Haben Sie mal etwas von Dr. Martin Luther gehört?


Ein komisches Stück vor dem Radeberger Amtsgericht

Vor über 100 Jahren traten in den Etablissements, den Gasthöfen und Gasthäusern mit Saal zur kulturellen Unterhaltung sogenannte Salonhumoristen auf. Heute würde man vielleicht Commedians dazu sagen. Die spannende Frage dabei ist, worüber haben unsere Vorfahren bei solchen Auftritten gelacht? Die Texte sind selten überliefert, jedoch findet man bei Recherchen in Gaststätten – Polizeiakten hin und wieder solche Vorgänge. Von dem Dresdener Salonhumoristen Herbert Rosenkranz sind aus dem Jahre 1891 zwei Texte überliefert. Zunächst widmete er sich einem Dialog am Amtsgericht Radeberg. Ob dieser tatsächlich passiert ist, ist nicht vermerkt, jedoch gibt der Inhalt auf jeden Fall einen gewissen Zeitgeist wieder.

So wird der auf einem Rittergut arbeitende Ernst Unlust unter anderem nach seinem Glaubensbekenntnis gefragt. Darauf der Zeuge: „Das kann ich nicht sagen, Herr Amtsrichter.“ Darauf der Richter: „Nun sie werden doch wohl wissen, in welchem Glauben sie getauft und konfirmiert sind?“ – „Nein, das weiß ich nicht, aber ich glaube, das wird doch dasselbe sein, wie sie es glauben, Herr Amtsrichter“. Darauf der Justizmann: „Ja, lieber Mann, die Erklärung kann hier vor Gericht nicht genügen. Nun mal ehrlich, sie sind doch Christ?“, wirft er helfend ein. „Doch, ja, ich gehe ja öfters in die Kirche – und da habe ich sie aber noch nicht gesehen! Um fortzufahren: „Ich denke schon, dass wir beide das selbe glauben.“
Der Richter wirkt schon etwas fahrig. „Nun, wissen sie denn nicht ob sie evangelisch oder katholisch sind?“ Darauf Ernst Unlust: „Herr Amtsrichter, von so was weiß ich in meinem ganzen Leben nichts!“ Darauf der Richter: „Nun sie haben doch wohl schon mal etwas von dem Doktor Martin Luther gehört?“ „Nee, Herr Amtsrichter, in meinem ganzen Leben nicht! Wenn bei uns mal einer krank wird, dann schicken wir immer nach dem Doktor Dillner in Radeberg“.

Dr. Dillner war über zwanzig Jahre praktizierender Arzt in Radeberg und zugleich für die Dörfer um Radeberg zuständig.

Das Radeberger Humorprogramm schloss immer mit einer Bierphilosophie. Der Text dazu lautete: „Wohltätig ist des Bieres Macht, wenn es wird genossen mit Bedacht! Zu allem, was man wirkt und schafft, verleiht es Liebe, Lust und Kraft. Drum liebe Seele, merk es Dir: Es geht nichts über ein gutes Bier! Doch wo man Unechtes mit Echtem, und das Gute mischt mit dem Schlechten, da gibt es einen schlimmen Trank. Darum frage, wer ein Glas sich spendet, vorsichtig welches es Bräu es sendet! Kurz ist der Rausch, der Kater aber lang, es sei immer gepriesen ein edler Trank!“
Dann erhob Herbert Rosenkranz das Bierglas mit dem in der Gaststätte gerade ausgeschenkten Bier. Und das war auch manchmal Kulmbacher oder Feldschlößchen – Bier. Sozusagen als Werbung für das Haus.

haweger

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Kommentare (2)

haweger Tja, ich verkaufe das jetzt unter meinem Beitrag zum Lutherjahr, obwohl da noch mehr geplant ist. Es grüßt haweger
omasigi diese Geschichte schmunzelnd gelesen.
Und es geht nichts über eine gute Werbung.

gruss
omasigi

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