Gedankenkarussel
Derzeit erleben wir in politischer Hinsicht eine turbulente Zeit.
Irgendwie kam mir dabei der Begriff „Stolz“ in den Sinn.
Wahrscheinlich hat jeder seine eigene Vorstellung davon, was das Wort eigentlich bedeutet.
Ich erinnere mich daran, dass unsere frühere Bundeskanzlerin Frau Merkel nicht selten von „Stolz auf“ gesprochen hat, in verschiedenen Zusammenhängen.
Dabei hatte und habe ich den Eindruck, dass sie sich möglicherweise bei ihren doch häufigen Kontakten mit amerikanischer Politik und amerikanischen Politikern infiziert haben muss. Nämlich mit dem Stolz auf alles Mögliche.
Mich hat das befremdet.
Bei US-Amerikanern gehört der Stolz zur persönlichen und nationalen Identität.
In einem Filmbeitrag sah ich einen alten, schwarzen Mann, kaum Zähne im Mund, klapperdürr und in abgerissener Kleidung.
Er lachte in die Kamera und nuschelte ins Mikrofon:
„I‘m proud to be american.“
Das hat mich erstaunt, ich fragte mich worauf er wohl, auch angesichts seiner Situation, stolz sein mag. Ich dachte, dass es ihm in irgendeiner Weise Halt gegeben haben könnte.
Die Amerikaner haben im Exzeptionalismus eine nationale Ideologie, nach der die USA eine Sonderstellung gegenüber allen anderen Nationen einnehmen.
Auch vielleicht ein Grund dafür, dass der Stolz dort immer und überall gegenwärtig ist.
Ein Spruch sagt:
Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.
Für mich ist Stolz in erster Linie eine menschliche Schwäche,
wir bilden uns z.B. etwas darauf ein, Deutscher, oder Amerikaner oder meinetwegen Spanier zu sein. Was für eine Leistung erbringe ich, dass ich in einem x-beliebigen Land geboren wurde?
Wenn man sich dann im Licht der nationalen Leistungen sonnt,
für uns Deutsche hat sich das nach 2 Weltkriegen weitestgehend erledigt, außer vielleicht auf unsere wirtschaftlichen Leistungen und Hilfsbereitschaft wenn andere in Not geraten sind, sollte man nicht die Schattenseiten vergessen, die jede Nation und sicher auch jeder Mensch mit sich herumträgt.
Wenn man also aus eigenen Leistungen nicht den Schluss zieht alles alleine bewirken zu können, ist die Freude über Geleistetes eine sehr gute Sache und gibt Ansporn für die Zukunft, für andere Aufgaben und vielleicht auch für andere Menschen.
Kommentare (2)
Sei herzlich willkommen im ST.
Dein Thema hat es in sich, oder?
In den USA ist es weit verbreitet, "proud to be an American" zu sagen. Dieser nationale Stolz ist tief verwurzelt und wird oft offen zur Schau gestellt.
Es waere denkbar, dass fruehere Kontakte von Angelika Merkel mit amerikanischen Politikern einen Einfluss auf ihre Wortwahl hatten. Sie sprach manchmal von " Stolz" auf gewisse Errungenschaften.
Stolz ist allerdings keine exclusive amerikanische Eigenschaft, jedes Land, jeder Mensch hat seine eigenen Gruende, stolz zu sein.
Den nationalen Stolz eines anderen Landes wuerde ich nicht wagen zu bewerten, da Stolz eine tief individuelle und kulturell geprägte Emotion ist. Was ist "richtiger" Stolz? Es spiegelt auf jeden Fall auch das wider, was uns oder einer Gemeinschaft wichtig ist.
Während der Amtszeit von A. Merkel war ich haeufiger mal in USA und Leutz dort fragten mich oft nach ihr, da sie dort sehr beliebt war.
Es gab Momente, in denen ich auch ein wenig "proud" war, wie man es dort sagen wuerde 😊 Es fuehlte sich gut an, dass eine deutsche Kanzlerin international so hoch angesehen war...
Fazit:
Stolz ist nicht nur an Nationalität gebunden, sondern geht auch mit dem Ansehen und den Leistungen einer Person einher....
meint mit netten Grüßen
Chris33
Der Begriff "Stolz" kann von Machthabern instrumentalisiert werden, um bestimmte Ziele zu fördern, oft auf eine Art und Weise, die individuelle oder gesellschaftliche Werte ausnutzt.
In politischen Kontexten wird Stolz häufig mit Patriotismus verknüpft, um eine emotionale Bindung an das Vaterland zu erzeugen.
Dadurch werden Menschen ermutigt, Handlungen auszuführen, die sie sonst vielleicht nicht freiwillig tun würden, wie zum Beispiel in den Krieg zu ziehen.
Diese Art der Rhetorik betont die Pflicht, die Ehre und den "Stolz", für das Vaterland zu kämpfen, oft unabhängig davon, ob die betroffene Person wirklich hinter der politischen Agenda steht.
Der Begriff wird dann zur Manipulation genutzt, um Kritik zu unterdrücken und ein Kollektivgefühl zu erzeugen, das individuelle Zweifel beiseite schiebt. Diese Zweckentfremdung von Stolz kann als eine Form von Propaganda gesehen werden, die Menschen eher zu Gehorsam und Selbstaufopferung anregt als zu einer echten Verbundenheit oder persönlichen Erfüllung.