Gedankliche Voraussetzungen für eine Beziehung
Es gibt mit zunehmenden Alter immer mehr Menschen, die ihr Dasein aus vielen verschiedenen Gründen alleine fristen, obwohl sie gerne noch eine Beziehung eingehen würden. Manche vereinsamen immer mehr und werden teilweise depressiv, besonders, wenn noch finanzielle Sorgen zusätzlich den tristen Alltag belasten. Dabei könnten sie noch so viel Schönes geben! Allerdings scheuen manche auch einen solchen Schritt oder sind zwiespältig, mit allerlei, mitunter auch berechtigten Einwänden.
Kann mir gut vorstellen, dass die Sichtweiten dazu schon ein bisschen unterschiedlich sind, zumal jedes Alters-Jahrzehnt von Partnersuchenden wohl andere Prioritäten setzt.
So konzentriere ich z.B. meine Partnersuche vom Alter auf eine "letzte" Beziehung, zumal ich bodenständiger Familienmensch bin, der einzig den Rest des Daseins mit nur noch einer Beziehung ausleben und diese Zeit, die hoffentlich noch recht lange dauern wird, noch sehr abwechslungsreich und möglichst glücklich für beide gestalten möchte. Dabei achte ich ganz intensiv und bewusst darauf, möglichst viele Annehmlichkeiten dem fortschreitenden Alter zollend anzupassen.
Natürlich kann niemand voraussagen, was mit zunehmenden Alter auf uns zukommt, aber gewisse Vorkehrungen kann man schon ein bisschen treffen, z. B. die Lage der Wohnung und auch die Kosten, gute medizinische Versorgung, die öffentliche Anbindung und Erreichbarkeit, das Umfeld, u.v.a.m.
Dabei trifft in meiner Situation alles ziemlich optimal den "Nagel auf den Kopf" und darum wäre ich nur ungern bereit, dass aufzugeben. Wobei für mich eine örtliche Verwurzelung, wie sie von vielen immer wieder vorgegeben wird, eher nebensächlich ist, denn Verlass ist im Enddefekt nur auf den Beziehungspartner, wenn man zusammen glücklich ist. Die Erfahrung in meinem erweiterten Umfeld hat mich gelehrt, dass familiäre Bindungen und ggf. notwendige Unterstützung von Freunden nicht das halten was sie versprechen.
Allerdings bei wahrer Liebe, sind auch Ortsveränderungen möglich. Letztendlich muss man gemeinsam erkunden, wo es noch mit allergrößter Lebensqualität am besten passt!
Und was ist für Euch wichtig für eine neue Beziehung – abgesehen der Ansprüche, die man an die Persönlichkeit des Parts der Beziehung stellt?
Kommentare (10)
Lieber Ferdinand,
nachdem ich nun schon 8 Jahre allein lebe habe ich mir mein Leben so eingerichtet daß es für mich passt. (Elternhaus meines verstorbenen Mannes mit Garten)
Ich hatte die letzten Jahre meinen parkinsonkranken Mann bestreut, was mich an meine Grenzen gebracht hat.
Dann hatte ich nochmal einen Partner (getrennte Wohnungen- keiner wollte aus seiner gewohnten Umgebung)Wir trafen uns meistens am Wochenende aber manchmal unter der Woche und es war schön harmonisch. Leider verstarb mein Freund nach 5 Jahren an Krebs.
Dieses erneute Sterben eines Partners war für mich sehr traumatisch.
Allein die Vorstellung ich könnte noch mal einen Partner "überleben" und wieder zu Grabe tragen- bremst mich hinsichtlich einer erneuten Beziehung.
Wenn mich aber nochmal "der Blitz treffen" sollte, dann soll es halt so sein.
Aber meine gewohnte Umgebung würde ich deshalb nicht aufgeben.
Man ertappt sich ja auch dabei daß man im Alter Verhaltensweisen an den Tag legt, die einen "Mitbewohner" vielleicht stören.
Und noch einmal einen Partner pflegen- dazu fehlt mir die Kraft. Ich weiß wovon ich rede...
