Helgoland – Trauminsel?
„Machen Sie alles fertig für eine Dienstreise nach Helgoland!“ – Dienstreiseantrag und „was habe ich auf Helgoland zu tun?“. Wie kommt man da hin? Was erlaubt der Zahlmops?
Wochenende zu Hause. Montagmorgen im Hochsauerland. Eklige Fahrerei nach Köln. Ausgerechnet schleppt sich ein Belgischer Konvoi durch die kurvenreichen Straßen – und ich mittendrin. Meine Bremse zieht Luft! Scheiße! Gerade jetzt. Schnell rein in eine Werkstadt, entlüften. Rechtzeitig kann ich den Wagen am Bahnhof Porz abstellen. Am Nachmittag Fahrt nach Köln Hbf. Damit sollte ich gut mit Umstieg in Wilhelmshaven ankommen können. Langweilig Fahrt in den Abend hinein. Was nützt da die Berechtigung zur Fahrt in der Ersten Klasse?!
Und dann stand ich da vor dem Kopfbahnhof in Wilhelmshaven, es war stockdunkel. Wie geht’s nun weiter? Ich war kopflos – bis mir einfiel: „ruf doch mal bei der Bundeswehr an!“ Und es klappte, man holte mich mit dem Jeep vom Bahnhof ab und bugsierte mich gleich zum Hafen zum Frischwasser-Boot der Standortverwaltung. Und dann stand ich da am Laufsteg, das Wasser schwappte zwischen Metall und Stein. Ein trübes Licht kam vom Boot herüber – Boot? Das war ein Schiff! Jemand kam heraus, in Zivil. Woher, wohin. Ich durfte an Bord. Hinunter – nennt man das Kajüte oder Kombüse? Ich Landratte hatte keine Ahnung. Irgendjemand hatte da an dem Abend erst einmal das Sagen. Ich bekam einen Tee und etwas Gebäck, saß in dem Teak vertäfelten Raum, so recht gemütlich. Man wies mir das Bett des 1.WO zu, der zu Hause kampierte. Ich rollte mich ein und war weg.
In der Nacht plötzlich ein Rumpeln, Motoren sprangen an: das Licht vom Festland war unterbrochen. Und das noch einmal. An frühen Morgen kam der Eigentümer des von mir belegten Bettes herein, entschuldigte sich und verschwand gleich wieder. Zeit aufzustehen. Blöder Wasserhahn! Du machst ihn auf, lässt ihn los und schwupp ist der wieder zu. Aha: damit kann der Wasserhahn nicht zum Fluten des Schiffes verleitet werden. Und: man muss sparsam mit Frischwasser sein.
Frischwasser! Dieses Boot war nur dazu da frisches Trinkwasser zu transportieren. Ob sie damit heute Wasser nach Helgoland liefern? Jedenfalls das sollte das Gefährt sein, das mich auf die Insel mitnimmt. Ich klettere neugierig hinauf zur Brücke, grüßte alle freundlich – weiß ich doch nicht, wer wer ist. Aber einer hat dann doch das Sagen. Und schon bekam ich einen Job. Keiner von den Ganoven wollte die Materialien für da Radargerät auf Helgoland – Westinghouse machte da Versuche – übernehmen, und ohne Unterschrift geht nix. Also wurde ich, vom Kommando kommend, zur Unterschriftsleistung verdonnert. Das Zeugs flog auf Deck, weder verzurrt noch gesichert. Aber die hatten ihre Unterschrift und konnten in Ruhe nach Aurich zurückgondeln.
Fantastisch die schemenhafte Abzeichnung der Konturen der Schiffe ringsum. Sonst noch echte Ruhe weit und breit. Dann sprang die Maschine an. Man warf die Leinen los, ich stand daneben, sah zu. Das Boot begann sich von der Kaimauer wegzurollen, die Maschine bekam Gleichklang, mit leichter Fahrt voraus – fast ganz heimlich wie im Film – schlich das Boot hinaus ins schwache Morgenlicht, es schien keine Eile zu haben.
