Gesucht wird Hirsch, entdeckt wird Kirsch!
Gesucht wird Hirsch, entdeckt wird Kirsch!
Eine durchaus kuriose Geschichte soll sich im Jahre 1894 ereignet haben. Dass es ja seit alters her beim Bier und Schnapstrinken zu Späßen kommt, dürfte jedem bekannt sein. Eine solche Gruppe, die sich intern „Die Langebrücker Narren“ nannten, hatte es sich wieder einmal in der Bahnhofswirtschaft gemütlich gemacht und erzählten laut manche Schnurre. Am Nachbartisch platzierte sich der Königlich Sächsische Steueraufseher Zschoche, bekannt für seine Unerbittlichkeit in Steuersachen und im Verfolgen von Unredlichkeiten. Doch was er jetzt zu hören bekam, dürfte durchaus einen Beamten zum sofortigen Handeln veranlassen. Man tuschelte, um die Sache interessant zu machen, und beim näheren Hinhören vernahm er die abenteuerliche Geschichte einer „Wilderei“.
„Wisst ihr schon, dass gestern zwei Wilddiebe in Radeberg einen Hirsch eingelagert haben? Der soll heute mit dem Abendzug nach Langebrück gebracht werden!“, so einer der Spaßvögel. „Unglaublich“, sagte ein weiterer, um nun laut zu wiederholen „Und der soll heute Abend noch nach Langebrück gebracht werden?“ „Ja, so wurde es mir gesagt!“ Nun wandte man sich einer nächsten Geschichte zu, doch Zschoche war bereits in einen solchen Beamteneifer geraten, dass er spontan aufstand und die Herren der Runde zur Rede stellte.
Nach einigem Wortwechsel gab einer der „Narren“ den Ort der Ablage des Wildererguts preis. „Der Hirsch liegt in der Kegelbahn am Deutschen Haus in Radeberg“, wurde der Tatbestand konkretisiert. Zschoche ermahnte die Männer, es für sich zu behalten, er wolle nun im Sinne des Gesetzes einschreiten. Immerhin konnte er mit einer Belohnung von vielleicht 50 oder im günstigeren Fall von 100 Mark rechnen. Schnell begab er sich zum Langebrücker Forstamt und schilderte dem zuständigen Förster die Angelegenheit. Telegraphisch wurden zwei Gendarmen angefordert, die am Langebrücker Bahnhof die aussteigenden Fahrgäste visitieren sollten. Zschoche und der Förster machten sich auf dem Weg nach Radeberg. Ein Fuhrwerksbesitzer war schnell gefunden worden.
Am Gasthof „Deutsches Haus“ auf der Radebereger Bahnhofsstraße angekommen, begab man sich in den Gastraum. Zuvor hatten sie den Bahnhof abgesucht, doch etwas Verdächtiges war nicht zu entdecken. Als der Gastwirt verlangt wurde, sagte ihm dessen Ehefrau „Da müssen sie mit mir vorlieb nehmen, mein Mann ist unterwegs!“ Zschoche redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Auf ihrer Kegelbahn befindet sich ein durch Wilderei erlegter Hirsch!“, konfrontierte er die Wirtin. Die Frau musste ziemlich konsterniert die beiden Männer angesehen haben. Jedenfalls brachte sie kein Wort heraus, was Zschoche fehl deutete. „Wenn sie uns in der Angelegenheit nicht helfen, kann es teuer für sie werden! Ich kann auch eine Haussuchung anordnen!“
Die Wirtin fand langsam ihre Fasson wieder und sagte mit Entschiedenheit „Bei uns ist nichts zu finden! Wilderergut schon gleich gar nicht!“ Zschoche bat nun schon etwas freundlicher um eine Inaugenscheinnahme, dann könne man sich ja viel Ärger ersparen. „Na, wenn Sie meinen, meine Herren!“, holte den Schlüssel und ging mit ihnen zur Kegelbahn. Ein Hirsch wurde nicht gefunden, doch Zschoches Attacke lohnte sich dennoch. In einem Nebengelass lagerten 120 Flaschen Kirschgeist, unverzollt aus Böhmen eingeführt. So endete die Jagd nach einer vermeintlichen Wilddieberei dennoch vor Gericht. Aus einem Hirsch war Kirsch geworden. „Wozu Stammtischulk manchmal führen kann!“, sinnierte man nicht nur in Langebrück oder Radeberg.
