Konzertreise nach Hamburg
Im Juni 2019 erhielt ich eine Einladung für ein Konzert von den K&K-Philharmonikern aus Wien. Es sollte Ende September in der Elb-Phiharmonie stattfinden. Mein Mann ließ sich gern überreden und so bestellte ich 2 tickets und Voucher für Flug und Hotel.
Los ging es an einem Samstag mit ziemlicher Verspätung, weil am Münchner Flughafen gestreikt wurde. Deshalb kamen wir in Hamburg erst mittags an und starteten unsere Stadtrundfahrt per Bus sofort ab Flughafen.
Zuerst fuhren wir durch die historische Speicherstadt, die vor 125 Jahren komplett aus roten Backstein-Ziegeln gebaut wurde. Fotografieren miißglückte leider in dem schnellen Bus. Dann ging's rund um die Außen-Alster an deren Ufer prächtige Wohnsitze mit gepflegten Gärten angesiedelt sind.
Vorbei am Jungfernstieg fuhren wir durch den Alten Elbpark, in welchem seit 1869 Internationale Garten-Ausstellungen stattfinden. Dieser Park ist eine wunderschöne Natur-Insel inmitten der lebhaften Großstadt. 1906 erbaute man dort eine 17m hohe Statue von Otto v. Bismarck, dem ersten deutschen Reichskanzler.
Durch unsere Verspätung war keine Zeit für Stopps und so fuhren wir sogar an Hamburgs Wahrzeichen, dem "Michel", der St. Michaelskirche, vorbei. Das wollten wir unbedingt privat nachholen.
Dann aber kamen wir an die Hafen-Docks.
Dort gibt es einen riesigen Lift, der eine Menge Leute, Räder, Motorräder und sogar ein Auto fassen kann für einen Transport zum Elbtunnel.
Durch diesen Tunnel gelangt man ans andere Ufer der Elbe. Wir aber gingen über eine lange, stählerne Wendeltreppe zurück zu den Docks. Dort reiht sich ein Brotzeit-Laden an den anderen.
Für "Fischbrötchen" reihten wir uns in die Warteschlange ein und erhielten dann für jeweils 5 € eine spärlich belegte Fischsemmel. Da sind die auf unserem Oktoberfest aber deutlich besser!
Am späten Nachmittag konnten wir endlich zu unserem Hotel und unsere Zimmer beziehen, bevor wir uns für den Abend fertig machten.
Zu einer Hamburg-Tour gehört natürlich auch die Reeperbahn. Unser Bus brachte uns hin und wir waren gespannt, was uns da erwarten würde. Dort fand das sog. Reeperbahn-Festival statt: Es traten mehrere kleine Musik-Bands auf - für jeden Geschmack etwas. Wir kämpften uns durch eine gigantische Menschenmenge, bis wir die weltweit bekannte David-Wache fanden.
Eine Gruppe Polizisten stand davor, ratschten und beobachteten so ganz nebenbei die Leute. Gleich um die Ecke findet man die bekannte Herbertstraße. Im Abstand von jeweils geschätzt 5 Metern standen Mädchen, die gelassen auf Kunden warteten. Das Ende der Straße bildete eine Bretterwand, die mich interessierte. Auf ihr waren Fotos von sexy Frauen, die zu einem Seitensprung einluden. Und gleich daneben war - nicht zu übersehen - eine
Tafel mit folgender Aufschrift: Eintritt für Männer unter 18 und Frauen verboten!
Ich fragte eine Polizistin, warum dieser Bereich für Frauen verboten wäre. Ihre freundliche Antwort:
Wenn Sie als Frau da hineingehen, riskieren Sie,gekratzt oder gar geschlagen zu werden
Lassen Sie das lieber bleiben!
Wir fuhren also zurück zum Hotel, ließen uns das Abendessen schmecken und gingen total übermüdet zu Bett.
Als er - ziemlich enttäuscht - zurückkam, erzählte er, daß es dort nur wenig Fisch gab und ein paar Marktschreier, die Aale, Blumen, Nudeln und Wäsche (!) anpriesen. Dafür war dort ein Flohmarkt mit viel wertlosem Zeug.
Das einzig Interessante war ein alter Mann, der aus seinem umgebauten Citroén frischen Kaffee verkaufte.