Die ersten Spritzer kamen vom Bug herüber, ein schwaches Auf und Ab meldete sich, das Land, die Molen blieben zurück. Noch wischte ein Blinkfeuer vorbei. Das Boot begann zu stampfen, auf und ab, manches Mal von vorne, dann wieder etwas von der Seite. Einige Mitfahrer, Mariners im Freigang, hockten sich in den Bugschirm und ließen die stärker und stärker werdenden Brecher über sich auf‘s Boot schütten. Ich ging mal nach unten, da war es ungemütlich und es roch so penetrant nach Gekotze gemixt mit Öl, also nach der Bilk. Ich ging wieder hoch an Deck, es war nicht einfach, vorwärts zu gehen, mal war ein Bein zu kurz und man kippt nach vorne, mal war es zu lang, dann tat das Stemmen weh. Ich schaffte es bis zur Brücke, durfte eintreten, empfand die friedliche Ruhe wundervoll.
An Steuerbord erhob sich in den Wolken der neue Tag. Wie würde er sich zeigen? Voraus war etwas zu ahnen. Hin und wieder passierte in Schiff. Aus der kriseligen Wasseroberfläche baute sich Schiffs voraus die bekannte Kontor der Felseninsel auf, linker Hand die Lange Anna. Noch waren weder Unterland und Düne zu erkennen. Ganz langsam kam alles näher. Erstaunlich, was uns da die Natur hingestellt hat.
Das Boot legte an. Man nahm das Material und mich in Empfang. Etwas frischlich war’s. Fester Boden unter den Füßen. Mit einem Elektrokarren ging es hinauf zur „Kaserne“, da konnte ich mich „landfein“ machen, mich warm anziehen. Irgendwo im Unterland traf ich auf die Besprechungsteilnehmer von Amt und Firma. Der Tagesablauf wurde bestimmt und … wo man sich nach der Arbeit wiedersah.
Hinauf ging es zum Tower. Da war man gerade dabei, die Spuren eines Suizids zu beseitigen, Inselkoller und so. Oben auf dem Felsen stand ein mobiles Radargerät, das die Testeinheit aufnehmen sollte. Der Wind peitschte die Regentropfen wie kleine Gewehrkugeln quer durch die Luft, das tat ganz schön weh. Im Shelter war kein Platz für Alle. Also stemmt man sich da immer eine Weile mit dem Rücken zum Wind. Zum Schlottern schön.
Man traf sich im Kurhaus zum Abendessen. Ich bestellte mir Haifisch. Getrunken wurde viel, um die Gliedmaßen wieder gelenkig zu bekommen. Bommelunder mit Pflaume. Aber immer hin, wenn der Aufzug zum Oberland nicht mehr fuhr, habe ich es doch mindestens auf allen Vieren in die Kaserne geschafft. Und da holte man mich auch noch zum Trinken ran. Ein Tag ohne erkennbares Ende.
So ging es nun noch zwei weitere Tage auf der Insel unten und oben zu. Dann hieß es „Aufbrechen!“.
Die Störtebeckers schipperten uns durch die aufgewühlte See hinüber zur Düne, wo unsere DO-28 tief im Wasser stand und auf uns wartete.
Mit Mühe schaffte der Inübunghalter, ein Oberstleutnant, die Mühle aus dem Wasser zu heben. Den Fehler, den er dann machte, ließ einen Schrei des Kapitäns aufkommen, hatte er zu früh die Fahrt beider Motoren weggenommen, die Maschine sackte wieder runter in Richtung Pfütze.
Das war überwunden, wir saßen mit pitschnassen Hosen irgendwo in der Maschine, froh auf dem Rückweg zu sein. Man setzte uns in Oldenburg ab, fuhr uns zum Bremer Hauptbahnhof. Dort standen wir klappernd mit nassen Hosen bis der IC nach Köln einlief. Wie wohlig dann das Gefühl, dass die Hosen wieder trocken, wenn auch ohne Falten tragbar wurden.
