Gleichmut


Heute morgen kam mir dieses Wort in den Sinn – Gleichmut -. Man hört es nicht so oft, vielleicht ist es aus der Mode gekommen. Es ist ein interessantes Wort, wie ich finde, weil auch das Wort Mut enthalten ist. Gehört Mut dazu, sich, von dem, was das Leben uns zumutet, nicht aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen? Ist das überhaupt möglich? Kann es nur gelingen,  wenn man sozusagen schon den Zustand eines Guru erreicht hat? Aufregungen, egal welcher Art, verbrauchen sehr viel Energie, die uns im Zustand der Gleichmut doch eher zur Bewältigung von Problemen zur Verfügung stehen könnten, deshalb könnte der Zustand der Gleichmut erstrebenswert sein.

Bei Yoga-Vidya habe ich diesen Text gefunden
 
Aus dem Buch: How to cultivate virtues und eradicate vice von Swami Sivananda

"Gleichmut ist das seelische Gleichgewicht, oder die innere Ruhe oder die innere Einstellung. Es bedeutet einen ausgeglichenen Geist in Freude und Leid zu haben, in Erfolg und Scheitern, in Ehre und Schmach, in Tadel und Lob. Gleichmut ist die Haltung des Geistes, namentlich die Gemütsruhe und die Beständigkeit der Gedanken inmitten beschwerlicher Umstände.
Die Fähigkeit des Gleichmuts ist jenseits allen Lobes. Der Mensch, der über diese Tugend verfügt, wird weder durch Missgeschick entmutigt, noch durch Erfolg ermutigt. Er ist freundlich zu anderen und zufrieden mit sich selbst. Wer ein gelassenes Wesen hat, ist zu allen Zeiten und unter allen Lebensumständen beherrscht."

Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass ein Mensch diesen Zustand erreichen kann. Bedeutet das nicht andererseits, dass er von nichts mehr berührt wird?

 
 


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Kommentare (6)

Roxanna

Lieber Dank geht an @PummelRose für das geschenkte Herzchen. Da hast du liebe Pummel weit zurückgelesen, das zeigt wirklich Interesse und freut.

Herzlichen Gruß
Brigitte

Roxanna

Lieben Dank @katerignotus - Paul für das geschenkte Herzchen.

Liebe Grüße
Brigitte

Manfred36


Ja, liebe Brigitte,
Federstrich hat richtig gesagt „da hast du eine große Dose geöffnet, deren Inhalt zumindest ich nicht mit dem hier in den Kommentaren geforderten Telegrammstil gerecht werden kann“.
Was mich betrifft, so ist bei mir wegen meiner autistischen Veranlagung Gleichmut eher durch Gleichgültigkeit zu ersetzen. Ich nehme einfach nicht wahr, registriere nicht, empfinde nicht, ignoriere, was der Gleichmütige sehr wohl entgegennimmt, aber sich in seinen Gedanken und Emotionen nicht damit identifiziert, es loslassen kann (nicht aber ignoriert). Die Ignore-Funktion im ST, der Index, ist bei mir nicht nötig. Allenfalls um Papperlapapp zu vermeiden.
l.G. Manfred
 

Roxanna

Herzlichen Dank, lieber Manfred, dass auch du mir zu diesem etwas schwierigen Thema einen Kommentar geschenkt hast. Diesen Satz von dir .... "was der Gleichmütige sehr wohl entgegennimmt, aber sich in seinen Gedanken und Emotionen nicht damit identifiziert, es loslassen kann (nicht aber ignoriert)"...  finde ich auch sehr interessant. Gleichmütig heißt also auf keinen Fall "gleichgültig" zu sein, sondern sich eben nicht zu verstricken.

Wieder erwähnst du deine autistische Veranlagung. Ich bringe das gar nicht zusammen mit dem, wie ich dich aus deinen Schriften, wunderbaren Zeichnungen usw. kennengelernt habe. Von Autismus habe ich eine ganz andere Vorstellung.

