Kritik und Selbstkritik


    Die Selbstkritik hat viel für sich,
sagt Wilhelm Busch und sage ich,
denn dabei stellt sich oft heraus:

Man ist im Grund kein übles Haus.
Zudem erweist sich allgemein:
Es könnte noch viel schlimmer sein.
     Wer diese Auffassung verficht,
verbessert zwar die Lage nicht,
doch ist sein Vorgehn immerhin
von psychologischem Gewinn.

     So ist die Selbstkritik im Land
weithin beliebt und anerkannt,
obwohl es noch mehr Menschen lieben,

Kritik an anderen zu üben.
Denn jedem Kritiker verleiht
dies erstens Überlegenheit.

Und daraus saugt in vollen Zügen
er zweitens herzliches Vergnügen.

Dann nimmt, ein dritter Punkt, im Nu
sein Wohl und Wohlbefinden zu.

Und einer, der sich wohler fühlt,
worauf sein ganzes Streben zielt,
fühlt sich, beschleunigt den Prozess er,
zum vierten ganz erheblich besser,
was fünftens nach gewisser Frist
ergibt, dass er auch besser ist.

     Kennt er dies Resultat erst richtig,
dann wird er sozusagen süchtig.

Er kann nicht anders, ja er muss es
zwecks steter Mehrung des Genusses.

Er wird stets häufiger probieren,
die anderen zu kritisieren,
weil er, je mehr er kritisiert,
sein Bessersein noch besser spürt.

     Doch sieht die Sache, ei der Daus,
total und völlig anders aus
und kommt´s zu peinlichen Beschwerden,
geht´s darum, kritisiert zu werden.

Da wird fast jede Äusserung
zur Majestätsbeleidigung.

Was sich der andere erlaubt!
Er ist plemplem – und überhaupt.
Er möge sich mal selbst begucken,
statt einen solchen Ton zu spucken.

Verdammt noch mal, was geht den Mann,
was ihn doch gar nichts angeht, an!

Er soll doch, statt sich aufzuregen,
vor seiner eignen Haustür fegen.

     O Mensch, bevor Du um Dich schlägst,
prüf, ob Du selbst Kritik verträgst.

Man wird sich gern beraten lassen,
wenn Wort und Tat zusammenpassen.

Ein gutes Vorbild überzeugt
auch den, der sich Kritik nicht beugt


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Kommentare (2)

ehemaliges Mitglied

Beim lesen Deines sehr unterhaltsamen Gedicht's,
ist mir Maler Klecksel von W. Busch eingefallen.

...in selber Stadt ernährte sich
Ganz gut ein Dr. Hinterstich
Durch Kunstberichte von Bedeutung
in der von ihm besorgten Zeitung,
Was manchen das Geschäft verdirbt,
Der mit der Kunst sein Brot erwirbt...

klecksel.jpgSo kann es gehen wenn Bekrittelte tätig werden

Einen schönen Abend wünscht
Arni

Mona 100

ja ich ertrage kritik, aber nicht von jede/n !!!
und ich übe selbst kritik aus,
doch nur unter vier augen,
nicht in die öffendlichkeit.
ab und zu, ist eine kritik, notwendig.
das ist übrigens, nur meine meinung.
PS. natürlich frage ich vorher,
ob es angebracht ist.


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