In der Nacht kam ich in Porz an. Das Auto musste ich stehen lassen, es hatte schon wieder Luft in der Bremse. Brrr, war das ‘ne Tour.
Wochenende zu Hause. Montagmorgen im Hochsauerland. Eklige Fahrerei nach Köln. Ausgerechnet schleppt sich ein Belgischer Konvoi durch die kurvenreichen Straßen – und ich mittendrin. Meine Bremse zieht Luft! Scheiße! Gerade jetzt. Schnell rein in eine Werkstadt, entlüften. Rechtzeitig kann ich den Wagen am Bahnhof Porz abstellen. Am Nachmittag Fahrt nach Köln Hbf. Damit sollte ich gut mit Umstieg in Wilhelmshaven ankommen können. Langweilig Fahrt in den Abend hinein. Was nützt da die Berechtigung zur Fahrt in der Ersten Klasse?!
Und dann stand ich da vor dem Kopfbahnhof in Wilhelmshaven, es war stockdunkel. Wie geht’s nun weiter? Ich war kopflos – bis mir einfiel: „ruf doch mal bei der Bundeswehr an!“ Und es klappte, man holte mich mit dem Jeep vom Bahnhof ab und bugsierte mich gleich zum Hafen zum Frischwasser-Boot der Standortverwaltung. Und dann stand ich da am Laufsteg, das Wasser schwappte zwischen Metall und Stein. Ein trübes Licht kam vom Boot herüber – Boot? Das war ein Schiff! Jemand kam heraus, in Zivil. Woher, wohin. Ich durfte an Bord. Hinunter – nennt man das Kajüte oder Kombüse? Ich Landratte hatte keine Ahnung. Irgendjemand hatte da an dem Abend erst einmal das Sagen. Ich bekam einen Tee und etwas Gebäck, saß in dem Teak vertäfelten Raum, so recht gemütlich. Man wies mir das Bett des 1.WO zu, der zu Hause kampierte. Ich rollte mich ein und war weg.
In der Nacht plötzlich ein Rumpeln, Motoren sprangen an: das Licht vom Festland war unterbrochen. Und das noch einmal. An frühen Morgen kam der Eigentümer des von mir belegten Bettes herein, entschuldigte sich und verschwand gleich wieder. Zeit aufzustehen. Blöder Wasserhahn! Du machst ihn auf, lässt ihn los und schwupp ist der wieder zu. Aha: damit kann der Wasserhahn nicht zum Fluten des Schiffes verleitet werden. Und: man muss sparsam mit Frischwasser sein.
Frischwasser! Dieses Boot war nur dazu da frisches Trinkwasser zu transportieren. Ob sie damit heute Wasser nach Helgoland liefern? Jedenfalls das sollte das Gefährt sein, das mich auf die Insel mitnimmt. Ich klettere neugierig hinauf zur Brücke, grüßte alle freundlich – weiß ich doch nicht, wer wer ist. Aber einer hat dann doch das Sagen. Und schon bekam ich einen Job. Keiner von den Ganoven wollte die Materialien für da Radargerät auf Helgoland – Westinghouse machte da Versuche – übernehmen, und ohne Unterschrift geht nix. Also wurde ich, vom Kommando kommend, zur Unterschriftsleistung verdonnert. Das Zeugs flog auf Deck, weder verzurrt noch gesichert. Aber die hatten ihre Unterschrift und konnten in Ruhe nach Aurich zurückgondeln.
Fantastisch die schemenhafte Abzeichnung der Konturen der Schiffe ringsum. Sonst noch echte Ruhe weit und breit. Dann sprang die Maschine an. Man warf die Leinen los, ich stand daneben, sah zu. Das Boot begann sich von der Kaimauer wegzurollen, die Maschine bekam Gleichklang, mit leichter Fahrt voraus – fast ganz heimlich wie im Film – schlich das Boot hinaus ins schwache Morgenlicht, es schien keine Eile zu haben.