haweger
Eine durchaus kuriose Geschichte soll sich im Jahre 1894 ereignet haben. Dass es ja seit alters her beim Bier und Schnapstrinken zu Späßen kommt, dürfte jedem bekannt sein. Eine solche Gruppe, die sich intern „Die Langebrücker Narren“ nannten, hatte es sich wieder einmal in der Bahnhofswirtschaft gemütlich gemacht und erzählten laut manche Schnurre. Am Nachbartisch platzierte sich der Königlich Sächsische Steueraufseher Zschoche, bekannt für seine Unerbittlichkeit in Steuersachen und im Verfolgen von Unredlichkeiten. Doch was er jetzt zu hören bekam, dürfte durchaus einen Beamten zum sofortigen Handeln veranlassen. Man tuschelte, um die Sache interessant zu machen, und beim näheren Hinhören vernahm er die abenteuerliche Geschichte einer „Wilderei“.
„Wisst ihr schon, dass gestern zwei Wilddiebe in Radeberg einen Hirsch eingelagert haben? Der soll heute mit dem Abendzug nach Langebrück gebracht werden!“, so einer der Spaßvögel. „Unglaublich“, sagte ein weiterer, um nun laut zu wiederholen „Und der soll heute Abend noch nach Langebrück gebracht werden?“ „Ja, so wurde es mir gesagt!“ Nun wandte man sich einer nächsten Geschichte zu, doch Zschoche war bereits in einen solchen Beamteneifer geraten, dass er spontan aufstand und die Herren der Runde zur Rede stellte.
Nach einigem Wortwechsel gab einer der „Narren“ den Ort der Ablage des Wildererguts preis. „Der Hirsch liegt in der Kegelbahn am Deutschen Haus in Radeberg“, wurde der Tatbestand konkretisiert. Zschoche ermahnte die Männer, es für sich zu behalten, er wolle nun im Sinne des Gesetzes einschreiten. Immerhin konnte er mit einer Belohnung von vielleicht 50 oder im günstigeren Fall von 100 Mark rechnen. Schnell begab er sich zum Langebrücker Forstamt und schilderte dem zuständigen Förster die Angelegenheit. Telegraphisch wurden zwei Gendarmen angefordert, die am Langebrücker Bahnhof die aussteigenden Fahrgäste visitieren sollten. Zschoche und der Förster machten sich auf dem Weg nach Radeberg. Ein Fuhrwerksbesitzer war schnell gefunden worden.
Am Gasthof „Deutsches Haus“ auf der Radebereger Bahnhofsstraße angekommen, begab man sich in den Gastraum. Zuvor hatten sie den Bahnhof abgesucht, doch etwas Verdächtiges war nicht zu entdecken. Als der Gastwirt verlangt wurde, sagte ihm dessen Ehefrau „Da müssen sie mit mir vorlieb nehmen, mein Mann ist unterwegs!“ Zschoche redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Auf ihrer Kegelbahn befindet sich ein durch Wilderei erlegter Hirsch!“, konfrontierte er die Wirtin. Die Frau musste ziemlich konsterniert die beiden Männer angesehen haben. Jedenfalls brachte sie kein Wort heraus, was Zschoche fehl deutete. „Wenn sie uns in der Angelegenheit nicht helfen, kann es teuer für sie werden! Ich kann auch eine Haussuchung anordnen!“
Die Wirtin fand langsam ihre Fasson wieder und sagte mit Entschiedenheit „Bei uns ist nichts zu finden! Wilderergut schon gleich gar nicht!“ Zschoche bat nun schon etwas freundlicher um eine Inaugenscheinnahme, dann könne man sich ja viel Ärger ersparen. „Na, wenn Sie meinen, meine Herren!“, holte den Schlüssel und ging mit ihnen zur Kegelbahn. Ein Hirsch wurde nicht gefunden, doch Zschoches Attacke lohnte sich dennoch. In einem Nebengelass lagerten 120 Flaschen Kirschgeist, unverzollt aus Böhmen eingeführt. So endete die Jagd nach einer vermeintlichen Wilddieberei dennoch vor Gericht. Aus einem Hirsch war Kirsch geworden. „Wozu Stammtischulk manchmal führen kann!“, sinnierte man nicht nur in Langebrück oder Radeberg.
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