Herbstblues

Auf einmal hat ein Teil der Bäume schon mal vorsorglich sein Herbstkleid angezogen, zögernd noch, es könnten ja noch schöne Tage kommen. Doch da macht ihnen der Herbstwind einen Strich durch die Rechnung und wirbelt alles was nicht festsitzt vergnügt durch die Luft.
Ich gehe durch den Wald, alles lichtet sich.
Mir wird bewußt, ob Mensch oder Tier, Bäume oder Blumen, alle unterliegen dem ewigen Kreislaufder Natur.
Ich denke einen Moment, dass ich selbst schon in der Herbstzeit bin und werde aufeinmal ganz wehmütig.
Wie schnell doch so ein Jahr vergeht und man denkt immer noch reichlich Zeit zu haben für all die schönen Dinge. Der Herbst des Lebens, eine schöne Lebensphase. Bevor mich die Wehmut und Traurigkeit über die Vergänglichkeit alles Irdischen übermannt, bremse ich ab und denke: Es ist alles nur geliehen hier auf dieser schönen Welt.
Wie eisig kalt war der Winter - Ruhezeit, wie wunderschön der Frühling - das neu erwachende Leben,
der Sommer - das pralle Leben in der Natur, der Herbst - zeigt uns deutlich die Vergänglichkeit, die der Winter dann endgültig zudeckt.
Im Winter muckeln sich die Menschen ein, trinken Tee am Kamin, tun all das wofür sie sonst keine Zeit oder Lust haben.
Im Frühling - beim ersten Vorgegezwitscher - erfasst einen die innere Unruhe und man beginnt zu planen, wie der Garten im Sommer aussehen soll, welches Gemüse gepflanzt werden soll.
Im Sommer - die Sonne scheint, Jubel, Trubel, Heiterkeit. Es geht raus, nicht nur die Kinder sind begeistert.
Es wird gegrillt und gefeiert, wann immer Gelegenheit dazu ist.
Herbst - die ersten Blätter fallen, die Zugvögel sammeln sich, die Pilzsammler frönen ihrem Hobby.

Und dann kommt er, völlig unvorbereitet - der Herbstblues - der besonders heftig eintritt, wenn eine intensive Freundschaft mit einem Menschen der einem sehr wichtig war und auch noch ist plötzlich zerbricht. Man kann die Freuden des Herbstes nicht mehr gemeinsam genießen. Die Energie alles Schöne ringsum zu sehen entschwindet. Man igelt sich einfach ein, vergräbt sich mit Büchern und tut sich selbst mächtig leid.
Dennoch, nichts bleibt wie es ist.

Auf Regen folgt Sonne, durch ein Tal kann man auf den Berg steigen. Es gibt süß und salzig, Ying und Yang, kalt und heiß.
Winter          Zeit der Ruhe und Entspannung
Frühling       Erwachen und vorbereiten auf den Sommer
Sommer      Urlaub, Gartenarbeit, Grillen
Herbst          Erntezeit, Weinlese.

Die Schöpfung ist so schön, vielfältig und sehr gut eingerichtet. Alles hat seine Zeit und alles geschieht wie von Zauberhand zum richtigen Zeitpunkt.
Wenn man mit wachen Augen durch die Natur geht, entdeckt man in jeder Jahreszeit etwas Neues. Eine Pflanze die man noch nicht gesehen hat oder ein Tierchen.

Ich umarme ganz fest meinen Lieblingsbaum, empfinde tiefe Freude und denke:
                                                    
                                                              Keine Lust auf Herbstblues

 


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