Die ersten Spritzer kamen vom Bug herüber, ein schwaches Auf und Ab meldete sich, das Land, die Molen blieben zurück. Noch wischte ein Blinkfeuer vorbei. Das Boot begann zu stampfen, auf und ab, manches Mal von vorne, dann wieder etwas von der Seite. Einige Mitfahrer, Mariners im Freigang, hockten sich in den Bugschirm und ließen die stärker und stärker werdenden Brecher über sich auf‘s Boot schütten. Ich ging mal nach unten, da war es ungemütlich und es roch so penetrant nach Gekotze gemixt mit Öl, also nach der Bilk. Ich ging wieder hoch an Deck, es war nicht einfach, vorwärts zu gehen, mal war ein Bein zu kurz und man kippt nach vorne, mal war es zu lang, dann tat das Stemmen weh. Ich schaffte es bis zur Brücke, durfte eintreten, empfand die friedliche Ruhe wundervoll.
An Steuerbord erhob sich in den Wolken der neue Tag. Wie würde er sich zeigen? Voraus war etwas zu ahnen. Hin und wieder passierte in Schiff. Aus der kriseligen Wasseroberfläche baute sich Schiffs voraus die bekannte Kontor der Felseninsel auf, linker Hand die Lange Anna. Noch waren weder Unterland und Düne zu erkennen. Ganz langsam kam alles näher. Erstaunlich, was uns da die Natur hingestellt hat.
Das Boot legte an. Man nahm das Material und mich in Empfang. Etwas frischlich war’s. Fester Boden unter den Füßen. Mit einem Elektrokarren ging es hinauf zur „Kaserne“, da konnte ich mich „landfein“ machen, mich warm anziehen. Irgendwo im Unterland traf ich auf die Besprechungsteilnehmer von Amt und Firma. Der Tagesablauf wurde bestimmt und … wo man sich nach der Arbeit wiedersah.
Hinauf ging es zum Tower. Da war man gerade dabei, die Spuren eines Suizids zu beseitigen, Inselkoller und so. Oben auf dem Felsen stand ein mobiles Radargerät, das die Testeinheit aufnehmen sollte. Der Wind peitschte die Regentropfen wie kleine Gewehrkugeln quer durch die Luft, das tat ganz schön weh. Im Shelter war kein Platz für Alle. Also stemmt man sich da immer eine Weile mit dem Rücken zum Wind. Zum Schlottern schön.
Man traf sich im Kurhaus zum Abendessen. Ich bestellte mir Haifisch. Getrunken wurde viel, um die Gliedmaßen wieder gelenkig zu bekommen. Bommelunder mit Pflaume. Aber immer hin, wenn der Aufzug zum Oberland nicht mehr fuhr, habe ich es doch mindestens auf allen Vieren in die Kaserne geschafft. Und da holte man mich auch noch zum Trinken ran. Ein Tag ohne erkennbares Ende.
So ging es nun noch zwei weitere Tage auf der Insel unten und oben zu. Dann hieß es „Aufbrechen!“.
Die Störtebeckers schipperten uns durch die aufgewühlte See hinüber zur Düne, wo unsere DO-28 tief im Wasser stand und auf uns wartete.
Mit Mühe schaffte der Inübunghalter, ein Oberstleutnant, die Mühle aus dem Wasser zu heben. Den Fehler, den er dann machte, ließ einen Schrei des Kapitäns aufkommen, hatte er zu früh die Fahrt beider Motoren weggenommen, die Maschine sackte wieder runter in Richtung Pfütze.
Das war überwunden, wir saßen mit pitschnassen Hosen irgendwo in der Maschine, froh auf dem Rückweg zu sein. Man setzte uns in Oldenburg ab, fuhr uns zum Bremer Hauptbahnhof. Dort standen wir klappernd mit nassen Hosen bis der IC nach Köln einlief. Wie wohlig dann das Gefühl, dass die Hosen wieder trocken, wenn auch ohne Falten tragbar wurden.
In der Nacht kam ich in Porz an. Das Auto musste ich stehen lassen, es hatte schon wieder Luft in der Bremse. Brrr, war das ‘ne Tour.
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