Herzliche Grüße
Brigitte

Federstrich

Liebe Brigitte,

da hast du eine große Dose geöffnet, deren Inhalt zumindest ich nicht mit dem hier in den Kommentaren geforderten Telegrammstil gerecht werden kann. Sei's drum, hier ein Versuch einer verknappten Antwort auf deine Fragen:

Nein, ich bin kein Guru, aber ich habe partiellen Gleichmut, aber auch den nicht schon immer und nicht gegenüber allen Dingen. Ich habe nach einem Gleichnis gesucht und bin auf den Schiffskiel, samt Kielschwein, Ballastkiel, Kielschwert gekommen, denn Gleichmut oder Gelassenheit hat m.E. die gleiche Funktion: beide schaffen Stabilität in den Stürmen des Lebens, vermindern die Abdrift und verringern die Gefahr des Kenterns.

Etymologisch geht der Gleichmut weniger auf den "Mut" zu etwas zurück, sondern auf das stets "gleichbleibende Gemüt" bei Misserfolg aber auch bei Erfolg. Diese innere Ruhe, das "in sich selbst zu ruhen" gefällt mir an deiner Definition am besten, weil es den Kern trifft. Du nennst auch das Gegenteil von Gleichmut: Nervosität, Aufregung, Überspanntheit, etc., also ein eher schwankendes Gemüt.

Bei mir war Gleichmut auch nicht immer da. Er hat sich erst jenseits der 20 sukzessive, auch trotz zeitweiliger gewaltiger Misserfolge und Schicksalsschläge, entwickelt als Folge von , ja, auch Glück und Demut, aber vor allem von überwiegend richtigen Entscheidungen, dem Bauchgefühl als Kompass und der Abwehr von Einflüsterungen. Vielleicht hätte sich andernfalls der Gleichmut nicht so entwickelt. Man wird immer berührt werden, aber Gleichmut hilft wie der Ballastkiel, Kurs zu halten und auf einen Einstürmendes anders zu bewerten und einzuordnen, eben weil ein Gegengewicht da ist.

Vielleicht hilft auch ein stärkeres Suchen und Besinnen auf den Gleichmut oder zumindest Ansätzen davon, ohne dass man ein Guru ist oder sein muss. Lachen

Ich wünsche dir Glück dabei.

Liebe Grüße, Federstrich

Roxanna

Lieber Federstrich,

mir war bewusst, dass dieses Thema keine leichte Kost ist, um so mehr freue ich mich, dass du mir etwas dazu geschrieben hast. Ich habe mich nicht getraut einen eigenen Thread dafür zu eröffnen, damit mehr Raum zum Austausch gewesen wäre, weil ich denke, dass diese Art Themen nicht so viele Interessenten haben.

Besonders gut gefällt mir in deinem Kommentar dieser Absatz

„Ich habe nach einem Gleichnis gesucht und bin auf den Schiffskiel, samt Kielschwein, Ballastkiel, Kielschwert gekommen, denn Gleichmut oder Gelassenheit hat m.E. die gleiche Funktion: beide schaffen Stabilität in den Stürmen des Lebens, vermindern die Abdrift und verringern die Gefahr des Kenterns.“

Genau darum geht es, sozusagen ein Werkzeug an der Hand zu haben, wenn die Stürme des Lebens besonders kräftig blasen und die emotionalen Wellen drohen besonders hochzuschlagen. Da hast du es auf den Punkt gebracht.
Interessant ist für mich auch, dass in diesem Fall der Wortteil „mut“ von Gemüt kommt, da erschließt sich mir der Sinn erst richtig.

Du schilderst auch, dass der Gleichmut sich sozusagen auf dem Lebensweg mit den gemachten Erfahrungen entwickeln kann. Dir ist es gelungen, da bin ich ja fast ein wenig neidisch Zwinkern. Ich denke aber auch, selbst, wenn man sich Gleichmut erarbeitet hat, dass es immer wieder Ereignisse gibt, die so tief gehen, dass man doch schon auch wieder ins Wanken kommt, aber vielleicht auch schneller das Gleichgewicht wiederfinden kann. Ich hoffe es jedenfalls.

Geschenkt wird er einem nicht – der Gleichmut -. Ich ahne, es bedeutet einiges an Arbeit, aber es tröstet mich, dass du der Meinung bist, man müsse nicht unbedingt ein Guru sein oder sogar werden um ihn zu erreichen.

Danke für deinen interessanten Kommentar, der mir gute Erkenntnisse gebracht hat, danke auch für das Herzchen und die Glückwünsche.

Liebe Grüße
Brigitte



 
 


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