Dialog I (es gibt je zwei Versionen).
A.
- Weißt du, ich habe Angst vor Spinnen. Wenn ich eine sehe, wird es mir einfach schlecht.
- Du bist ja krank, lass dich behandeln. Eine Spinne zu fürchten, bei uns gibt es ja keine giftigen, übrigens.
B.
- Weißt du, ich habe Angst vor Spinnen. Wenn ich eine sehe, wird es mir einfach schlecht.
- Du hast Angst vor Spinnen… Ich verstehe, sie bewegen sich so seltsam. Und sie sind ja geheimnisvolle Wesen, wenn auch gut erforscht. Da wird man schon unsicher, wenn so etwas in einer Ecke plötzlich erscheint.
 
Dialog II.
A.
- Mama, der Ausflug ins Gebirge, auf den ich mich so gefreut habe, wird doch nicht stattfinden, unsere Klassenlehrerin ist krank geworden.
- Na dann, fährst du ein anderes Mal. Oder wir fahren am Samstag zusammen in den Nachbarort.
B.
- Mama, der Ausflug ins Gebirge, auf den ich mich so gefreut habe, wird doch nicht stattfinden, unsere Klassenlehrerin ist krank geworden.
- Den Ausflug wird es nun nicht geben… Ich weiß, dass du davon längst geträumt hast, warst ja noch nie in den Bergen. Es ist wirklich schade.

*
 
Es wurde längst schon nicht nur den Psychologen klar, dass es nicht gut ist, wenn die Emotionen blockiert werden. Und da wird meistens eine solche Situation gemeint, wo es sich jemand selbst antut, weil sie/er anders einfach nicht kann. Durch strenge Strafen erzogen, oder nach traumatischen Erlebnissen, wird man oft übertrieben zurückhaltend, verschlossen.
 
   Es kann aber auch sein, dass es die Mitmenschen sind, die die Gefühle ihrer Verwandten oder Bekannten nicht zum Ausdruck bringen lassen. Meistens ist es nicht schlecht gemeint, im Gegenteil, sie sind davon überzeugt, dass sie einfach behilflich sind, die schlechte Laune besser zu machen, oder schwierige Erinnerungen loszuwerden. Im Gespräch handeln sie dann so, wie in den Dialogen mit dem Buchstaben A bezeichnet.
 
   Richtig wäre aber, außer dem aufmerksamen Zuhören, den wichtigsten Satz aus der Äußerung der traurigen oder verärgerten Person einfach zu wiederholen, damit sie sicher sein kann, dass ihre WORTE richtig verstanden wurden. Damit auch ihre GEFÜHLE als verstanden gelten können, reicht einfach nur, dass man NICHT VERNEINT, was einem soeben anvertraut wurde. Die traurige oder verärgerte Person braucht die  Meinung der Anderen nicht unbedingt zu wissen, und schon gar nicht braucht sie, beurteilt zu werden. Da können sie nichts, als nur verzeifelt werden: Ich muss wohl dumm sein, niemand kann mich verstehen... Dies wäre, als hätte man ihr Vertrauen einfach verschwendet.


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Kommentare (2)

Manfred36


Ja, es ist einfach ein Gebot der Empathie. Versuche, sich in die Schuhe des andern zu stellen, verbessern in jedem Fall die eigene Reaktion. Wie die dann ausfällt, hängt davon ab, ob ich wirklich helfen kann und will.
 

Christine62laechel

Ich glaube, auch davon, ob es eine solche Person einfach will.
Denn in vielen Fällen könnte welche Hilfsbereitschaft jemanden sogar in Verlegenheit versetzen. Sie/er wollte wahrscheinlich nur ahnen können, dass sie/er - zusammen mit seinem/ihrem Problem, mit seinen/ihren Gefühlen - akzeptiert wird. Wenn nicht anders, dann vor Freundlichkeit. Nichts mehr.

Mit Grüßen
Christine


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