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Also hatten wir zusammen Frühstück im Hotel und trafen uns dann am Hafen bei einem Ausflugsboot mit einem sehr junger Führer, der über unglaubliches Wissen über alle Aktivitäten um und auf dem Binnenhafen verfügte. Die riesigen Schiffe, die Kräne und Container fand ich schon sehr beeindruckend. Es waren sogar noch Cruisers im Hafen und ein Feuerwehr-Schiff.
Wir schipperten auch an dem bekannten Theater "König der Löwen" vorbei, das populäre shows im Programm führt.
Über den Nachmittag konnten wir frei verfügen. Wir beide erkundeten die Gegend rund ums Hotel, das vom Hochufer aus einen weiten Blick über den Hafen freigab. Jetzt suchten wir uns den "Michel", den Turm der St. Michaelskirche, ein Barockgebäude mit wunderschöner Innen-Architektur. Große, helle Fenster ohne Bemalung, geschwungene Balkone und Emporen ringsum und eine schöne Orgel bewunderten wir sehr. Wir hatte Das Glück, daß gerade ein Orgelkonzert gegeben wurde.
Als es zu Ende war, wanderten wir weiter zu St. Nikolai, eine Kirche die im 2.Weltkrieg komplett zerstört wurde; der übriggebliebene Turm bleibt als Denkmal an den Weltkrieg stehen.
In geringer Entfernung fanden wir das Rathaus, das wegen des sumpfigen Untergrunds auf 4.000 Pfosten gebaut wurde. Die weiträumige Eingangshalle hat ein elegant geformtes Gewölbe; Türen und Buntglas-Fenster sind mit aufwändigen Schmiedeeisen-Gittern versehen. Ein wirklich beeindruckendes Rathaus!
Am frühen Abend brachte uns der Bus zur Elb-Philharmonie. Das Neue Gebäude besteht aus Stahl und Glas, wiegt 200.000 Tonnen und ist auf eine ale Speicherkonstruktion aufgebaut. Davor sammelten sich wahre Menschen-Massen, fotografierten und machten Selfies.
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Am Eingang, direkt neben der öffentlichen Straße begann Europas längste Rolltreppe mit 82 m Länge, die sogar mit einer leichten seitlichen Biegung ins Innere führte. Jedermann kann über sie zur beliebten "Plaza" gelangen, einer großen Plattform. Ab der Plaza gelangt man auf einen Balkon, der das gesamte Bauwerk umrundet und einen weiten Blick über die Stadt gewährt. Bis hierhin ist der Zutritt frei, weshalb es auch entsprechend dicht gedrängt zuging.
Mit unserem Voucher konnten wir per Lift zur nächst-höheren Ebene und kamen in einer eleganten Hotel-Lobby an. Hier gab es eine Bar, bequeme Sessel und durch die riesigen Fenster einen fantastischen
Rundblick über Stadt und Hafen.
Nach einer Weile konnten wir den Konzertsaal betreten. Er ist einfach überwältigend! Das Orchester ist am tiefsten Punkt platziert mittig zwischen den Rängen und Logen, die nach 3 Seiten steil aufsteigen.
Über dem Orchester hängt eine riesige, trichterförmige Beleuchtung von der Decke.
Die Wände sind für optimale Akustik mit wabenförmigen Oberflächen konzipiert.
Das Orchester, bestehend aus 50 Musikern nahm Platz. Dann betrat der Dirigent, Herr Mathias Kendlinger, sein Podium, offensichtlich erfreut über das ausverkaufte Haus.
Auf dem Programm standen Auzüge aus Tschaikowsy's Werken "Der Nußknacker, Schwanensee, Eugen Onegin, Dornrös'chen und das Finale der Sinfonie Nr. 4. Nach der Pause folgte das Klavierkonzert Nr. 1, dargeboten von einem jungen Pianisten aus Graz, einem ausgezeichneten Tschaikowsy-Interpreten.
Dieses Konzert war ganz sicher der Glanzpunkt unserer Hamburg-Reise.
Wir beide beendeten diesen erlebnisreichen Tag in einer netten Bar mit Blick auf den Hafen bei einem kleinen Snack und einem Glas Wein. Dann spazierten wir durch ein ruhiges, parkähnliches Wohnviertel zurück zum Hotel. Es waren 2 unvergeßliche Tage!
Am dritten Tag ging es nach Hause: Morgens Koffer packen, frühstücken und per Bus zum Flughafen. Am Spätnachmittag hatte uns München wieder.