Aber diese Gefühl: "Schmetterlinge im Bauch" wie gesagt- wenn es denn zufälligerweise käme - ich würde es trotz allem zulassen.
Mal sehen was noch kommt- ich bin noch immer neugierig und offen-obwohl ich auch schon 75 bin.
Ich habe auch hier im ST. einen Mann kennengelernt- wir hatten sofort einen "Draht" zueinander und wir haben uns auch gegenseitig besucht.
Leider hat auf meiner Seite nicht "Pling" gemacht, auf seiner schon.
Wir haben einen Weg gefunden und skypen einmal die Woche und tauschen uns aus. Das ist eine Bereicherung und wir möchten es nicht mehr missen. und- ganz wichtig: Er hat es akzeptiert, daß von meiner Seite nicht "mehr" kommt.
Ja lieber Ferdinand, ich finde es gut, daß Du Dir Gedanken über die "Lebensform" im Alter machst.... und ich wünsche Dir daß Du das für Dich Richtige findest oder schon gefunden hast...
Übrigens, schön, daß Du mal wieder hier bist.
Da wir uns ja persönlich kennen traue ich mich zu schreiben
ich umarme Dich und wünsche Dir viel Erfolg.
Angelika
Lieber Ferdinand,
ich halte es auch für ein sehr schwieriges Unterfangen, sich im fortgeschrittenen Alter noch einmal zu binden, vor allem auch dann, wenn man lange allein gelebt hat. Es steht zu viel im Wege. Worüber man sich als junger Mensch keine Gedanken gemacht hat und sich einfach einlassen konnte, das ist mit zunehmendem Alter doch verloren gegangen. Durch gemachte Erfahrungen ist man nicht mehr so frei und ja, vielleicht auch unbedarft. Es gibt zu viele Bedenken, dass es funktionieren könnte. Dass in fortgeschrittenem Alter noch einmal sozusagen der Blitz einschlägt und man alle Bedenken über Bord werfen kann, das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich, es kann aber auch nicht ganz ausgeschlossen werden. Letzten Endes halte ich es für Fügung, ob einem noch einmal der Mensch begegnet zu dem man wirklich ja sagen und sich auf das Abenteuer einer neuen Beziehung einlassen kann mit dem Wissen, dass sie möglicherweise nicht mehr allzu lange dauern kann. Die Möglichkeiten, einen solchen Menschen im Alter zu finden, sind jedoch, wie ich finde, sehr eingeschränkt trotz des Internetzeitalters. Vielleicht gilt das für Frauen noch einmal mehr, weil es sehr viel weniger alleinstehende Männer gibt, die ebenfalls suchen. Ich persönlich bin auch sehr skeptisch, was Kontaktaufnahme über das Internet angeht. Selten habe ich einmal gehört, dass es geklappt hat, viel mehr höre ich andere Geschichten, die weniger erfreulich sind.
Aus Einsamkeit oder einer gewissen Bedürftigkeit oder, weil man das Alleinsein einfach satt hat, eine Beziehung einzugehen, da glaube ich, dass das nicht lange gut gehen wird. Wobei ich das aber schon auch gut verstehen kann, denn es heißt ja: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Eigentlich braucht man ein Gegenüber.
Herzlichen Gruß
Brigitte
In meinem fortgeschrittenen Alter kann ich mir eine komplette neue Beziehung nicht mehr vorstellen. Wer ist schon bereit, da wo es flach wird sein Leben (noch einmal) umzukrempeln und sich mit schwierigenen Belangen der/des Andern zu belasten. Freundschaft (auch innig) und Interessengemeinschaft bis zu einer gewissen Grenze: Ja. Aber nichts mehr auf Gedeih und Verderb, dem sich jemand für mich ausliefert.
Ich glaube, Ferdinand,
dass es die Sache einer Balance zwischen den Ähnlichkeiten und Unterschieden ist, was eine Beziehung einfach gut macht. Respekt, Vertrauen, Liebe - so sehe ich es auch, es gibt aber viele Paare, die sich gar nicht lieben, Paare wo eine Person von der anderen einfach missachtet wird - und trotzdem sind sie lange Jahre zusammen. Viele Wege führen zum Glück.
