Kinderhandel - Kinderklau
Neulich las ich wieder einen Bericht, wozu Kinder, Babies bevorzugt - welweit benutzt werden. Eine begehrte Handelsware.
Sofern da jemand interessiert:
https://netzfrauen.org/2019/11/09/babytrafficking/?fbclid=IwAR07TKcgb8OPDbxHug7JAEkc1We4uSHx6hQNtQK64PMQdnrw7XO9Izk6ROE
Parallel dazu sah ich einen Bericht über Kinderverschleppungen durch die Nazis und auch die Zwangsadoptionen aus DDR-Zeiten haben sich in meinem Hirn abgespeichert.
Dazu fallen mir Begebenheiten ein, die mit Handel nichts zu tun haben, aber trotzdem irgendwie einen Zusammenhang haben.
Nach drei Jahren in meinem Haushalt brachte ich einen 10-jährigen Jungen zurück zu seiner Familie nach Südamerika. Dort werden Kinder in diesem Alter behütet und behandelt wie rohe Eier. Bereits nach wenigen Wochen kam ein Fax von diesem Jungen: bitte darf ich wieder nach Deutschland kommen, aber wenn ich komme, bleibe ich für immer....
Der Junge war drei Jahre lang daran gewohnt, sich frei und ohne Aufsicht mit seinen Freunden zu bewegen.
Als ich ihn zurückbrachte gab es einen kleinen Zwischenfall, der seine Mutter erstaunte. Der Kleine war im Wohnzimmer eingeschlafen, ich hatte ihn leicht berührt und er folgte mir im Schlaf an meiner Hand zu seinem Bett. Seine Mutter sagte: So etwas wird man hier nicht erleben, wird ein Kind im Schlaf berührt, wird es erschrecken und aufwachen...
Die Mutter hat ihre Kinder von der Haustüre bis zur Schultüre an der Hand geführt und sagte auch, blonde Kinder seien begehrt. Ihre Kinder sind blond.
Zu gleicher Zeit, als ich den Jungen zurückbrachte, fand man in der Region ein "ausgeschlachtetes" Kind im Gebüsch. Zuerst hatte ich als schwäbische Landpomeranze die Vorsicht der Mutter belächelt, aber der Vorfall belehrte mich eines Besseren.
Dieser Junge kam zurück, konnte wegen mangelnder Sprachkenntnisse keine weiterführende Schule besuchen. Am Wortschatz fehlte es nicht sondern an der Grammatik. Der Arme, er wurde von Weibern gegängelt, später auch noch von der Freundin - einer ehrgeizigen Gymnasiastin vor dem Abi. Er hatte gar keine Chance, sich irgendwelchen Leistungen und Erfolgen zu entziehen.
Es war eine besondere Herausforderung, als eine 15-Jährige ihre Familie in der Region Sao Paulo kennenlernen wollte.
Das Mädchen war in einer Jugendhilfeeinrichtung untergebracht, aufgrund eines engen Kontaktes mit der Betreuerin lernte ich sie bei mir zuhause kennen.
Das Mädchen war eine unerwünschte Draufgabe vermittelt durch eine kirchliche Einrichtung in Sao Paulo. Die Adoptiveltern aus Stuttgart erhielten den kleinen Bruder nur durch die Bereitschaft, das etwas ältere Mädchen ebenfalls mitzunehmen. Sie war ein ständiger Klotz am Bein und landete in einer Eirichtungung für schwer erziehbare Jugendliche.
Rein zufällig tauchte diese Nonne aus Sao Paulo auf, welche an der Adoptionsvermittlung der Kinder beteiligt war (die Nonne stammt aus Deutschland) und so erfuhr das Mädchen von der Existenz von Eltern und weiteren Geschwistern.
Sie hatte Angst, wollte aber "ihre" Familie kennenlernen. Zuerst gab ihr meine gute Bekannte (Sprachlehrein an der VHS und beglaubigte Übersetzeri) einen Crashkurs, sie konnte ja kein Wort portugiesisch. Von mir bekam sie die Kontaktdaten eines vertrauten Freundes dort, an den sie sich wenden könne bei irgendwelchen Gefahren, der Freund war einverstanden, ihr im Notfall bei einer vorzeitigen oder überstürzten Rückreise zu helfen. Die notwendigen Papiere für die Alleinreise unbegleiteter Kinder hatte sie.
Also lernte sie ihre Familie kennen, das Treffen war sehr distanziert. Vielleicht lag es an der Sprache, aber es wurden keinerlei emotionale Verbindungen geschaffen.