Kommentare (9)
.....eine ganz wunderbare "unbewuße Aufforderung" !? Hamburg aufzusuchen, um all das , was Du sehr gekonnt mit der Kamera aufgenommen und liebevoll in einer absolut interessanten Erzählung hier zur Verfügung stellst.....gefällt mir sehr....einen lieben Gruß.....rosalia
Liebe @rosalia ,
Danke für deine anerkennenden Worte worüber ich mich sehr gefreut habe. Und ein Besuch in Hamburg lohnt sich ganz gewiss. Er muß nur gut geplant sein, da die Stadt sehr groß ist und viel zu bieten hat. Unser Aufenthalt war ja nur auf das Konzert ausgerichtet - für richtige Besichtigungen war die Zeit viel zu knapp. Ich glaube, 1 ganze Woche wäre mindestens notwendig, um das Wichtigste zu erkunden; aber so ist es wohl immer bei Städtereisen.
Nun wünsche ich Dir noch einen schönen Abend!
Gruß Rosemarie
Da hast Du ja tolle Fotos geschossen, liebe Rose! Dafür sei Dir gedankt. Und für die
Bedingungen, unter denen Du das alles zusammengestellt hast.
Aber als »alterNordländer« darf ich doch einige Berichtigungen (die schon mal passieren) anbringen:
Ursprünglich sollte die Elphi 186 Millionen Euro kosten. Am Ende kostete dieses
Millionengrab den Steuerzahler 789 Mio. Euro! So etwas lässt sich dann doch gern bewundern, nicht?
Den alten Bismarck, bestimmt heute keine bewundernswerte Persönlichkeit mehr, ein Denkmal zu setzen, wurde nicht erst 1960 in Angriff genommen (wäre auch unvorstellbar gewesen) - sondern schon zu Kaiser Wilhelms II. Zeiten, 1906. (Ein Zahlendreher?)
Die Herbertstraße auf St.Pauli ist berüchtigt? Wow - wahrscheinlich nicht berüchtigter als die unzähligen anderen Bordellviertel. die in fast jeder großen Stadt zu finden sind! Das dies nun tourististische Anziehungspunkte geworden sind, ist mir neu!
Der Fischmarkt - wenn Du den Fisch mitbringst, hast Du endlich einen! Es ist nur ein Allerweltsmarkt, der nur noch seinen Namen hergibt als Tradition!
Sei bedankt und gegrüßt,
von Pan~
Lieber @Pan ,
Danke für Dein aufmerksames Lesen! Du hast völlig Recht: Meinen Drehfehler habe ich inzwischen ausgebessert und noch ein paar Kleinigkeiten mehr.
Grüße aus München sendet Dir Rosemarie
Liebe Rosemarie,
herzlichen Dank für deine Mühe! Da bekomme ich Lust darauf, Hamburg mal wieder zu besuchen.
Karl
Danke für die freundlichen Kommentare von Roxana und ladybird !
Es war für mich - ungeübt wie ich mit solchen Veröffentlichungen bin - eine Riesen-Arbeit, die mich endlos genervt hat. Aber nur durch "Dranbleiben" kann man dazulernen und genau das will ich. Ich habe dabei auch Karl für seine wertvollen Ratschläge zu danken und werde sie - sollte ich nochmal einen blog veröffentlichen - gerne in die Tat umsetzen.
Grüße aus München sendet Rosemarie
Liebe Rose42,
Deine Hamburg-reise gemütlich sitzend im Sessel vor dem pc,
ist kaum zu toppen.....war ein wahrer Genuß....
obwohl "Dabei-sein" immer noch eine Steigerung sein kann,
ziehe ich die erste Form meiner Wahl, für mich vor.....
hab herzlichen Dank
und lieben Gruß
von ladybird
Vielen Dank, liebe Rosi für deinen bebilderten Reisebericht, den ich sehr gerne gelesen habe. Es war, als wäre ich dabei gewesen 😉.
Herzliche Grüße
Brigitte
Eine ganz tolle Bilderreihe, versehen mit sehr interessanten Beschreibungen von Hamburg.
Ich war vor einigen Jahren auch mal dort aber natürlich kann man an einem Wochenende wohl wirklich nicht alles sehen. Nicht schlimm, finde ich, das fordert einen ja nur dazu auf, wieder mal hinzufahren, zumal sich ja auch dort ständig etwas verändert.
Herzlichst
Kristine