Gemeinschaftliches Wohnen im Alter
Schon seit vielen Jahren befasse ich mich mit der Idee des Zusammen-Wohnens und Lebens älterer und alter Menschen. Immer wieder werden ja in den letzten Jahren auch Berichte über dieses Thema im Fernsehen ausgestrahlt und Bücher darüber veröffentlicht. Einer der prominentesten Vertreter dieser Idee ist ja der frühere Oberbürgermeister von Hamburg Henrik Scherf.
Lassen Sie mich ein wenig von meinen Erfahrungen berichten, die nun wohl resigniert klingen, obwohl ich nach wie vor vom Sinn des gemeinschaftlichen Wohnens im Alter überzeugt bin. Angefangen habe ich 1989 mit einem kleinen Inserat in der Schweiz. Gemeldet haben sich über 30 Interessenten, nach dem dritten Treffen waren wir noch 6 Personen. Woran scheiterte das Ganze? Dafür gibt es viele Gründe, damals glaubte ich, weil ich mich zu wenig engagierte, heute bin ich davon überzeugt, dass der Hauptgrund für das mimmer wieder scheitern dieser Idee in den Menschen liegt, die einfach nicht bereit sind, sich selbst voll und ganz in ein solches Vorhaben einzubringen. Ich meine damit nicht, dass sie ihre Individualität aufgeben sollte, dazu wäre ich auch nie bereit, im £Gegenteil, man muss bereit sein, sich offen und ehrlich zu seinem Wesen und Charakter zu stehen und dieses auch den andern zu zeigen, man muss sich zu sich bekennen. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass man bereit sein muss, auf Äusserlichkeiten zu verzichten, auf Egoismus und manche Gewohnheiten, an die man sich im Laufe des Lebens gewöhnt hat, wenn sie der Gemeinschaft im Wege stehen.
Konkreter: Viele Projekte scheitern u. a. an den Kosten. Die Ansprüche waren z. B. in Zürich (Schweiz), dass fast jeder Interessent nicht bereit war, Konzessionen in bezug auf den Standort eines gemeinschaftlichen Hauses einzugehen, einzelne Interessenten beanspruchten bis zu 4 Zimmer, jeder wollte sein eigenes Badezimmer (was ich verstehe), aber auch seine eigene Küche bis hin zur privaten Waschmaschine. Viele glaubten, Gemeinschaftsräume oder ein Gemeinschaftsraum sei überflüssig, fast keiner war bereit, offen aus seinem Leben zu erzählen, die andern ein Stück weit an seinem Leben teilnehmen zu lassen. Wie kann Gemeinschaft entstehen, wenn ich mich vor den andern verberge?
Niemand verlangt ja, dass jeder seine intimsten Gedanken und Erlebnisse offenbart, aber ich muss doch etwas vom Leben und Denken des andern erfahren, wenn ich ihn kennenlernen will und mit ihm zusammenleben will.
Vielen ist es sicher nicht möglich, in einer Art Komune zu leben, das wird im Alter auch zunehmend schwieriger, obwohl ich es auf meinen vielen Reisen auch immer interessent erlebt habe, sich in den Waschräumen oder in der Gemeinschaftsküche zu treffen, wie ich es auch geschätzt habe, mich dann wieder in "meine" Cabin oder Flat zurückziehen zu können. Ich denke, diese beiden Möglichkeiten braucht jede funktionierende Gemeinschaft ebenfalls: Private Rückzugsmöglichkeit wie gemeinsames Erleben, z.b. beim Essen (nicht jeden Tg vielleicht, aber immer wieder regelmässig), Gemeinsame Musikabend oder Vorlessungen, Kino oder Theaterbesuche, Wanderungen, mit denen, die noch gut zu Fuss sind, einfach gemeinsames Erleben.
Was würden die Menschen gewinnen, wenn sie bereit wären, einen Teil äusserer Anmsprüche und Gewohnheiten abzulegen? Niemand müsste sich einsam fühlen, jeder dürfte mit der Hilfe der andern rechnen, wenn es ihm einmal nicht so gut geht, gemeinsame Freude ist doppelte Freude, sagt man, das gilt auch für das gemeinsame Erleben. Würde es sich da nicht lohnen, ein wenig Egoismus aufzugeben?
Kommentare (5)
Erstaunlich ist, dass hier viele Menschen im Alter in Retirement Resorts ziehen. Es gibt da die verschiedensten Moeglichkeiten. In unserem Nachbardorf ist das Resort fast ein kleines Dorf fuer sich. Direkt an der Bucht gelegen besteht es aus Einzelbungalows. Man ist nicht allein, hat alle Vorteile des eigenstaendigen Lebens und so weiter.
und ich sah nur teuere elegante Willen in Retiment Resorts.Also wieder etwas für gaaanz reiche Menschen...
Nasti