Auf jeden Fall war es für alle Beteiligten nicht zufriedenstellend, die Nonnen hatten das Mädchen danach eingesperrt und von der Außenwelt abgeschnitten.
Die Jugendliche hatte das Büro in dem Stift auseinandergenommen um einen vorzeitigen Heimflug zu erzwingen. Diese Aktion brachte ihr den dokumentierten Bericht über außergewöhnliche Aggressivität ein.
Kleinkinder können sich nicht wehren egal was passiert. Aber sie werden auch älter und entwickeln sich, bilden ihren eigenen Willen. Es kann fatale Folgen haben, diesen Willen zu ignorieren.
In oben erwähnten Jugendhilfeeinrichtung waren drei Brüder untergebracht, deren alleinerziehende Mutter sich im Drogenentzug befand. Nun stand die Entlassung der Mutter bevor und selbstversänlich geben Kostenträger nicht mehr Geld aus als notwendig. Sommerferien - alle Kinder wurden in Freizeiten geschickt mit Ausnahme dieser drei Brüder. Die junge Erzieherin hat die Jungs für die Sommerferien in meinem Haus einquartiert, diese Sommerferien waren super. Auch der Kostenträger willigte ein, es war ja kostenlos.
Der Alteste, knapp 16 stand kurz vor seinem Schulabschluß und wollte in der Einrichtung bleiben mit dem Argument, dass der Schulabschluß unmöglich sei, wenn er vorzeitig zu seiner Mutter zurück müsse. Er hat seine Mama geliebt, sogar sein Taschengeld ausgegeben um ihr während des Entzugs mit Kleinigkeiten eine Freude zu machen, beispielsweise der Lippenstift.
Die Einrichtung blieb hart: zurück zur Mama! Obwohl sich Erzieher für den Jungen und dessen Verbleib in der Einrichtung ausgesprochen hatten.
Dann kam ein Anruf vom Hauptbahnhof in Stuttgart - der Anrufpartner, ein Erzieher wies den Jungen an, auf ihn zu warten, er hole ihn ab.
Der Junge war in seiner Not zu Verwandten nach Norddeutschland gefahren, er wollte ja unbedingt seine Schule fertig machen. Die Verwandten ließen ihn abblitzen.
Anstatt während der Rückfahrt auf seinen Erzieher zu warten, lief er in ein Tunnel und ließ sich von einem Zug überfahren.
Die Erzieher hatten bei den Ermittlungen die Umstände geschildert. Allerdings wurde in späteren Berichten keine Silbe davon erwähnt. Es war einfach ein labiler Junge. dessen Verhalten außerhalb jeder amtlichen Verantwortung lag.
Als Rentnerin und mit fortschreitendem Alter beobachte ich an mir selbst, dass ich immer weniger irgendwelche, auch kleine Einflüsse auf solche Geschichten nehmen kann, die mich bewegen. Ich frage mich, ob das bereits an Nostalgie grenzt, über solche zurückliegenden Ereignisse zu sprechen oder gar die Befürchtung hervorruft für dement gehalten zu werden, falls man sich wiederholt. Aber eigentlich ist das ja egal, Hauptsache man verleugnet seine Prinzipien nicht.
Kommentare (4)
@Distel1fink7
Der Umgang mit Behinderten ist ein umfngreiches Thema. Ich glaube, es liegt auch daran, dass im Gegensatz zu früher Behinderte von klein auf in Einrichtungen untergaebracht werden und die gesunden Kinder nicht wissen, wie sie mit solchen Begegnungen umgehen sollen.
Zu diesem Thema könnte ich eine Menge erzählen, mein Mann war schwerbehindert im Rollstuhl. Für mich ein guter Lehrmeister in Sachen der positiven Denkweise.
Mein kleiner Enkel besuchte dann später einen integrativen Kindergarten wo auch schwerstbehinderte Kinder in die Mitte genommen und Freunde der gesunden wurden.
Ein junger Mann, inzwischen 30, tätig in einer Behindertenwerkstatt wird von allen geliebt und beschützt, wenn man sich unter fremden Gruppen bewegt. Hier ist ein zuverlässiger Bekanntenkreis das A und O.
Traurig, von zwei Rentnerinn, deren Männer inzwischen griesgrämige Pflegefälle sind, mußte ich hören, dass sie über Trennungen nachgedacht haben. Sie haben sich nicht getrennt. Aber diese Herren der Schöpfung waren schon zuvor griesgrämig und haben ihre Ehefrauen gegängelt.
