Friedensnobelpreis für WFP
Aus gegebenem Anlass möchte ich heute mal eine kleine Hommage an das World Food Programme schreiben.
Im Jahre 1990 fing mein Mann an, für das Programme zu arbeiten. Der Hauptsitz befindet sich in Rom und operierte zu dem Zeitpunkt noch als ein kleiner Teil der FAO (Food and Agriculture Organisation).
Rom kannten wir beide bis dahin nur als Touristen. Meine größte Sorge wie man in einer großen Metropole mit 3 Kindern eine Bleibe finden sollte, löste sich sehr schnell in Luft auf, da die Italiener eine ganz andere Beziehung zu Kindern haben als wir Deutschen. Wir zogen also um.
Mein Mann ging täglich ins Büro und ich kümmerte mich um den Rest was ohne ein Wort italienisch zu sprechen oft schon eine kleine Herausforderung war.
Wir tauchten in eine völlig neue Welt ein. Wer einmal ein Gebäude der UN betreten hat wird mich verstehen. Menschen aller Nationalitäten und bislang noch nie gehörte, fremdklingende Sprachen aus Ländern, von denen ich vorher nicht einmal eine Ahnung hatte das sie existierten, wuselten um mich herum. Das war alles vor 09/11 und es war damals relativ einfach ins Gebäude zu kommen. Heute gibt es verschärfte Sicherheitsmaßnahmen.
Schnell stellte sich heraus, das die englische Sprache, beim freundschaftlichen Kontakte knüpfen einen wesentlich wichtigeren Stellenwert für mich hatte als die Italienische. Neuankömmlinge (wie wir) wurden sehr schnell integriert. Wir bekamen von vielen Kollegen meines Mannes Einladungen zu Partys, Abendessen usw. Diese nette Geste des "Willkommenheißens" haben wir später auch für uns übernommen und uns so revanchiert.
Außer das sich oft mehr als 30 Menschen verschiedener Nationalitäten in einem Garten aufhielten, brachte auch jeder Haushalt ein Gericht mit. So lernte ich ganz viele kulinarische Köstlichkeiten kennen und lieben. Das Neue, Fremdländische wurde sehr schnell zu einem wesentlichen Bestandteil unserer neuen Lebensform und die Nationalitäten spielten keine Rolle mehr für uns, diese Menschen wurden unsere Freunde und sie hatten Namen. Niemanden interessierte mehr wer woher kam.
Die UN musste immer sehr viel Kritik einstecken, man sollte aber nicht vergessen das hinter jedem Mitarbeiter meistens eine Familie steht, unsere Partner waren oft wochen-/monatelang unterwegs und wir (zu der Zeit hauptsächlich noch Frauen) waren auf uns alleine gestellt. Die Familie bei einigen meiner Freundinnen lebte auf anderen Kontinenten.
Unsere Partner verbrachten Stunden auf irgendwelchen staubigen Kleinstflughäfen mit Warten zu, hausten in ausgebombten Häusern oft ohne Strom, Heizung und ohne warmes Wasser. Mobiltelefone gab es noch nicht, und wenn hatte man kaum Empfang.
Sie übernachteten in Zelten neben Puffottern, Skorpionen und anderem netten Getier. Oft hörte man wochenlang nicht von Ihnen, bis irgendein Kollege dann doch Nachrichten übermitteln konnte.
Als nettes Mitbringsel kamen sie auch oft noch mit Läusen nach Hause.
Viele Mitarbeiter mussten kriegsbedingt evakuiert werden. Die Kinder fanden es aufregend mit einem Panzer von der Schule abgeholt zu werden, die Eltern weniger.
Kollegen und Kolleginnen meines Mannes starben bei Unfällen, Flugzeugabstürzen, an Malaria, wurden erschossen und einige sogar als Geiseln genommen, Fast alle die ich kenne sind mindestens ein-/ wenn nicht mehrmals ausgeraubt worden. Sicherlich all dies passiert Soldaten auch, aber bei den WFP Mitarbeitern handelt es sich um Zivilisten die versuchen ihren Job zu machen.
Katastrophen finden einfach statt und kümmern sich nicht um Kindergeburtstage und andere familiäre Feiern, auch mussten gebuchte Urlaube oft storniert oder abgebrochen werden.
Doch erscheint mir das heute alles belanglos, geblieben sind die positiven Erinnerungen.
Ich durfte viele verschiedene Länder, Menschen und Kulturen kennen lernen und ich danke WFP das mein Mann fast 30 Jahre lang dazu beitragen durfte die Welt ein ganz klein wenig menschlicher zu machen.
Herzlichen Glückwunsch WFP zum Friedensnobelpreis, ihr habt es verdient.
www.wfp.org
Kommentare (3)
@Roxanna
danke liebe Roxanna, es war auch meine Absicht es privat rüberzubringen, seitenlange Zahlen, Tabellen und Statistiken sind nicht meins. Die kann sich jeder der interessiert ist selbst rausgooglen.
Liebe Grüße
globetrotter
Es ist einfach großartig, was da geleistet wird, liebe Globetrotter. Danke, dass du uns diese Organisation, die dazu beiträgt, dass die Welt besser wird, mit deiner Schilderung so "lebendig" nähergebracht hast. Es gehört Mut und Nächstenliebe dazu, sich so einzusetzen und die darin tätigen Menschen haben den Friedensnobelpreis wirklich verdient.
Herzlichen Gruß
Roxanna