Was aber heutzutage die ganze Sache schwierig macht, ist - ein Anfang. Früher liessen die Damen ein Taschentuch fallen (das Beispiel ist natürlich ein wenig scherzhaft), und der Mann wusste: Da kann er sich berechtigt fühlen, die Dame zum Kaffee einzuladen. Heutzutage geht es oft schneller (zu schnell sogar), die Taschetücher werden eher von den Herren fallen lassen, und das erste Treffen gilt oft nicht mehr als ein Versuch: Passen wir im Gespräch zusammen? Mal sehen also, was es sonst noch geben könnte... Ein wenig Mühe gab man sich schon. Heutzutage gibt es wohl wirklich ein zu üppiges Angebot. :)
Mit Grüßen
Christine
@Christine62laechel
Meine Nachbarin Klara hatte so etwas wie eine Checkliste nach ihrem recht früh verstorbenem Mann. Wo liegen meine / des Andern Vorteile; wo kommen wir zusammen / wo nicht, usw. Da waren auch Eventualitäten drin: Wenn es um ihn gesundheitlich heikel wird? Wird er auch bleiben, wenn das bei mir der Fall ist? Und da war dann auch Umsetzung drin: Ihr Kinder müsst euch um euren krebskranken Vater kümmern, ich kann mir das nicht mehr zumuten. Das Auto und die meisten Sachen könnt ihr schon mal abholen.
Wenn man das so sehen kann, gibt es heute wirklich ein Angebot.
Ja, lieber Ferdinand, da sprichst du ganz sicherlich ein Thema an, was ja nicht nur die "ältere Generation" betrifft.
Man kann immer mehr beobachten, dass sich Menschen kaum noch fest "binden" möchten und vor allem nicht Diejenigen, die Scheidungen u.a. hinter sich haben.
Vielleicht sieht man das aber auch besonders in Großstädten, da ist die Anonyminät besonders groß und vor allem sehr gefragt.
Berlin kenne ich sehr gut und u.a ist Berlin ja. auch die "Hauptstadt der Single", hier tummelt sich so ziemlich alles, was nicht im entferntesten etwas mit Partnerschaft zu tun haben möchte.
Ich selbst habe das vor ca. 20 Jahren erlebt und dachte nur bei mir "oh Gott...".
Nicht dass ich verzweifelt suchte aber zumindest konnte ich mir kein Leben ohne einen lieben Partner vorstellen aber vor allem wolte ich es nicht.
Es hätte mir etwas gefehlt...nun hatte ich Glück und habe einen Partner an meiner Seite aber natürlich ist nicht immer alles tutti..., kann auch garnicht und da bin ich ehrlich.
Achtung, Respekt und Verläßlichkeit sind uns wichtig und das schätzen wir aneinander aber natürlich ist auch die Liebe eine Basis.
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man selbst auch etwas "riskieren" sollte, ohne das wirds nie etwas..., denn woher soll man denn wissen, obs passt oder eben nicht...???
Ich weiß, das vielleicht gerade "im Alter" so einiges schwierig ist aber eines sollten wir doch nicht vergessen, Niemand wird vor meiner Tür stehen und anfragen...da muss schon auch etwas von einem selbst kommen und dann kann man immernoch sehen, was sich entwickeln könnte.
Niemand wird gezwungen aber man sollte immer auch wissen, dass zu einer Beziehung zwei gehören. Was kann man schon verlieren...garnichts, nur gewinnen !
Heißt für mich, Mut haben...hatte ich damals im Übrigen auch, sogar sehr viel Mut, es war es mir aber wert ...aber das alles muss wohl Jeder für sich ausmachen.
Liebe gibt es immer..., auch im Alter, man muss es nur zulassen und sollte niemals mit einer Art Checkliste auf Suche gehen.
Kristine
Hallo Ferdinand Du hast einmal sehr gut ein wichtiges Thema unsres Alters aufgearbeitet. Ich darf dazu sagen, ich bin Gott sei dank seit über zwanzig Jahren in einer offenen Partnerschaft, habe aus drei gescheiterten Ehen fünf Kinder und acht Enkel. So bin ich in der glücklichen Lage bis ans Ende meiner Tage nicht allein zu sein.