Meine Tochter lernte in Griechenland einen schweren Spastiker kennen, der seinen Kaffee mit Strohhalm trinkt, weil der Körper nicht funktioniert. Er war seinerzeit Informatiker bei der Polizei, aber ständig von einem Betreuer begleitet. Er sei noch nie im Meer geschwommen - ganz einfach, meine Kleine hat ihm die Hosen heruntergelassen, einen Schwimmring verpaßt und ins Wasser geschleppt.
Später hat er uns besucht, diesmal fiel ihm ein noch nie Motorrad gefahren zu sein. Ich rief meinen Neffen an und wir haben den körperlich hilflosen Mann auf das Drike meines Neffen geschnallt um dann zum Frühschoppen in einer gut besuchten Keipe zu landen.
Meine Kinder haben den Umgang mit Behinderung von klein auf gelernt bzw. lernen müssen, d.h. Sachlagen einzuschätzen, wie weit kann man gehen, ist man der Situation gewachsen.
Als 5-jährige mit gesundem Menschenverstand konnte unsere Tochter mit Blicken signalisieren, dass ihr der Heiratsantrag eines geistig Behinderten nicht ganz geheuer war. Diesem Mann hat mein Göttergatte erklärt, dass sie zum Heiraten noch zu klein sei.Dieser war einverstanden und hat mit der Hand ungefähr 1.80 Höhe angezeigt: Dann wart ich eben, bis sie so groß ist.
Solche Begenungen in dieser speziellen Behinderteneinrichtung führten zu einem intensiven Austausch verbunden mit gegenseitigen Besuchen.
Erstaunlich auch, wie gut man sich mit Taubstummen verständigen kann. Wir hatten den größten Spaß mit zwei jungen Mädchen auf einer längeren Ausflugsfahrt. Als Kind hatte ich ständig mit zwei Näherinnen zu tun, die mit meiner Mutter arbeiteten. Im Rentenalter einer dieser Näherinnen haben sich Leute (überwiegend im Supermarkt beim Einkaufen) über unsere gestenreiche Kommunikation gewundert, die im Prinzip inhaltslos war aber trotzdem Freude am Zusammentreffen zeigte.
Mit Behinderung - das trifft eigentlich die Erwachsenen - kann man leichter umgehen, wenn die Psyche stimmt. Ein Freund hatte uns besucht, mein Mann - nur noch ein Häufchen körperliches Elend auf seiner Liege in der Sonne. Der Bekannte sagte nach einem harmlos verlaufenen Herzinfarkt: ...seit diesem Vorfall hab ich nur noch Depressionen. Die Antwort kam: Weißt du, die hatte ich auch schon, aber das war mir zu langweilig. Dann hab ich einfach aufgehört damit.
Trotz positiver Einstellung, so einfach ist es nicht. Optimismus verbreiten kann auch recht anstrengend sein.
Aina
Hallo aina!
Dein Bericht ist einfach erschütternd! Wie kann man mit Kindern so umgehen?
Kindern wird so viel Unrecht getan, das sollte endlich aufhören
ist sich Uschi sicher!
Für mich war das im Fernsehen gestern Abend von der Grenze Mexiko/USA ein erschütterrndes Bild, wie sich Erwachsene auf der Mex. Seite auf den Grenzzaun hochhangeln und ihre 5-jährigen Kinder auf der anderen Seite einfach herunterfallen lassen (Kinder lauft weg, wenn ihr noch könnt) und selber dann verschwinden. .
Hallo aina,
ein sehr berührender Bericht. Kinder ohne Chancen verzweifelt, verlassen
und doch gibt es Helfer. Das ist eine wirklich gute Tat. STille Helden.
Ich frage mich so oft, was aus diesen Kindern und Jugendlichen wird,
so wie man heute erfährt, die sich zusammen rotten und schlimme
Straftaten begehen., In unserem Land passiert ihnen nicht viel.
Kann man diese Kinder und Jugendliche eigentlich noch erreichen ?
Mein Sohn war einige Zeit auf einen Rollartor angewiesen. Eine
Gruppe Kinder umringten ihn und riefen, "Mach schneller, Du
Krüppel ".
Ich glaube nicht, dass diese Kinder in ihrem Leben gute Erfahrungen
machen durften, was aber ihr Verhalten nicht entschuldigt.
Ja, die Eltern, um die müsste man sich kümmern, falls sie Gelegenheit
dazu geben,. Tun sie das ?
Ein ewiges Fragezeichen!
Lese gerne Eure Kommentare
Distel1fink7