne brutzelt, man ist gerade so richtig im Element und plötzlich fällt einem auf, dass eine wichtige Zutat fehlt. Also: Ofen aus, Pfanne runter, rein in die Klamotten und losfahren zum Einkaufen.

All diese Dinge sind ärgerlich und verbannen wirkungsvoll die gute Grille aus der Küche.

Aber eine Sache gibt es, die alles toppt. Der König der Miesmacher, der Isegrim unter den Küchenelfen, der Trauerkloß zwischen den Frohgemuten, nämlich - das stumpfe Küchenmesser!

Nichts ist so lästig und kann dem wohlgemuten Hauptdarsteller in der Küche die Stimmung so trefflich verderben, wie ein stumpfes Messer!
Da benötigt man feine Zwiebelringe, greift zum Schneidwerkzeug, doch oh Graus! Die Klinge wehrt sich vehement die Zwiebel zu zerteilen. Stattdessen muss der widerspenstige Stahl mit brachialer Gewalt und enormem Druck durch die Zwiebel getrieben werden, um hernach wenigstens einige dicke Zwiebelfladen auf dem Brett liegen zu haben.
Noch schlimmer jedoch gebärt es sich mit den Tomaten, bei denen der geneigte Koch bestenfalls Tomatenmatsch erwirkt, statt feiner Scheiben.
Oder das besonders feine Geschnetzelte, auch so eine Sache. Da bestellt man sich beim Schlachter extra ein ganzes Stück Fleisch, schlägt dem hilfsbereiten Mann hinter der Theke das Angebot aus, das Fleisch schon zu schnetzeln, weil man es daheim mit besonderer Finesse zerteilen möchte und was kommt raus?
Unansehnlich zerfledderte Fleischklumpen, die sich bestenfalls zu einem sehr groben Gulasch qualifiziert haben aber keinesfalls ein raffiniertes Geschnetzeltes ergeben werden.

Die Industrie hat diese Problematik schnell erkannt und allerlei Produkte auf den Markt gebracht, die sich allesamt „Messerschärfer“ nennen, jedoch nur einen Effekt haben, nämlich die Umsatzsteigerung des produzierenden Gewerbes und des Einzelhandels. Und ich kann euch garantieren: Ich habe alle ausprobiert.
Von den einfachen Anrissschärfern bis zu den elektrischen Klingenschärfern. Vom Abziehstahl bis zum elektrischen Schleifbock, mit dem ich mir die Messer reihenweise zerstörte, weil sie zu heiß wurden. Selbst der Scherenschleifer, der jedes halbe Jahr vorbeikam schaffte es nicht, meine Küchenverstimmung zu mindern. Nichts. Aber auch gar nichts schärfte meine Messer so, dass ich mich wieder mit Freude ans Kochen machen konnte.
Also kaufte ich mir alle paar Wochen neue Messer, was allerdings bald zu heftigen Auseinandersetzungen mit meiner Frau führte, ob des Küchenbudgets.

Alles in allem verdross mich die Messersituation in der Küche sehr, bis ich eines Tages in unserem Baumarkt zufällig auf die Lösung stieß.
Eigentlich war ich auf der Suche nach einer Rosenschere, als ich plötzlich den Sensenstein im Regal hängen sah. Als ich den Verkäufer fragte, ob es auch vorstellbar wäre, mit so einem Stein Küchenmesser zu schleifen verneinte er heftig und bot mir eifrig all den Mumpitz feil, den ich schon vergeblich erprobt hatte.
Doch diesmal blieb ich standhaft, ließ mich nicht in die Irre führen und kaufte den Sensenstein.
Nach einigen Versuchen und einigem Fummeln fand ich schließlich heraus, dass es ganz einfach ist, Küchenmesser wirklich scharf zu bekommen.
Man darf natürlich nicht diese verchromten Messer haben, die zu Billigstpreisen in allen möglichen Möbeldiscountern angeboten werden. Aber alle anderen Messer kann man leicht schärfen.



BeniShangul

Aus Küchenfrust wird Lebenslust

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Kommentare (3)

ehemaliges Mitglied hallo liebe "ST"ler ich habe des öfteren mein teppichmesser genommen. habe es so weit rausgeschoben, so das ich eine
lange klinge hatte. der nachteil war die tiefen schneidrillen
im brett.
für mich, ein gelungener, humorvoller beitrag.
lg.basta/helmut
ehemaliges Mitglied hab ich mein Leben lang nach dem Konzept meiner Großmutter erfolgreich - und mehr als billig - "durchgezogen: "Dat Messken" einfach schräg an einer steinernen Treppenstufe oder am Stellring einer Steingutuntertasse einige Male lang ziehen - und es ist scharf. Sogar ein texanischer Armykoch hat meine scharfen Küchenmesser gelobt!

Lieben Gruß
Uschi
Traute Ja wer probiert verliert, leicht die Geduld.
Ich habe in meinem langen Leben auch einige Scharfmacher gehabt. Richtig für mich schon seit 40 Jahren ist ein Brettchen auf dem zwei Reihen Metallröllchen, so angebracht sind, das in der Mitte das Messer durchgezogen wird. Es ist nun alt aber funktioniert immer noch.
Mein Sohn kommt seine Messer bei mir schärfen.
Ja all die Anderen, die Du aufzählst waren teuer und machten nicht scharf aber schnell schlapp.
Gut, dass Du den Humor nicht verlierst und gut wenn Du zu den alten Mitteln greifst.
Ich hatte wie meine Mutter, an einem Steintopf (wo man früher Gurken einlegte,) am oberen Rand auf eine gewisse Art die Messer langgezogen auf dem Rauhen ohne Glasur und die Messer wurden sehr scharf.Nun habe ich solche Steintöpfe nicht mehr, aber meinen Scharfmacher.
War interessant und hilfreich Deine Messerballade zu lesen.
Mit freundlichen Grüßen und herzlichem Willkommen im ST,
grüßt Traute

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