Historische Plätze am Rhein, die Geschichte schrieben

Autor: ehemaliges Mitglied



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Schaumburger Hof in Bonn-Plittersdorf seit 1755. (Foto von Ulli Purwin)

Hat dort Beethoven seinen Kaffee geschlürft und über seine Kompositionen sinniert? Ist ihm beim Blick auf dem Rhein eine zündende Idee für seine Werke in den Kopf gekommen?

Heinrich Heine, hat er dort gesessen, ebenfalls auf den Rhein geblickt und seine Gedanken zu Deutschland, ein Wintermärchen fließen lassen?

Auch heute noch, wie in alten Zeiten wird Gastfreundschaft groß geschrieben. Lassen wir uns doch mal bei einem Besuch mit kulinarischen Gerichten, die köstlich schmecken, verwöhnen. Dabei genießen wir die Aussicht auf den guten alten Vater Rhein. Die Gedanken "Warum ist es am Rhein so schön" schießen uns in den Kopf, ebenso der gute Wein zeigt seine Wirkung. Wir blicken auf den großen Sohn der Stadt. Eine Büste von ihm steht in einem Sprossenfenster.

Die Geschichte des Gasthofes ist bunt gemischt mit vielen Persönlichkeiten und Geschichten.

Zuerst war der Gasthof nur Schankgaststätte für den "Roten", der damals selbst angebaut und gekeltert wurde. Die Halfen/Treidler, die mit ihren Pferden, den Rhein entlang zogen, machten dort Rast.
Dann ging es weiter für Mensch und Tier auf dem Leinpfad, der nur linksrheinisch angelegt war.
Damit die Pferde nicht scheuten wurde das linke Auge mit einer Scheuklappe versehen. Die Pferde konnten nur durch Schielen auf die andere Rheinseite blicken. So wurde der Ausdruck "Schäl Sick" geboren.

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(Zeichnung von L. Rohbock)

1820 heiratete Henry Mundorf in die Gaststätte ein und er trieb die Gaststätte " Unter den Linden" zur Blüte.
So um 1835 brachen durch die Dampfschiffahrt harte Zeiten an. Mundorf und die Halfen sahen ihre Existenz bedroht und ergriffen drastische Maßnahmen. Sie beschossen die vorbeifahrenden Schiffe mit spitzen Nägeln, die in Böllern geladen wurden. Die Gendarmerie mußte dann für Ordnung sorgen.

Die Gaststätte wurde renoviert und neue Gäste kamen. Statt der arbeitslosen Schiffergilde kehrten jetzt Professoren und Studenten ein. Die Gaststätte "Unter den Linden" wurde für die Intellektuellen ein begehrtes Ausflugsziel. Ein Student war Prinz Albert von Coburg-Gotha. Queen Victoria lernte ihn 1839 in der Gaststätte "Unter den Linden" kennen und 1840 folgte die Hochzeit. Ein Jahr später besuchte sie noch einmal den Ort an dem ihre Romanze begann.


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(Foto von Franz Hanfstaengel)


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(Foto von Xavier Winterhalter)



Jetzt begann auch die Ära von Mundarts Tochter Gretchen. Heinrich Heine war begeistert von Gretchens feurigen schwarzen Augen und schrieb darüber.
Auch Paul Heyse meinte, sie sei etwas ganz Apartes und sie wurde von vielen verehrt. Paul Heyse wurde 1830 in Berlin geboren und kam 1849 nach Bonn, um Kunstgeschichte zu studieren. Er hatte eine Liebesaffäre mit der Frau eines Professors und ging 1850 nach Berlin zurück. Das bekannte Studentenlied von der Lindenwirtin, verfaßt von Rudolf Baumbach im Jahre 1878, bezog sich auch auf Gretchen von Plittersdorf. Erst die siebte Strophe, die hinzugefügt wurde, galt Ännchen Schumacher aus Godesberg. Sie erst machte das Lied bekannt.



Die Gaststätte " Unter den Linden" hatte viele Dichter und Künstler zu Gast, aber auch Politiker und Querdenker. So sind auf einer Tafel viele bekannte Namen u.a. Alexander von Humboldt, Annette von Droste Hülshoff, Sybille Schaafhausen-Mertens, Karl Simrock, Ferdinand Freiligrath, Emmanuel Geibel, Ernst Moritz Arndt, Adele Schopenhauer, Friedrich Nietzsche verzeichnet.
Auch Karl Marx hat in Bonn studiert.

Im Sturmjahr 1848 versteckte Agnes Mundorf Carl Schurz und Friedrich Hecker. Carl Schurz war Politiker und Revolutionär, ging nach Amerika und wurde dort als erster Deutscher in den Senat gewählt.
Friedrich Hecker war Rechtsanwalt, Politiker und Revolutionär.


Auch unser 99-Tage-Kaiser Friedrich III besuchte den Lindengasthof.


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(Foto von Heinrich von Angeli)


Ebenso war Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe , der bei den Husaren diente, oft zu Gast. Mundorf benannte 1900 ein neu errichtetes Hotel nach ihm.
Später wurde die Gaststätte " Unter den Linden" in "Schaumburger Hof" umgetauft.


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Ein historisches Ereignis, die Geburtsstunde unserer Verfassung, ist noch zu erwähnen.
Am 05. September 1948 tagte dort der Parlamentarische Rat.Unsere heutige Bundesrepublik erblickte dann im Jahre 1949 das Licht der Welt. Ich kann mir das Datum gut merken, bin ich doch genauso alt.

Seit 250 Jahren bietet dieser Gasthof in Fachwerkidylle Rheinromantik unter alten Bäumen am großen Fluß.
Eine Antwort auf die berechtigte Frage - warum ist es am Rhein so schön - ist der Schaumburger Hof.

Die Toiletten konnte ich leider nicht inspizieren, denn ich war noch im Schaumburger Hof zu Gast. Ich denke mal sie sind gut für ein Restaurant mit einem großen Namen.
Es wäre interessant für mich zu wissen, wie war das mit den Toiletten vor 250 Jahren.

anjeli

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