Aber es sind sehr viele Menschen unter uns, welche leider ganz still und einsam von uns gehen. Das macht mich schon sehr traurig, aber leider ist auch unsere heutige Zeit, in der wir leben einen ganzen Teil schuld daran.
Für mich und meine "Häsin" (wie ich sie nenne) ist Vertrauen und gegenseitige Achtung ein hohes Gut unserer Beziehung.
Dir persönlich alles Gute und einen Gruß vom Klaus
Lieber Ferdinand,
ich wünsche dir den ersehnten und gewünschten Erfolg von ganzem Herzen. Selber hatte ich keine Ambitionen - überhaupt keine! - mich erneut zu binden.
Aber Gottes Wege sind manchmal unergründlich. Heute bin ich sehr glücklich mit Horst und stelle jeden Tag aufs neue fest, welches Glück uns beschieden ist.
Das wünsche ich allen Menschen. Es würde mehr Frieden auf der Welt sein, denke ich.
Nochmals: Viel Erfolg und ich drücke dir feste die Daumen.
Liebe Grüße zu dir
Ingrid
Nun, lieber Ferdinand, das allgegenwärtige Thema einer neuerlichen, sicher aber letzten Partnerschaft im Alter haben wir mit all seinen impliziten Bedenkensebenen in manchem persönlichen Gespräch schon des öfteren erörtert. Erst kürzlich habe ich dabei deutlich formuliert, dass bei allen Lebensprägungen eine neuerlich harmonische Verbindung nur dann eingegangen werden kann, wenn – ich betone das hier explizit – „alles stimmig“ ist. Das aber kommt ja wohl doch einem hohen Lottogewinn gleich, was heißen soll, dass die Chancen zu solch einer rundum absoluten Stimmigkeit äußerst gering sind, vor allem dann, wenn der eine vom anderen erwartet, dass er selbst „glücklich gemacht wird“. Nein, es geht meines Erachtens ausschließlich nur, wenn beide Partnerseiten das Maximum an uneingeschränkter Hingabe für ein gemeinsames Altersglück, gepaart mit dem wohlwollenden Verständnis für das jeweils gelebte Leben einbringen und diese Hingabe tagtäglich ganz bewusst weiter anwachsen lassen. Dazu aber gehört ungemein viel... weit mehr als nur ein intellektuell übereinstimmendes Niveau und naheliegende Interessen, es gehört vor allem die äußerst wichtige Fähigkeit und der ausgeprägte Wille zur uneingeschränkten Herzensbindung hinzu, und zwar im eindeutig klaren Bewusstsein der gegenseitigen Verantwortlichkeit für die Gestaltung jeder noch verbleibenden Stunde des sich unweigerlich dem Ende zhuwandernden Lebens. – Ich bin gespannt, welche prioritären Gedanken zu diesem Thema hier zur Geltung kommen werden.
Offen für eine im erwähnten Sinne absolute Stimmigkeit grüßt dich hochinteressiert Dein Freund
Syrdal
Ihr Lieben alle, die mir zum Blogthema so nett, ausführlich und sehr, sehr interessant kommentiert haben, ich danke Euch allen zunächst erst mal ganz, ganz herzlich!
Ja, ich greife solche Themen bewusst auf, um allen, die dies ausführlich lesen, ggf. auch neue Sichtweiten zur eigenen Situation zu eröffnen. Vielleicht bewegt sich ja dadurch auch was bei den einen oder anderen in Richtung Machbarkeit – würde mich freuen!
Ich habe mir schon immer viele Gedanken zu sozialen Bereichen gemacht und auch einiges anregen oder bewegen können.
Werde die Kommentare noch einzeln beantworten, aber bitte lasst mir Zeit, die bei mir, wie fast bei allen Ruheständlern begrenzt ist, und eigentlich eine Unruhezeit ist.- Ich danke für Euer Verständnis!
Herzliche Grüße
Ferdinand